Der Zweitligist CS Italien aus Genf trifft in der ersten Cuprunde auf den FC Basel. Für den Verein das Highlight des Jahrzehnts.
Verkehrte Welt: Derweil der FC Basel erst heute Samstag den Weg nach Genf zum Cupspiel unter die Räder nimmt, bereitet sich sein Gegner, der CS Italien, wie ein Grossklub vor. Doch dahinter steckt mehr der Wunsch, sich einmal für ein paar Stunden wie Profis zu fühlen und den Event von A bis Z auszukosten, als die Hoffnung, gegen den Meister etwas zu reissen.
Dieser versteckt sich im Duell mit den sechstklassigen Amateuren hinter Floskeln. «Wir bringen dem Gegner den höchstmöglichen Respekt entgegen», sagt Trainer Paulo Sousa. «Unser Job ist es, in jedem Spiel hundert Prozent abzurufen; egal, ob es ein Freundschaftsspiel oder eine Partie der Champions League ist», sagt Verteidiger Behrang Safari. Auch der Schwede parliert englisch wie sein Chef. Der wöchentliche Medientermin erhält dadurch einen etwas surrealen Aspekt. Als müssten sich die Protagonisten darauf einstimmen, was in ein paar Wochen sein wird, wenn der FCB vor den Partien in der Champions League Auskunft gibt.
Sousa gibt keine Geheimnisse preis
Ganz Profi wollte sich Sousa selbst vor dem Spiel gegen den krassen Aussenseiter aus Genf nicht in die Karten blicken lassen. Er erwähnt zwar das Fehlen von Ivan Ivanov und Luca Zuffi sowie die möglichen Absenzen von Yoichiro Kakitani und Derlis Gonzalez, doch daneben haben seine Ausführungen kein Fleisch am Knochen. Der Portugiese mochte nicht einmal sagen, ob denn nun in Genf Germano Vailati das Tor hütet oder Stammgoalie Tomas Vaclik zwischen den Pfosten bleibt. Ob einer wie Arlind Ajeti wieder einmal zum Zug oder Altstar Walter Samuel zum Debüt im Trikot des FCB kommt.
Der prestigeträchtigste Match
Einfacher machen es den Medien da schon die Genfer. Sie haben eigens für ihr Highlight des Jahres ein Dossier mit allerhand Wissenswertem rund um den in Petit-Lancy beheimateten Verein zusammengestellt. Dank diesem erfahren wir aus dem Vorwort von Präsident Marco Longo, dass heute Abend im Stade des Arbères der prestigeträchtigste Match der Klubgeschichte über den Rasen geht.
Der CS Italien spielt mit seiner ersten Mannschaft in der zweiten Liga regional und hat sich die Partie gegen den FCB im Juni mit dem Sieg im Genfer Cupfinal über Interstar verdient. Er verfügt über ein Budget von 225 000 Franken und hat 300 Mitglieder. Davon gehören 220 zur Juniorenabteilung. Wie gut in Form die Genfer sind, lässt sich indes unmöglich sagen: Die neue Meisterschaft hat noch nicht begonnen ... Im Prinzip hat sich der CS Italien allerdings vor allem der Förderung seiner Junioren verschrieben; seit 2011 organisiert er ein hochkarätiges Turnier mit Vereinen wie Lyon, St. Etienne, Basel und Zürich.
In diesen Tagen aber steht ganz das Fanionteam im Mittelpunkt. Dieses traf sich schon gestern in einem gesponserten Fünfsternehotel zur Vorbereitung und lässt sich nun heute in einem gesponserten Bus zum nur wenige Minuten entfernten Stadion chauffieren. Die Spieler von Raffaele del Rosso werden sich dabei gewiss wie die Grossen fühlen. Der Trainer sagt: «Wir wollen vermeiden, dass der FCB wie ein Flugzeug in Meyrin landet und alles auf seinem Weg abräumt.» Der 36-Jährige, der in seinem Kader keinen einzigen prominenten Namen hat, freut sich vor allem auf die Begegnung mit Paulo Sousa. «Es wird mir eine Ehre sein, ihm die Hand zu reichen», sagt del Rosso.