Schöner Abschlussabend des ökumenischen Projektes "Aarau liest die Bibel".
Wunderbares ist geschehen: Acht verschiedene christliche Gemeinden in unserer Stadt haben sich zusammengefunden, um sich gemeinsam mit dem Markusevangelium auseinander zu setzen.
Verantwortliche des Theologisch-Diakonischen Seminars, der Minoritätsgemeinde, der Evangelisch-methodistischen Gemeinde, der Freien Christengemeinde, der Heilsarmee, der Pfarrei Peter und Paul, der Christkatholischen und der Reformierten Kirchgemeinde fanden sich zu einem Leitungsteam für sechs Workshops zusammen. Und so wurden zum Beispiel die katholische Katechetin und der reformierte Pfarrer, die katholische Seelsorgerin und der Pfarrer der Minoritätsgemeinde, der katholische Pfarreileiter und der Dozent am TDS zu Werkstattleitern. Das gemeinsame Ziel wurde gewichtiger als die vielleicht unterschiedlichen Auffassungen und Wege. Da wurden auch neue Fäden geknüpft, alte verfestigt.
Doch was sind Leiter und Leiterinnen ohne Teilnehmende? Diese liessen sich motivieren, waren da, machten mit. Über hundert Personen meldeten sich an und besuchten die Werk-Stätten mit Begeisterung und Engagement. Sich auf vielfältige, ungewohnte Art mit einem Bibelbuch zu beschäftigen, fand grossen Anklang. Es war gar nicht möglich, an der Abschlussfeier die Dichte des Erlebten in den Gruppen mitzuteilen; nicht zu reden über dort aufbrechende Gefühle und Erkenntnisse von Einzelnen. Es ging um Einblicke.
Eine Gruppe befasste sich eingehend mit dem Judentum. Ob gemeinsam gesungene jiddische Lieder, koscheres Essen, jüdischer Witz oder und Weisheiten, eindrückliche Klezmer-Musik zu Beginn und Abschluss der Feier - diese Gruppe bildete den gehaltvollen Rahmen des Abends.
Gemalte Bilder zum Markusevangelium, ein musikalisch umgesetztes Werk, Texte aus der Literatur bewegte eine andere Gruppe und bestimmte den Gedankenaustausch untereinander.
Geschichten um Jesus war eine andere Annäherung. In Rollen schlüpfen und sie aus persönlicher Sicht spielen. Was sagt die Geschichte uns aus heutiger Sicht? Was sind die schwarzen, was die weissen Buchstaben?
Wie erleben Atheisten die Bibelgeschichten? Welches sind die Stolpersteine, die den Glauben erschweren oder gar verunmöglichen? Was macht dennoch Sinn? Mit offenen Gesprächen suchte diese Gruppe einen Weg und Zugang zur Botschaft.
In der Schreibwerkstatt wurde der gehörte und gelesene Text in eigene Worte umgesetzt. Was kamen da für Gedanken, Fragen oder Erkenntnisse auf? Die intensiven persönlichen Erfahrungen wurden in der Gruppe ausgetauscht.
Den Text einer Markusgeschichte aus verschiedenen Bibelübersetzungen mehrmals laut lesen, auf Unterscheidungen und Nuancen achten und dabei immer wieder Neues hören. Was steht zwischen den Zeilen? Welche Gefühle kommen auf? Und dann mit farbigen Tüchern in eine Rolle schlüpfen und sie spontan spielen: die Hand, der Behinderte, die Pharisäer, die Begegnung, die Mitte, die Angst, der Zorn, Markus, die Heilung, Jesus ... Mit Bibliodrama den Text erleben, diese Gruppe zeigte gleich ein Beispiel.
Der anschliessende Imbiss «nicht ganz koscher» gab nochmals Gelegenheit zum Gedankenaustausch. Und wer weiss, vielleicht gibt es in Zukunft eine Fortsetzung?
Eliane Wiesner