Bei Käfer, Topolino und Simca

Jungjournalisten zu Besuch in einer Oldtimer-Garage in Oberweningen ZH.

SaW Redaktion
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Touring-Garage-Geschäftsführerin Katrin Rau mit Ramona und Elvin. Foto: Luan Rama

Touring-Garage-Geschäftsführerin Katrin Rau mit Ramona und Elvin. Foto: Luan Rama

Schweiz am Wochenende

Von Elvin Philip Mariathas
Frau Rau, welches ist Ihr Lieblingsmodell unter den Oldtimern?
Katrin Rau: Es gibt sehr viele schöne Modelle. Mein Favorit ist aber der Porsche 911.
Welche Voraussetzungen muss ein Auto erfüllen, damit es zum Oldtimer wird?
Ein Oldtimer muss mindestens 30 Jahre alt sein. Dann kann man auf dem Strassenverkehrsamt die sogenannte Veteranenzulassung beantragen. Das Auto muss in einem originalen Zustand sein, auch was das Aussehen betrifft.
Wie sind Sie dazugekommen, sich mit Oldtimern zu beschäftigen?
Das ist sicher der Verdienst meines Vaters, der das Geschäft schon führte, als ich auf die Welt kam. Das heisst, ich wurde sozusagen mit dem Geschäft gross. Ich konnte meinen Vater schon als kleines Kind oft an Treffen und Auktionen begleiten.
Erzählen Sie uns etwas über die Geschichte Ihrer Oldtimer-Garage.
Mein Vater gründete die Garage 1977. Er übernahm damals eine Renault-Vertretung. Als Hobby, aus Leidenschaft und Liebe zu alten, herzigen Autos, wie den VW Käfer oder den Fiat Topolino, führte er nebenbei Oldtimer.
Woher haben Sie die Oldtimer?
Zu 99 Prozent stammen sie aus der Schweiz, von Privatpersonen, sei das aus Erbschaften oder aus Familiennachlässen. Zu uns kommen viele Kunden, die etwas kaufen und kehren in fünf Jahren wieder zurück zum Tauschen.
Wer sind Ihre Kunden?
Sie verteilen sich über die ganze Schweiz, stammen aber auch aus dem Ausland. Wir lieferten Autos schon nach Finnland und Amerika.
Welche Modelle und Marken verkaufen Sie am liebsten oder am häufigsten?
Am besten verkaufen wir Autos von Marken, die man gut kennt, nämlich Porsche, Mercedes, Alfa Romeo und Jaguar. Schwierig ist es, Modelle zu verkaufen, von denen es nur wenige Exemplare gab oder unbekannte Marken, wie die französischen Marke Simca, die heute nur noch wenige Leute kennen.
Welche Dienstleistungen bieten Sie in der Werkstatt an?
Wir bieten relativ umfassende Dienstleistungen an. Unser Fachgebiet ist jedoch der Handel: Wir kaufen und verkaufen. Wir haben eine eigene Werkstatt, in der wir alles Mechanische erledigen. Wir führen Schätzungen für Versicherungen und Erbgemeinschaften durch, holen Autos ab oder bringen sie zurück. Wir verkaufen viele Ersatzteile.
Nehmen Sie mit Ihren Oldtimern und Rennwagen an Rallys teil?
Ja, ich nehme oft an Rallys teil, nicht unbedingt an Rennen, bei denen es um die schnellste Zeit geht oder um eine bestimmte Strecke. Dies machen wir mit den Oldtimern sehr selten. Es gibt viele Rallys in der Schweiz, Deutschland, Österreich und Italien, welche geschicktes Fahren verlangen, samt eingebauten Prüfungen oder Fragen.
Wie gehen Sie vor, wenn jemand seinen Oldtimer von Ihnen restaurieren lassen will?
Mechanisch machen wir alles, sei es auch die vollständige Restauration eines Wagens, der dreissig oder mehr Jahre herumstand. Wir beraten den Kunden, um herauszufinden, was er möchte. Einen Oldtimer restaurieren zu lassen, kann schnell viel Geld kosten. Wenn ich zum Beispiel bei einem sich in gutem Zustand befindenden VW Käfer, mit dem der Kunde zu mir kommt, alles neu machen müsste, kostete dies 40 000 Franken.
Welche Revisionen machen Sie am häufigsten?
Am meisten machen wir allgemeine Services, revidieren die Bremsen und Auspuffe.
Woher beziehen Sie die Ersatzteile für Revisionen?
Den grössten Teil beziehen wir von der Firma Derendinger. Markenspezifische oder solche von ganz alten Autos aus den Vierziger- oder Fünfzigerjahren beziehen wir von der entsprechenden Automarke, für einen alten MG zum Beispiel von einem Lieferanten für MG-Teile. Als bewährte Firma haben wir gute Kontakte zu vielen Schweizer Anbietern.
Wovon träumen Sie? Ihr grösster Traum ist ja mit der Übernahme der Garage in Erfüllung gegangen.
Ja klar, Träume muss man immer haben. Ein Riesentraum ist es, dass ich das Geschäft so weiterführen kann, wie es ist. Und ich hoffe natürlich, dass der Maserati den Weg zurück zu mir wieder finden wird! Dies ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Bei einem Preis von einer halben Million Franken ist der Wagen mittlerweile so teuer, dass er für mich unerschwinglich ist.
Haben Sie vor lauter Geschäftstätigkeit überhaupt noch Zeit zum Reisen?
Ja, diese Zeit nehme ich mir, denn ich reise sehr gerne. Im Frühling und Sommer ist bei uns Hochsaison, in der ich meist da und häufig geschäftlich unterwegs bin. Aber auch dann nehme ich mir die Zeit zum Ausspannen.
Was ist Ihr nächstes Reiseziel?
Über die bevorstehenden Feiertage verbringe ich Sportferien im Bündnerland. Im Februar reise ich nach Amerika.
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