Der Schweizer fährt im Slalom von Zagreb auf den zweiten Platz. Es fehlen ihm nur sieben Hundertstel zu Sieger Clément Noël.
Die Kristallkrone, die es beim Slalom in Zagreb für den Sieger gibt, übt auf die Athleten einen besonderen Reiz aus. Auch auf den Schweizer Ramon Zenhäusern, der die Krone nur um sieben Hundertstelsekunden verpasste. «Das wurmt mich schon ein bisschen. Diese Krone hätte ich mir gerne aufsetzen lassen.» Nun müsse er halt wieder ein Jahr auf die nächste Gelegenheit warten.
Der Walliser freute sich über den zweiten Platz, auch weil er dem Druck der guten Ausgangslage standhielt. Im ersten Lauf hatte Zenhäusern die schnellste Zeit aller Teilnehmer in die Crveni Spust, die rote Piste gezaubert. Es war erst das zweite Mal, dass der 27-Jährige in einem Weltcupslalom als Letzter in den Finaldurchgang startete. Bei erster Gelegenheit im vergangenen Jahr in Kitzbühel war er noch auf Rang sechs zurückgefallen. «Das hat alles mit Erfahrung zu tun. Manchmal wollte ich zu viel, versuchte es mit der Brechstange.» Am Sljeme, dem Gipfel des Zagreber Hausbergs Medvednica, wollte Zenhäusern die bestmögliche Ausgangslage anders angehen. «Spielerisch und locker», sagt der Zwei-Meter-Mann.
Das ist ihm bis in den Zielhang ausgezeichnet gelungen. «Dann hörte ich das Publikum und der Kopf meldete sich sofort», so Zenhäusern. Weil aber auch Clément Noël den Schlussabschnitt nur mässig erwischte, lag Zenhäusern in der Endabrechnung nur hauchdünn hinter dem Franzosen liegt. Der im zweiten Durchgang entfesselte Belgier Armand Marchant nahm den beiden im zweiten Teil rund eine Sekunde ab und katapultierte sich mit Laufbestzeit von Platz 20 auf Rang 5. Ebenfalls eine starke Vorstellung zeigte der 20-jährige Italiener Alex Vinatzer, der den ersten Weltcuppodestplatz seiner Karriere feierte. Dass er als nächster italienischer Slalomdominator gehandelt wird, scheint ihm nichts auszumachen. «Ich sehe das mehr als Chance denn als Last.»
Ernüchternd fiel das Teamergebnis der Schweizer aus. Neben Zenhäusern schafften es einzig Daniel Yule und Tanguy Nef in den zweiten Durchgang. Loïc Meillard verpasste den zweiten Lauf mit 2,43 Sekunden Rückstand. Luca Aerni, Sandro Simonet und Reto Schmidiger fielen aus. Yule, der am Ende 27. wurde, kam in beiden Durchläufen überhaupt nicht mit den Bedingungen zurecht. «Ich hatte nie das richtige Timing. Das ist auf so einem Hang verheerend», sagte der Walliser, der in dieser Saison in Levi als Dritter auf das Podest fuhr. