Egal, ob christlich oder nicht: Um die Adventszeit führt kein Weg vorbei. Lebkuchen, Kränze, Kerzen – der Vorweihnachtszeit kann sich kaum jemand entziehen. Und das ist auch gut so! Denn neben den süssen Versuchungen ist der Advent vor allem die Zeit der Besinnlichkeit, des Beisammenseins und nicht zuletzt des gemeinsamen Bastelns.
„Advent“ bedeutet Ankunft. Gemeint ist natürlich die Ankunft Jesu, der bekanntlich an Heiligabend das Licht der Welt erblickte. In der Adventszeit bereitet sich die Christenheit auf das Fest der Geburt Jesu, auf Weihnachten, vor. Das Brauchtum im Dezember spielt sogar eine noch wichtigere Rolle als in der Osterzeit. Welche Bedeutung haben Adventskranz, Lichterbogen und Co. – und welche Bräuche sind damit verbunden?
Der Adventskranz, ein ganz aus Tannenzweigen geflochtener oder aber mit Tannenzweigen ummantelter Stroh- oder Styroporkranz, ist der wohl bekannteste Adventsschmuck. Auf ihm befinden sich vier Kerzen, die an den vier Adventssonntagen nacheinander entzündet werden. Die Zunahme des Lichts gilt als Ausdruck der steigenden Erwartung der Geburt Jesu Christi, dem „Licht der Welt“.
Neben seiner feierlichen Bedeutung verkürzt der Adventskranz den Kindern die Zeit bis Weihnachten – übrigens tatsächlich der Grund, weshalb er 1839 im evangelischen Norddeutschland von Johann Hinrich Wichern eingeführt wurde. Der Hamburger Theologe hatte sich 1833 einiger in Armut lebender Kinder angenommen. Da sie während der Adventszeit ständig fragten, wann denn endlich Weihnachten sei, bastelte er 1839 aus einem alten Wagenrad eine Art Kalender: einen Holzkranz mit 20 kleinen roten und vier grossen, weissen Kerzen. Aus diesem Kalender entwickelte sich schliesslich unser Adventskranz mit vier Kerzen.
Adventskränze können Sie überall kaufen, doch mehr Spass macht es, sie selbst zu basteln. Das ist besonders für Familien mit Kindern schön, denn schon die Kleinsten können bei der Dekoration mithelfen. Da Adventskränze meist mit Draht zusammengehalten werden, ist es wichtig darauf zu achten, dass sich die Kinder beim Basteln nicht verletzen. Wer Kleinkinder hat, kann statt Kerzen übrigens auch eine Lichterkette oder künstliche Teelichter verwenden.
Hübsch ist es, die Dekoration aus typischen Winterutensilien zu zaubern: aus Zimtstangen etwa oder getrockneten Orangen- und Apfelscheiben. Dazu passen Strohsterne sowie verschiedene Zapfen und Nüsse. Je nach Geschmack kann der Kranz ausserdem mit Christbaumkugeln oder Glöckchen verziert und mit Geschenkband umwindet werden. Bei der Farbgebung sind kaum Grenzen gesetzt: Klassisch weihnachtlich sind feierliches Gold oder heimeliges Rot.
Übrigens: Anstelle der Tannenzweige kann auch Moos um den Kranz gewickelt werden.
Der Adventskalender gehört seit Mitte des 19. Jahrhunderts zum christlichen Brauchtum. Auch seine Ursprünge liegen in Deutschland. Die Idee stammt aus dem protestantischen Umfeld, wie auch jene des Adventskranzes. Der Sinn ist ebenfalls derselbe: Er soll Kindern die Wartezeit bis zum Weihnachtsfest versüssen.
