Den Männerchor Leimiswil gibt es bereits seit 100 Jahren. Klar, dass dieses Jubiläum gross gefeiert wird. Am letzten Juni-Wochenende gibt es einen Fürobehöck mit Bar und Grill, das Sängertreffen und am 1. Juli einen Brunch.
Hundert Jahre sind eine lange Zeit. Mehr als die Hälfte davon, nämlich 60 Jahre, sind Hansruedi Christen (77) und Anton Käser (80) als aktive Sänger dabei. «Dieser Chor ist für mich etwas Wunderbares», sagt Anton Käser, der mit seinen 80 Jahren der älteste aktive Sänger im Leimiswiler Chor ist. Drum war es für ihn auch keine Frage, dass er, obwohl im letzten Herbst Wittwer geworden, diese Geselligkeit weiterhin geniesst. «Für mich ist das Zusammensein mit meinen Sängerkollegen eine Erholung», sagt er.
Mitreissender Vorstand
«Wir hatten während der ganzen 60 Jahre, seit ich dabei bin, nie einen Querschläger im Verein», blickt Käser dankbar zurück. «Das ist nicht selbstverständlich.» Sehr viel habe sich nicht verändert. Weil der Chor aber vor allem aus Landwirten bestand, wurde früher im Sommer weniger gesungen. Auch habe immer mal einer gefehlt, weil er auf dem Hof zu tun hatte. «Heute sind wir in jeder Probe beinahe vollzählig.»
Der ehemalige Landwirt betreute einige Jahre die Kasse des Vereins. Für den heutigen Vorstand hat er nur lobende Worte. «Die machen das alle sehr gut. Sie können uns mitreissen.»
Das hat ihm sicher geholfen, sich an die englischen Lieder zu gewöhnen, die heute zum Repertoire gehören. «Das war am Anfang schon etwas speziell», gibt er zu. Weil nicht alle Chormitglieder Englisch sprechen, erhalten sie vom Dirigenten jeweils ein Blatt mit dem phonetischen Liedtext. «Offenbar machen wir es gut, dem Publikum gefällt es jedenfalls», sagt er und lacht. Überhaupt sei es schön, wenn man gerühmt werde. «Dann weiss man, warum man jede Woche übt.»
Moderne Lieder finden Anklang
Obwohl er Verständnis dafür hat, dass die jungen Dirigenten heute modernere Songs einstudieren wollen, vermisst Käser doch die alten Lieder. «Mich würde es schon sehr freuen, wenn wir, statt neue Blätter zu kaufen, das alte Liederbuch mehr berücksichtigen würden», gibt er zu. «Damit will ich aber unseren Dirigenten nicht kritisieren, denn er macht das sehr gut», fügt er sofort an.
Im Männerchor Leimiswil singen heute 28 aktive Mitglieder. «Wir Älteren sind schon in der Überzahl», weiss Käser. Er ist aber stolz, dass der Verein immer selbstständig blieb und nicht zum Gemischten Chor fusionierte. Der «Benjamin» im Chor, Iwan Scherer, ist 23 Jahre alt.
«Obwohl wir als Männerchor eines Dorfes auf die Mitgliederzahl stolz sein dürfen, sind neue Sänger in allen Stimmlagen jederzeit herzlich willkommen», betont Dirigent Lukas Ryser.
60-seitige Chronik
Ein Rückblick auf die 100 Jahre liefert zum Jubiläum eine Chronik, die in einer Auflage von 100 Exemplaren erscheint. Ein Müsterchen daraus: Im Protokoll vom 2. November 1985 dankt der Vorstand Vreni Christen mit einem Geschenk für ihre Hilfsbereitschaft. Denn das Wirtepaar hatte jahrlang das Schlafzimmer für die Tombola zur Verfügung gestellt.
«Ein Höhepunkt in unserer Geschichte war sicher das gemeinsame Konzert mit den weltberühmten Don Kosaken aus Russland vom Dezember 2008 in der Kirche in Herzogenbuchsee», blickt Lukas Ryser auf seine Zeit zurück. «Ich durfte damals den Gesamtchor dirigieren. Darauf bin ich schon etwas stolz», sagt er. Der 45-Jährige hat den Leimiswiler Chor 2004 übernommen.
Zum Geburtstag ein Klavier
Jeder Jubilar erhält ein Geschenk. Der Männerchor Leimiswil macht sich selber eines – er leistet sich ein Klavier. Die Finanzierung läuft via Sponsoring: Eine weisse Taste kostet 100 Franken, eine schwarz 50 und eine Oktave 800 Franken. «Erfreulicherweise haben viele gleich eine ganze Oktave gekauft», sagt Ryser. Das Geld sei deshalb zu einem grossen Teil bereits vorhanden. «Wir nehmen aber gerne weiterhin Spenden entgegen.»
Theater als fester Bestandteil
Ein wichtiger Teil des Männerchors Leimiswil war und ist das Theater. Davon zeugt in der Chronik ein Theaterprogramm von 1948, in dem nicht einmal erwähnt ist, dass auch Lieder dargeboten werden.
In den letzten Jahren hat das Theater noch an Popularität gewonnen. Seit fast einem Vierteljahrhundert wählt Monika Minder – übrigens die Mutter des Dirigenten Lukas Ryser und des Vizedirigenten Marc Minder – die Stücke aus, sucht nach geeigneten Laiendarstellern und führt Regie. Manchmal sogar vom Spitalbett aus, wie dieses Jahr, als sie wegen Komplikationen nach einer Knieoperation nicht vor Ort sein konnte. «Wir haben ihr die Premiere via Webcam ins Spital übertragen», sagt Ryser. Als Dank sozusagen, denn immerhin bescheren die Aufführungen dem Männerchor an den sechs Tagen jeweils über 1000 Besucher.