Verein Seniorenzentrum Wasserflue, Küttigen
Kaspar Lüscher las Mundartgeschichten im Seniorenzentrum Wasserflue

Marianne Schmid
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„Wie immer bei solchen Anlässen, sitzen diejenigen, die schlecht hören, zu hinterst im Saal“ stellt Heimleiter Alfred Brändli humorvoll fest. Daher wird das entsprechende Publikum akustisch günstig nach vorne umplatziert. Jetzt kann der Schauspieler, Autor und Regisseur Kaspar Lüscher mit seiner Darbietung vor den gut 30 Zuhörern beginnen. Vielversprechend tänzelt er, mit seiner Klarinette spielend, in den Raum und besteigt den erhöhten Thron. Von dort beginnt er seine Geschichten zu erzählen. Geschichten, die einst vom Wegenstetter Bauerndichter Leo Schreiber (1902–1977) auf Hochdeutsch geschrieben wurden (und der nota bene grad der Götti meiner Sitznachbarin war). Hier und jetzt werden sie aber in richtig urchigem Schweizerdeutsch dramatisch, lustig, unterhaltsam vorgetragen.

In der ersten Geschichte „Heimatlos“ findet ein kinderloses Paar im heimatlosen Mädchen Rita endlich das ersehnte Pflegekind. Im „dr sältsami Fahrgascht“ geht es um Geister und seltsame Begegnungen bei Vollmond. Man merkt, die alten Sagen aus dem Fricktal sind hier ganz lebendig. Beim „dr Hösisavelis“ führen leichtes Behindertsein, Alkoholismus, Liebesentzug und „Schimpfis“ fast zum Selbstmord durch Erhängen. Zum Glück kann Kathrinli den Säufer in letzter Minute noch davon abhalten. Beim „dr Hüsler Fred“ wird ein Bauer von einem Landstreicher in einer Winternacht vor dem Erfrierungstod gerettet, nachdem der Landstreicher vorher bei diesem Bauern gütige Aufnahme gefunden hatte und mit einem Mantel beschenkt worden war. Gute Taten lohnen sich!

Immer wieder untermalt Kaspar Lüscher die verschiedenen Geschichten mit lustigen, lüpfig-quietschigen Klarinetteklängen - mal fröhlich, mal wehmütig, mal leise ausklingend mal mit schrillem Ausrufezeichen. Manchmal sind es nur Melodiefetzen, die aber vom Publikum sehr wohl erkannt und mit Geraune bedacht werden. Man freut sich über die alten, geliebten Melodien. Man freut sich auch über die bekannte Mundart, über Ausdrücke, die heute nur noch wenig gebräuchlich sind. Und man freut sich auf ein Wiedersehen mit Kaspar Lüscher und seinen Geschichten. ms, 14. Nov. 2017