Handball
«Unglaublich, jetzt gewinnen wir mal mit einem Tor Differenz»: Am Sonntag kommt es zur Finalissima zwischen Spono und LK Zug

Die Handballerinnen von Spono Eagles schlagen LK Zug 34:33 (18:18). Damit kommt es am Sonntag in Zug zum fünften und entscheidenden Endspiel um den Schweizer-Meister-Titel.

Stephan Santschi
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Die Handballerinnen von Spono Eagles jubeln nach dem knappen Sieg gegen LK Zug.
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Es gibt kein Halten mehr.
Damit kommt es am Sonntag zur Finalissima.
Spono-Spielerin Catherine Csebits springt höher als alle Anderen.
Thilde Boesen von den Spono Eagles ist mit einer Entscheidung nicht einverstanden.
Spono-Spielerin Catherine Csebits (rechts) ist erfolgreich gegen die Zuger Torhüterin Desirée Ligue.
Spono-TrainerUrs Mühlethaler gibt Anweisungen.
Zugs Ria Esterman wird von Sponos Kira Zumstein gestoppt.
Sponos Alina Stähelin hoch motiviert.
Alina Stähelin vor der Spono-Fan-Kulisse.
Auch viele LK-Zug-Fans sind nach Nottwil mitgereist.
Zugs Joline Tschamper, beim Abschluss, Sponos Alina Stähelin kommt zu spät.
Sponos Alina Stähelin versteht die Welt nicht mehr nach einem Schiedsrichterentscheid.
800 Fans kamen in die SPZ-Halle.

Die Handballerinnen von Spono Eagles jubeln nach dem knappen Sieg gegen LK Zug.

Bild: Dominik Wunderli (Nottwil, 25. Mai 2022)

Jetzt verträgt es keinen Fehler, dieser Angriff muss sitzen, zumal die Spono Eagles davor bereits mehrere Gegenstossmöglichkeiten leichtfertig verspielt haben. 33:33-Unentschieden lautet der Spielstand, nur noch ein paar Augenblicke sind in der vierten Playoff-Finalpartie gegen den LK Zug zu spielen. Schnell und präzis wird der Ball vorwärts befördert, landet bei Kira Zumstein. Die Rückraumspielerin geht in den Abschluss, nur noch LKZ-Goalie Desirée Ligue vor sich. 800 Fans in der SPZ-Halle halten den Atem an, paralysiert von diesem dramatischen Finish.

Und dann kennt die Mehrheit von ihnen kein Halten mehr. Zumstein trifft zum 34:33, sechs Sekunden vor Schluss, der Gegner ist zu keiner Reaktion mehr fähig. Urs Mühlethaler, der Trainer-Doyen mit dem reichen Erfahrungsschatz, hüpft aufs Feld, ausser sich vor Freude, streckt mehrmals die Faust ekstatisch von sich. Mareike Müller, die aufgrund ihres Kreuzbandrisses auf der Tribüne zuschaut, rennt mit der Schiene am Bein humpelnd über den Platz, um mit dem Team zu feiern. Zugs Ria Estermann, gezeichnet vom Abnützungskampf, kann derweil kaum mehr gehen. «Unglaublich», sagt Matchwinnerin Kira Zumstein. «Jetzt gewinnen wir mal mit einem Tor Differenz.»

«Links und rechts ging die Post ab»

Spono gleicht damit die Best-of-five-Serie gegen den LKZ zum 2:2 aus, am Sonntag findet in der Zuger Sporthalle (15 Uhr) die alles entscheidende Begegnung statt. Zweimal legte Zug mit knappen Siegen vor (33:32; 32:31), zweimal glich Spono aus (37:28; 34:33) – die Zentralschweizerinnen liefern sich ein intensives, hoch spannendes Meisterrennen auf Augenhöhe. Fast nach jedem Spiel bemängeln die Coaches die Abwehrarbeit, vielleicht sind die Angriffsreihen aber schlicht zu stark. «Das war einfach ein geiles Handballspiel, links und rechts ging die Post ab», schwärmt Mühlethaler.

Es war in der Tat eines der besten Spiele, die der Schweizer Frauenhandball jemals präsentiert hat. Herrliche Spielzüge in der Offensive, brillante Kreis- und Flügelanspiele, herzhafte Abschlüsse aus der Distanz, dynamische 1:1-Durchbrüche und trotz der vielen Tore auch leidenschaftliche Verteidigungsarbeit prägten die Partie von Anfang an. Nach fünf Minuten bat der Speaker das Publikum, enger zusammenzurücken, noch immer begehrten Schaulustige Einlass. Das Skore wogte hin und her, mal führt Spono, etwas öfters Zug, nie lag ein Team mit mehr als zwei Längen vorne.

Noch ist der Siedepunkt nicht erreicht

Zug drückte mächtig aufs Tempo, angeführt von Rückkehrerin Jacqueline Hasler-Petrig, die zum zweiten Mal in der Startformation stand und damit weitaus mehr spielt, als geplant worden war. «Wenn er so deckt, brauche ich Erfahrung», erklärt LKZ-Trainer Damian Gwerder und meint damit Mühlethalers Wechsel zwischen 6:0-System und einem offensiveren 5:1. Ursprünglich sollte Hasler-Petrig keiner Nachwuchsakteurin den Platz wegnehmen, doch jetzt ist Playoff-Zeit, jetzt geht es um Titel, und Hasler-Petrig wirbelt, als wäre sie nie weg gewesen.

Am Ende schien es, als ob der LK Zug erneut eine Spur abgebrühter ans Werk gehen würde, eine Minute vor Schluss lag der Titelverteidiger mit 33:32 vorne, hatte eine Hand bereits am Pokal, der vor dem Spiel auf dem Platz stand. Dann aber gelang Spono die spektakuläre Wende, Zumstein war im Abschluss eiskalt, erzielte sogar die letzten drei Tore ihres Teams und hielt fest:

«Wir glauben an den Titel so lange, bis uns der Gegner das Gegenteil bewiesen hat.»

Und so bleibt die Frage: Kann dieses Derby am Sonntag überhaupt noch mehr bieten oder war das der Siedepunkt? «Ich denke, es kann noch heissblütiger werden», sagt Zumstein. Wenn das kein Versprechen ist …

Spono Eagles – LK Zug 34:33 (18:18)
SPZ. – 800 Zuschauer. – SR Brunner/Salah. – Strafen: 2-mal 2 Minuten gegen Spono, keine gegen Zug. – Spono: Strebel (10 Paraden)/Schaller (3)/Ort; Mia Emmenegger (5 Tore), Hodel (10/3), Zumstein (9), Csebits (3), Amrein, Stähelin (5), Boesen; Decurtins, Ana Emmenegger (1), Schardt (1). – Zug: Ligue (7 Paraden)/Abt (1); Taivan (5 Tore), Estermann (5), Stutz (2/1), Hasler-Petrig (6), Riner (6), Eugster, Goldmann, Zaetta (1); Scherer (7/6), Tschamper (1). – Bemerkungen: Spono ohne Müller (verletzt), Zug ohne Heinzer (verletzt). Ligue pariert Penaltys von Hodel (5./3:4; 56./31:30). Schaller pariert Penalty von Stutz (10./6:7) und Scherer, die im Nachschuss trifft (53./31:30).