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Vereinsmeldung
Es war ein unrühmliches Ende einer Ära an jenem Donnerstagabend Mitte März in der heimischen Sandgrubenhalle. Soeben hatte die NLB-Herrenmannschaft von Unihockey Basel Regio das letzte Heimspiel der Halbfinal-Playoff-Serie gegen den UHT Eggiwil gewonnen und sich erneut für die NLA-Aufstiegsplayoffs qualifiziert. Wo normalerweise eine volle Halle und lauter fröhliche Gesichter zu erwarten wären, schlich sich bereits nach Spielschluss eine melancholisch-traurige Stimmung in die Mimik aller Anwesenden. Die Saison wurde nach diesem Spiel am nächsten Tag aufgrund des Corona-Virus vorzeitig beendet.
Für Antti Peiponen war es deshalb das letzte Spiel, welches er in seiner Funktion als Chefcoach von Unihockey Basel Regio beobachtete. Er war aufgrund eines hartnäckigen Infekts über Wochen nicht mehr bei der Mannschaft und konnte auch das letzte Spiel nicht an der Bande verfolgen. Peiponen schaut deshalb auch mit etwas Wehmut auf seine letzten Monate in Basel zurück: «Natürlich war dieser Moment persönlich sehr schwierig und entsprach nicht meinem Traum, wie die Reise mit diesem Team zu Ende gehen sollte. Doch bereits in der Viertelfinal-Serie gegen Unihockey Langenthal-Aarwangen begann ich zu ahnen, in welche Richtung unsere Saison wohl gehen würde. Deshalb kam dieser Entscheid, die Saison abzubrechen, für mich nicht sehr überraschend.»
Vom Abstiegskandidaten zum Aufstiegsaspiranten in die Nationalliga A - Peiponen hievte den Verein in sportlicher Hinsicht auf ein höheres Level
Rückblickend war die Reise des Finnen ans Rheinknie - trotz des jähen Endes - eine Erfolgsgeschichte. Peiponen prägte den Verein seit der Saison 2014/2015 und war massgeblich an dessen positiver sportlicher Entwicklung beteiligt. Herauszuheben sind insbesondere seine Verdienste als Co-Trainer und Cheftrainer des Herrenteams, das sich unter seiner Ägide von einem abstiegsgefährdeten 1. Liga-Team zu einem Aufstiegsaspiranten in die Nationalliga A mauserte. In seinem ersten Jahr in Basel spielte er gar noch selbst im Fanionteam mit, ehe er ganz auf die andere Seite der Bande wechselte und mit seinem unermüdlichen Engagement für sportliche Höhenflüge sorgte. Doch auch im Nachwuchsbereich hinterlässt der 30-jährige Finne seine Spuren. Während seiner Zeit in Basel amtete er auch als Ausbildungsverantwortlicher des Vereins. Mittlerweile spielt die überwiegende Anzahl der Nachwuchsteams in den höchsten Ligen der Schweiz. Mit ein Grund für diese Entwicklung bei den Junioren und Juniorinnen ist der kontinuierliche Aufbau des Regionalen Unihockey-Leistungszentrums, welches den talentierten Basler Nachwuchshoffnungen ein optimales Umfeld bietet und mit der Hilfe sowie dem Know-how von Peiponen aufgebaut wurde.
Antti Peiponen bleibt dem Verein aber nicht nur aufgrund seines taktischen Verständnisses und seiner Liebe für die kleinsten Details des Unihockeysports in Erinnerung, sondern auch als Mensch, der gar nicht dem Klischee des reservierten und wortkargen Finnen entspricht. Durch seine Offenheit und seine freundliche Art war er im Verein sehr schnell integriert und befand sich stets auf der gleichen Wellenlänge wie seine Spieler-/innen. Manch ein Vereinsmitglied wird sich zudem noch an die ein oder andere Anekdote erinnern, wie etwa seine kreativen Wortneuschöpfungen, die sich aus den Sprachen Finnisch, Deutsch, Englisch und Schweizerdialekt zusammensetzten und doch von fast allen verstanden wurden.
Schlussendlich bleibt dem Verein nur noch Antti von ganzem Herzen für sein Engagement bei Unihockey Basel Regio zu bedanken und wünscht ihm nur das Beste in seiner alten Heimat. Ein ausführliches Interview mit ihm findet sich unten.
In diesem Sinne: «Kiitos Antti!»
Neues Gesicht in Basel - auf zu neuen Höhenflügen?
Gleichzeitig mit dem Abgang von Peiponen kann der Verein auf dieser wichtigen Position bereits ein neues Gesicht vorstellen. Ab Sommer übernimmt Jami Herrala das Ruder des Fanionteams und amtet, wie bereits Peiponen, gleichzeitig als Ausbildungsverantwortlicher des gesamten Vereins. Herrala bringt viel Erfahrung aus den höchsten Ligen Finnlands mit. So feierte er etwa einige Erfolge bei seiner Tätigkeit mit den Juniorenteams (U18 und U21) von Oulun Luistinseura (OLS), mit denen er als Headcoach unter anderem die finnische Nachwuchsmeisterschaft gewann. Auch übernahm er während dreier Jahre die Geschicke des Herrenteams von OLS in der höchsten finnischen Liga. Die nächste Trainerstation führte ihn vom Norden Finnlands in den Südwesten nach Tampere, wo er beim SC Classic wiederrum die Geschicke der U18 sowie U21-Männerteams leitete. Zeitgleich war er als Trainer beim Frauenteam von Classic engagiert, mit welchem er 2018 im finnischen Pendant zum Superfinal stand.
Patrick Mendelin, Sportchef von Unihockey Basel Regio, blickt deshalb zuversichtlich in die Zukunft: «Herrala bringt eine enorme Begeisterung für unseren Sport mit. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass er mit seinen Erfahrungen aus den höchsten finnischen Ligen aller Stufen unseren Verein in den nächsten Jahren bereichern wird.»
