Ruder-Weltcup
Ihre Teamkolleginnen sind krank – jetzt tritt Salome Ulrich beim Weltcup-Final in Luzern alleine an

Die Luzernerin Salome Ulrich ist in der Nähe des Rotsees aufgewachsen. Am Wochenende wäre sie mit dem Doppelvierer am Weltcup-Final in Luzern im Einsatz gestanden. Weil sich ihre Teamkolleginnen mit Corona ansteckten, muss Ulrich jetzt alleine rudern. Am Freitag schaffte sie den Sprung in den Halbfinal.

Claudio Zanini
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Salome Ulrich, 22-jährige Ruderin aus Ebikon.

Salome Ulrich, 22-jährige Ruderin aus Ebikon.

Bild: Urs Flüeler/Keystone

Auf dem Bootsplatz vor dem Ruderzentrum am Rotsee ist das Gewusel gross. Nachdem der Weltcup 2020 abgesagt und 2021 mit vielen Auflagen und ohne Publikum stattfand, erinnert die Atmosphäre an frühere Zeiten. Die muskelbepackten Frauen und Männer sind nahbar und nicht mehr abgeschirmt, sie tragen Boote zum See, vom See zurück, steigen aus und ein oder machen unzählige Züge auf dem Ergometer. Es scheint alles wie früher, eigentlich. Doch kurz vor dem Start der Regatta wird wieder Corona zum Thema.

Salome Ulrich, Lisa Lötscher, Pascale Walker und Célia Dupré trainierten am Mittwoch auch auf dem See. Lötscher, Walker und Dupré hatten sich in den letzten Wochen mit Corona infiziert. Ulrich sagte nach dem Training beim Medientermin: «Wir müssen spontan und flexibel bleiben. Es ist nicht sicher, ob wir an den Start gehen können.» Einen Tag später kommunizierte der Ruderverband, was Ulrich bereits andeutete. Der Doppelvierer meldete sich vom Weltcup-Final ab. Die Athletinnen sollen Gelegenheit zur vollständigen Erholung haben. Schliesslich stehen mit der EM und der WM die Highlights erst noch bevor in dieser Saison.

Ihre Karriere startete erst 2016

Luzern wäre eine schöne Bühne gewesen für das Schweizer Paradeboot, um sich dem Heimpublikum zu präsentieren. Denn der Frauen-Doppelvierer ist ein vielversprechendes Projekt. Mit privaten Unterstützungsgeldern werden die Athletinnen in ihrer sportlichen Entwicklung gefördert. Massgeblich wird das Boot von Dominique de Meuron mitfinanziert, der Frau des Stararchitekten Pierre de Meuron. Das erklärte Ziel: Erstmals soll sich ein Schweizer Frauen-Grossboot in der offenen Kategorie für Olympia qualifizieren – und dort im besten Fall eine Medaille holen.

Célia Dupré, Lisa Lötscher, Salome Ulrich und Pascale Walker (von links) beim Training auf dem Rotsee.

Célia Dupré, Lisa Lötscher, Salome Ulrich und Pascale Walker (von links) beim Training auf dem Rotsee.

Bild: Urs Flüeler/Keystone

Sieben Frauen wurden in den Förderkreis aufgenommen: Die drei Luzernerinnen Salome Ulrich, Fabienne Schweizer und Lisa Lötscher, die Zürcherinnen Pascale Walker und Nina Wettstein sowie die Genferinnen Célia Dupré und Sofia Meakin. Der Lebensmittelpunkt der Frauen ist Sarnen mit seinem Ruderzentrum geworden. Ulrich sagt: «Wir verbringen soviel Zeit zusammen, wir sind Kolleginnen und ein Team. Aber natürlich gibt es einen Konkurrenzkampf. Vor allem wenn die Trials anstehen, wenn es darum geht, wer ins Boot kommt.»

Beim letzten Weltcup in Poznan reichte es dem Doppelvierer zur Silbermedaille. Es war ein frühes Ausrufezeichen und letztlich wohl auch ein Signal an die Sponsoren, dass sich die Investitionen lohnen. Ulrich sagt, sie sei über den Erfolg überrascht gewesen. «Ich hätte es nicht unbedingt erwartet. Auch wenn wir wussten, dass wir fit sind. Die Silbermedaille zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind Richtung Paris.»

Aus schwierigen Situationen lernen

Salome Ulrich am Freitag im Einer-Rennen auf dem Rotsee.

Salome Ulrich am Freitag im Einer-Rennen auf dem Rotsee.

Bild: Andy Müller/Freshfocus

Ulrich ist knapp 22-jährig und in Ebikon aufgewachsen. Als sie als Jugendliche in die Kantonsschule Alpenquai ging, lernte sie den Seeclub Luzern kennen, der in der Nähe beheimatet ist. 2016 begann sie im Seeclub mit Rudern, es folgte ein steiler Aufstieg. Zwei Jahre später wurde sie ins Nationalkader aufgenommen.

Der vorläufige Höhepunkt war der Weltcup-Podestplatz in Poznan mit dem Doppelvierer. Beim Weltcup-Final in Luzern verpassen sie nun die Gelegenheit, die Silbermedaille zu bestätigen. Salome Ulrich startet dafür im Frauen-Einer. Am Freitag qualifizierte sie sich mit einem Endspurt im Hoffnungslauf für den Halbfinal, der am Samstag stattfindet.

Mitte Woche sagte Ulrich noch: «Mit Hochs und Tiefs müssen wir umgehen können auf dem Weg nach Olympia. Wir können aus schwierigen Situationen lernen und wachsen.» Und das junge Frauenteam macht derzeit den Eindruck, als trage es sehr viel Wachstumspotenzial in sich.