1. Liga
FC-Baden-Trainer Ranko Jakovljevic: «In die Nähe der Playstation komme ich nicht»

Vor einem Monat hat der FC Baden sein letztes Mannschaftstraining absolviert. Seither wurden die Massnahmen des Bundesrates immer drastischer. Sie betreffen auch Badens Trainer Ranko Jakovljevic, der seit vielen Jahren hauptberuflich als Trainer arbeitet. Er spricht im Interview über seinen neuen Tagesablauf, die Chancen auf die Aufstiegsspiele und seine Kontrolle über den Fitnesszustand seiner Mannschaft.

Alessandro Crippa
Drucken
Ranko Jakovljevic, Trainer des FC Baden: «Ich denke ständig an den Fussball»

Ranko Jakovljevic, Trainer des FC Baden: «Ich denke ständig an den Fussball»

Claudio Thoma

Die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie?

Ranko Jakovljevic: Es geht uns allen gut. Zwischendurch gibt es natürlich ein bisschen Langeweile, aber gesundheitlich kann ich mich nicht beklagen.

Wie sieht denn ein Tag bei Ihnen derzeit aus?

Am Morgen kümmere ich mich jeweils um meinen eigenen Fitnesszustand. Ich gehe joggen und mache Stabilisations- und Kraftübungen. Am Nachmittag lerne ich meistens Englisch, da ich nun genug Zeit dafür habe. Ich habe einige Bücher gekauft und investiere deshalb Zeit ins Lernen. Meistens liegt auch noch ein Spaziergang zusammen mit meiner Frau drin. Einmal war ich noch mit meinem Sohn auf dem Fussballplatz, natürlich mit dem nötigen Abstand.

Sie arbeiten schon sehr lange als Fussballtrainer. Wie schwer fällt Ihnen die momentane Umstellung aufgrund der Coronakrise?

Vor ziemlich genau einem Monat hatten wir das letzte Mannschaftstraining. Das ist in der Tat eine grosse Umstellung für mich. Ich bin seit rund 20 Jahren als Fussballtrainer beschäftigt, stehe pro Tag ein oder sogar zweimal auf dem Platz. Und jetzt sollte man nicht von zuhause weggehen, wenn möglich. Dass sich jetzt alles zuhause abspielt, ist schon speziell.

Müssen Sie jetzt eigentlich mit Ihren Söhnen zusammen auf der Playstation «Fifa 20» spielen?

Nein, das ist gar nichts für mich. Ich beherrsche das Gamen nicht und komme deshalb nicht einmal in die Nähe der Playstation. Aber das ist auch gut so.

Wie fest ist der Fussball da trotzdem noch im Kopf drin?

Ich denke ständig an den Fussball. Ich habe mir noch einige Spiele unserer Mannschaft aus der Vorrunde und auch von der letzten Saison angesehen und mehrere Sequenzen zusammengeschnitten. Es wird wohl keine grosse Videoanalyse geben, wenn wir wieder trainieren können, aber so habe ich immerhin für mich eine Art Videothek, auf die ich zurückgreifen kann.

Denken Sie, dass die unterbrochene Saison 2019/2020 noch eine Fortsetzung findet?

Ich hoffe es. Aber wenn ich ehrlich bin, glaube ich im Moment nicht mehr so richtig daran. Zeitlich wird es langsam aber sicher eng.

Folgerichtig würde es dann auch keine Auf- und Absteiger geben.

Ja, das denke ich auch. Meiner Meinung nach ist es schwierig, nach 14 Runden abzurechnen. Aber der Entscheid wird dann von weiter oben kommen. Wenn es in der Super League und der Challenge League keine Auf- und Absteiger gibt, kann es weiter unten nicht einfach anders geregelt werden. Glücklicherweise muss ich diese Entscheidungen nicht fällen.

Stichwort Aufstieg: Der FC Baden liegt nach der Vorrunde auf dem fünften Rang. Das Ziel war es, sich mindestens für die Aufstiegsspiele zu qualifizieren. Hätten Sie das noch geschafft?

Davon bin ich überzeugt. Unser Kader ist dank den Zuzügen von Roman Herger und Nicolas Hunziker sicher stärker geworden. Natürlich hat man nie Gewissheit, dass es dann im Spiel auch immer wie gewünscht funktioniert hätte. Aber wir waren sehr zuversichtlich.

Die Jungs trainieren aktuell wie Sie in den eigenen vier Wänden oder spulen läuferisch einige Kilometer ab. Wie kontrollieren Sie, dass sie das von Ihnen zusammengestellte Programm einhalten?

Das möchte ich gar nicht kontrollieren. Ich bin überzeugt, dass ein Grossteil des Teams das Programm wie vorgegeben absolviert. Dass einer nur zuhause rumliegt und 54er-Bier trinkt, glaube ich nicht. (lacht)

Aber ein Bier hin und wieder liegt sicher drin, oder?

Ja, auf jeden Fall. Mein Sohn Saša hat eben erst auch einen Harass nach Hause bestellt.

Wie weit sind Sie schon mit dem Kopf bei der nächsten Saison – gerade was die Kadersituation betrifft?

Präsident Heinz Gassmann und ich haben schon viel darüber gesprochen und auch mit allen Spielern Gespräche geführt, auch wenn es aktuell telefonische Unterhaltungen sind. Das ist nicht ideal und sobald es wieder möglich ist, trifft man sich zu solchen Gesprächen auch wieder. Der Grossteil der Mannschaft dürfte aber beim FC Baden bleiben. Eventuell wird es dann dazu kommen, dass wir einzelne Abgänge haben und daher Ergänzungs- oder Verstärkungsspieler verpflichten werden.