Antti, du kamst im Jahr 2014 aus Finnland nach Basel. Was war dein erster Eindruck des Vereins?
Antti: Für mich begann die Zeit in der Schweiz mit einem kleinen Kulturschock. In Finnland arbeitete ich für den grössten Unihockeyclub der Welt mit etwa 1500 Mitgliedern. Allein schon die professionelle Organisation in meinem damaligen Team (U21-Junioren) war völlig unterschiedlich im Vergleich zu der Ausgangslage in Basel. Was mich allerdings sehr positiv überrascht hat war der Zusammenhalt bei Unihockey Basel Regio. Es war zwar alles eine Nummer kleiner, dafür unterstützte man sich innerhalb des Vereins viel mehr, um die Ziele zu erreichen. Die gleiche Atmosphäre spüre ich auch heute noch im Club. Dies ist etwas, was auch für die Zukunft unheimlich wichtig sein wird.
Wenn du an deine sechs Jahre hier zurückdenkst: Was waren die grössten Fortschritte, welche der Verein auf der sportlichen Ebene gemacht hat?
Wir brachten mehr Struktur und Organisation in unsere Trainings sowie Saisonplanungen und haben unsere Trainingsmethoden an die neuen Erfordernisse unseres Sports angepasst. In den ersten Jahren haben wir vieles noch nach alten Mustern gemacht, ohne uns zu überlegen, was wir in der Zukunft wirklich brauchen werden. Mit der Zeit begannen wir uns deshalb vermehrt auch selbst zu entwickeln und kopierten nicht nur andere Trainingsmethoden und /-inhalte. Diese Entwicklung fand gleichzeitig auch bei den Spielern statt, welche sich noch mehr dem gemeinsamen Ziel verschrieben. Der Leistungsgedanke begann sich langsam auch in ihren Köpfen festzusetzen, was wiederrum zu einer Steigerung der Trainingsqualität führte. In den letzten Jahren verspürte ich von vielen Spielern das «Commitment» für den Sport und den Willen, so viel wie möglich für das Unihockey zu investieren. Vor allem die Etablierung des Regionalen Leistungszentrums hat uns hier sehr geholfen, damit bereits die Junioren und Juniorinnen mehr Zeit investieren können und somit besser werden.
Du hast soeben die heutigen Erfordernisse des Unihockeys angesprochen. Was für Eigenschaften und Fähigkeiten werden in der Zukunft für das Bestehen auf höchstem Level benötigt? Wo siehst du die grössten Herausforderungen auch für Unihockey Basel Regio?
Aus meiner Sicht wird das Spiel immer schneller und technischer. Als ich nach Basel gekommen bin, war der technische Aspekt der grösste Unterschied zwischen dem Spielstil Finnlands und demjenigen der Schweiz. Während fast alle Mannschaften in der Schweiz physisch schon ziemlich weit waren, hinkten die technischen Fähigkeiten hinter dem Niveau in Finnland und Schweden her. Auch wenn in den letzten Jahren in diesem Bereich Fortschritte erkennbar waren, so besteht hier meiner Meinung nach immer noch Handlungsbedarf.
Die Weltspitze rückte in den letzten Jahren mehr zusammen, weshalb es in der Zukunft wohl komplettere Spieler/-innen braucht - die mehrere positive Eigenschaften vereinen, um auf ein höheres Level zu kommen. Was immer enorm wichtig sein wird, und auch in meiner Spielphilosophie zuoberst steht, ist die Spielübersicht.
Insgesamt müssen die Spieler/-innen von Unihockey Basel Regio noch mehr Zeit ins Unihockey investieren können, um mit den besten Mannschaften mitzuspielen. Ein gutes Zeitmanagement und die Leidenschaft für den Sport führen zweifelsohne zum Erfolg.
Lenken wir den Fokus wieder etwas mehr auf deine Person. Was wirst du am meisten an der Schweiz und speziell an unserem Verein vermissen?
In der Schweiz ist es wohl die Natur, welche mich am meisten beeindruckt hat. Bei Basel Regio schätze ich die Menschen im Verein sehr, welche ich hier kennenlernen durfte. Sie waren der Grund, wieso ich so lange in Basel geblieben bin. Die Zusammenarbeit im Klub war einmalig!
Was sind deine Pläne in deiner neuen alten Heimat Finnland? Was wirst du in Zukunft machen?
Meine Freundin und ich sind nach Turku gezogen (eine Stadt im Südwesten des Landes). Eigentlich war geplant, dass ich ab 1. Mai das U21A-Team von TPS Turku trainieren und gleichzeitig die Leitung der Unihockeyschulen des Klubs übernehmen werde. Aufgrund der momentanen Lage erscheint nun alles etwas ungewiss. Trotzdem bin ich sehr gespannt und freue mich auf die neuen Aufgaben, da der Verein auf einem sehr hohen Level agiert. Die Juniorenförderung wird grossgeschrieben und auch das Fanionteam etabliert sich an der Spitze der höchsten finnischen Liga.
Zum Abschluss unseres Gesprächs: Gibt es etwas, was du der UBR-Familie noch mitteilen möchtest?
Ich möchte mich bei allen für diese wundervollen sechs Jahre bedanken. Ich bin mir auch sicher, dass ich wieder einmal in Basel vorbeikommen werde. Natürlich dürft ihr euch ebenfalls melden, falls euch der Zufall nach Finnland verschlägt, dann können wir uns in Turku auf einen Kaffee treffen.
Zuerst wünsche ich aber allen eine gute Gesundheit in dieser schwierigen Zeit. Thank you, Tschüüss, Ciao-ciao!