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Die Kirchgemeinde Koppigen führte zusammen mit der Institution «Gump- & Drahtesel» am Samstag eine etwas ungewöhnliche Aktion durch: Gemeinsam wurden Fahrräder gesammelt, die dann repariert nach Afrika verschifft werden.
Die Kirchgemeinde Koppigen führte zusammen mit der Institution «Gump- & Drahtesel» am Samstag eine etwas ungewöhnliche Aktion durch: Gemeinsam wurden Fahrräder gesammelt, die dann repariert nach Afrika verschifft werden. Teilgenommen an dieser Aktion haben die Dörfer Koppigen, Alchenstorf, Höchstetten und Willadingen. Die Initiative zu diesem Velosammeltag hatte die Gemeindeschreiberin von Hellsau und Höchstetten, Ursula Bieri, ergriffen. Sie sei durch die Medien auf das Projekt aufmerksam geworden, sehr zur Freude der sozialen Institution, die die Fahrräder wieder fahrtüchtig macht.
Das Wetter schien dem Sammeln zuerst einen Strich durch die Rechnung gemacht zu haben. Trüb und nass zeigte sich die Natur nicht von ihrer besten Seite. Eine Stunde nach Sammelbeginn waren in Höchstetten 12 Fahrräder an die Mauer des Werkhofes angelehnt, in Willadingen kein einziges anzutreffen. «Dies muss nicht heissen, dass keine abgegeben wurden», beschwichtigt Peter Kindler aus der Gemeinde Koppigen. In so kleinen Dörfern werde dies manchmal bilateral abgesprochen, zumal die Fahrräder erst am Montag abgeholt würden.
Lokale Weiterverwendung
In Alchenstorf fuhr Peter Pauli mit zwei Velos im Kofferraum auf den Vorplatz des Feuerwehrmagazins. Das eine davon ist noch mit einem Werbeschild seines Coiffeursalons versehen. «Wer weiss, vielleicht machen sie in Afrika bald Werbung dafür?», sagt er und schmunzelt. Die beiden Fahrräder brauche er halt nun nicht mehr, «und schliesslich kann man sie hier für einen guten Zweck abgeben.»
In der Tat: Die Fahrräder werden am Montag eingesammelt und nach Liebefeld transportiert. Dort werden sie von Erwerbslosen wieder instand gestellt und anschliessend nach Burkina Faso, Eritrea, Tansania oder Ghana verschifft. Am jeweiligen Bestimmungsort nehmen ortsansässige, soziale Institutionen die Fahrräder in Empfang, die für den Aufbau von lokalen Velo-Kreisläufen weiterverwendet werden.
Emotionaler Abschied
Im Werkhof Koppigen wartete bereits um 10.30 Uhr eine schiere Flut an Fahrrädern auf den Lastwagen, der sie heute Montag abholen kommt. Darunter waren einige sehr gut erhaltene Bikes zu finden, viele Kindervelos, ältere Damenfahrräder und Drahtesel aus den 30er- bis 40er-Jahren. «Zwischen 9 und 10 Uhr herrschte hier reger Betrieb», erklärt der Werkhofmitarbeiter Stefan Schürch. Für manche sei der Abschied von den Fahrrädern schon etwas emotional gewesen, vor allem für die Älteren. «Es gab einige berührende Geschichten. So etwa, was das Fahrrad in so vielen Jahrzehnten alles mitgemacht hat. Oder dass das Velo eines der letzten materiellen Erinnerungsgüter an den verstorbenen Lebenspartner sei.» Den Kindern sei der Abschied meist nicht schwer gefallen, «da zu Hause ja bereits ein neues Fahrrad auf sie warte», sagte Schürch.
Hans Mühlemann kennt die Geschichte seiner beiden Fahrräder ebenfalls. «Meine Söhne brauchten die jeweils während ihrer Lehre.
Nun sind sie fertig und die Velos haben ausgedient», so der Koppiger. Der Werkhofmitarbeiter ging davon aus, bis Ende der Sammelzeit allein in Koppigen zwischen 70 und 80 Velos zusammenzuhaben.
Diese Zahl schien sehr realistisch, zumal schon von früher über 50 Fahrräder eingelagert waren. Zusammen mit den Velos aus den anderen Dörfern dürfte die Anzahl von 100 überschritten worden sein. Davon seien rund 80 Prozent in gutem bis sehr gutem Zustand. Für die anderen 20 Prozent sei man natürlich auch sehr dankbar, «schliesslich liefern auch die kaputtesten Fahrräder noch brauchbare Ersatzteile», so Schürch.
Wer ebenfalls einen Velosammeltag durchführen will, kann sich unter www.velosfuerafrika.ch informieren.