Schützengesellschaft
Bremgarter Schützen in Appenzell erfolgreich

Hans Rechsteiner
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An vier Wochenenden ist in Innerhoden ein Kantonalschützenfest durchgeführt worden. Gegen 10‘000 Aktive aus der ganzen Schweiz nahmen teil. Unter ihnen die Schützengesellschaft Bremgarten, einer der ältesten Schützenvereine der Schweiz.

Wenn man sich vor Augen führt, dass der Kanton Appenzell Innerrhoden 16‘000 Einwohner zählt und dass an der Landsgemeinde jeweils etwa 2500 teilnehmen, erscheint die Anzahl Schützinnen und Schützen am Kantonalen doch gewaltig. Geschossen wurde auf sechs Ständen für Gewehrschützen und zweien für Pistole und Kleinkaliber, das Festzentrum war in Appenzell.
Die Schützengesellschaft Bremgarten hatte sich während Wochen in intensiven Trainings auf den Event vorbereitet. Sportschiessen ist ein ernstes Hobby, das Konzentration, aber eben auch Kameradschaft verlangt. Das letzte Training am Mittwochabend vor dem Fest weckte Hoffnungen, man war allgemein zufrieden mit der eigenen Leistung und motiviert für Appenzell.

99 Punkte von 100 als Vorgabe
Als man am Samstag zu frühester Morgenstunde ab Casino weg fuhr, war die Vorgabe hoch. Peter Ramel hatte an einem früheren Wochenende auf dem Stand Haslen im obligatorischen Sektionsstich 99 von 100 Punkten geschossen. Und René Zubler, einer der besten Schützen unserer Region, hatte am Obligatorisch-Schiessen das Maximum von 85 herausgeschossen.
Am Appenzell-Innerrhodischen Kantonalschützenfest war den 20 Bremgartern der 300m-Schiessstand Gonten zugeteilt. Die 18 Pistolenschützen wetteiferten auf dem kleinen Stand «Segemöli» (Sägereimühle). Der Stand Gonten liegt mitten im Hochmoorgebiet, früher wurde dort Torf abgebaut, und zeigte an diesem Vormittag einen leichten stetigen Wind von Westen, also lagen die ersten Probeschüsse links hoch, man schiesst dort nach südlich. Die Lichtverhältnisse waren nicht schlecht. Die Bremgarter Schützinnen und Schützen gingen die Sache individuell an. Nervosität war nicht. Im Stand herrschte eine eigentümliche Stimmung. Die Aktiven sind dann sehr konzentriert, denken still vor sich hin und senken damit wahrscheinlich ihren Ruhepuls. Sie rufen ihren eigenen Rhythmus ab. Man sollte sie nicht stören. Es hat etwas Mystisches. Zeit, auf die vorreservierten Scheiben ihre angemeldeten Stiche zu schiessen – sieben verschiedene waren möglich – blieb genug. Für die Zuschauer in der Schützenstube war‘s besonders interessant: Auf kleinen Bildschirmen kann man dort jedem Schützen auf die Scheibe sehen, seine persönlichen Angaben – Name, Verein, Waffe, Distanz – sind angegeben, und vor allem wird jeder Schuss mit Wert und Zieleinschlagpunkt auf der Scheibe angezeigt. Man sieht’s schneller als der Schütze selbst. Das macht es für alle spannend.
Im kleinen Pistolenstand «Segemöli» war neben dem bestehenden Schiesstand ein provisorisches Holzhüsli aufgebaut, das aber in der Technik besten Standard bot. Auf diesem Schiessstand war’s so dunkel, dass die Treffer auf den aus dem Scheiben- in den Schiessstand zurück gefahrenen Scheiben mit der Taschenlampe gesucht wurden. Sympathisch war’s.

Dann war’s getan
Eigentlich hätten die Bremgarter in einer der Festhütten bei den Schiessständen mittagessen können. Doch sie hatten sich für den «Freudenberg» hoch über dem Dorf entschieden, von dort oben übersieht man den halben Kanton Innerrhoden. «Südwoschd» oder «Appenzeller Cordon-Bleu» kamen auf die Teller. Man feierte das ausgezeichnete Sektionsresultat über 300m von 93.268 – von 100 – Punkten. Und man hörte einiges aus der Geschichte. Dass die Appenzeller ihre Freiheitskriege gegen den St.Galler Fürstabt und die Habsburger 1403 (Schlacht bei Vögelinsegg) und 1405 (Stoss) mithilfe der Frauen glorreich obsiegten. Und dass in Bremgarten schon 1476, während der Burgunderkriege, Schiessübungen stattfanden. 1513 wurde Appenzell als 13. Ort in die Eidgenossenschaft aufgenommen. Doch schon um 1500 gab es beim «Chatzentörlin» an der Reuss eine «Zielstatt» vor dem oberen Thor. 1520 schoss man auf Kurzdistanz nordwärts und trank davor und danach im Schützenhaus – heute: Restaurant Bijou – auf den Erfolg. 1597 fand die Appenzeller Landteilung statt. Es war der einzige unblutige Religionskrieg der Geschichte: Das Land wurde geteilt, die Katholischen blieben in Innerrhoden, die Reformierten bezogen Ausserrhoden. Natürlich schoss man auch im Appenzellerland schon vorher umenand, aber der Innerrhodische Kantonalschützenverband wurde erst 1885 gegründet.
Für jene, die wollten, bot sich eine hintenherum Führung durchs Dorf Appenzell an. Und man wartete auf die Helden, die am Nachmittag noch ihr Programm im Pistolenstand absolvierten. Präsident Ueli Christen war am Abend sehr zufrieden zumindest mit der Gewehrsektion. Zur Leistung der Pistolenschützen sagte er sybillinisch: «Mitmachen ist olympischer Gedanke».

87 Kränze geschossen
Die erzielten Resultate der Bremgarter lassen sich sehen. Der Sektionsdurchschnitt 300m ist 93.268 Punkte bei einem Maximum 100. Beste Einzelresultate: Peter Ramel 99 Punkte, Sylvie Heiss und Kurt Muntwyler 94. Sektionsresultat Pistole 50m: 82.831 Pte von 100. Bestes Einzelresultat: Werner Leuppi 90 Pte, drei Kränze. Sektionsresultat 25m: 135.586 Pte von 150. Bestes Einzelresultat: Werner Leuppi 146, drei Kränze. Roland Stoller 142, ein Kranz. René Zubler – übrigens – hat über 300m fünf Kränze heraus genossen und in der Sektion 91 Punkte erreicht.
Im Ganzen haben die Bremgarter Schützinnen und Schützen 87 Kränze nach Hause gebracht. -hr