Im 19. Jahrhundert hängten Familien im Dezember Tag für Tag 24 Bilder an die Wand. Oder noch einfacher: Sie malten Kreidestriche an die Tür, von denen die Kinder täglich einen Strich wegwischen durften. In katholischen Haushalten wurden alternativ nacheinander 24 Strohhalme in eine Krippe gelegt. Alternative Formen des Adventskalenders waren die Weihnachtsuhr oder eine Adventskerze, die jeden Tag bis zur nächsten Markierung abgebrannt wurde – eine skandinavische Tradition.
Heutzutage dominieren Adventskalender mit 24 kleinen Türchen. Sie lassen sich in unendlich vielen Varianten kaufen – mit aufklappbaren Bildern, mit Schokolade oder auch mit Spielsachen gefüllt. Wer Zeit und Lust hat, bastelt den Kalender selbst. Dazu können etwa 24 Jutesäckchen, bunte Briefumschläge (ideal für Gutscheine) oder kleine Geschenkpakete an einer Leine aufgehangen werden. Wichtig: Zahlen nicht vergessen!
Es gibt natürlich auch vorgefertigte Holzhäuschen oder Eisenbahnen mit 24 Schubladen zu kaufen, die nur noch befüllt werden müssen. Wer mehr Zeit und Musse mitbringt, kann sich auch etwas ganz Besonderes einfallen lassen und zum Beispiel eine kleine Weihnachtsstadt mit 24 Häusern basteln. Dafür eignen sich weiss oder bunt bemalte Konfi-, Honig- oder Einmachgläser, denen ein Dach aus Karton aufgesetzt wird und die mit Hilfe von Lichterketten oder künstlichen Teelichtern zum Leben erweckt werden. Was für eine wunderschöne Überraschung!
Der Lichterbogen, der wie ein Scherenschnitt anmutet, ist vor allem in Ostdeutschland sowie im nördlichen Bayern verbreitet. Die mit Kerzen beleuchteten Schwibbögen, die ans Fenster gestellt werden, sind ein Relikt erzgebirgischer Bergarbeitertradition: In der dunklen Jahreszeit sollte er Licht in die Dunkelheit bringen – die Bergleute rückten während der Wintermonate nämlich noch bei Dunkelheit in den Stollen ein und verliessen ihn erst nach Einbruch der Dunkelheit wieder. Die Lichter der Schwibbögen symbolisierten die Grubenlaternen. Ein vollständiger Lichtbogen am Haus bedeutete, dass alle Arbeiter dieses Hauses wohlbehalten aus der Grube zurückgekommen waren.
Heute ist der Lichterbogen nicht nur mit Motiven aus dem Arbeits- und Lebensalltag der Bergarbeiter geschmückt. Möglich sind auch Winterlandschaften, klassische Weihnachtsmotive, Tiere oder was sonst das Herz begehrt. Basteln lässt sich ein solcher Bogen am besten aus Holz. Als Beleuchtung eignen sich neben traditionellen Kerzen auch LED-Lichterketten.
Wer den gesamten Bogen mit all seinen Motiven aus Holz bastelt, braucht ein wenig handwerkliches Geschick. Der Umgang mit der Laubsäge will geübt sein. Doch jeder kann einen Lichterbogen basteln: Der Holzbogen kann auch ganz einfach gehalten sein. Nicht einmal Tannenbäume oder Schneemänner müssen ihn zieren. Wichtiger ist das Motiv in der Mitte, also die Füllung des Halbkreises – und die muss nicht unbedingt aus Holzschnitzereien bestehen. Sie können alternativ eine milchig-weisse Plexiglasscheibe gravieren (Tipp: Motiv mit Bleistift vorzeichnen!) oder aber – die wohl einfachste Variante – Motive aus schwarzem Karton ausschneiden und mit buntem Transparentpapier hinterlegen.
Übrigens: Auch einfache Fensterbilder aus Karton und Transparentpapier lassen Adventsstimmung aufkommen. Wählen Sie dazu weihnachtliche oder auch märchenhafte Motive. Zum Beispiel das Bild des Sterntaler-Märchens, auf dem ein Kind die vom Himmel fallenden Sterne in seinem Kleid einfängt.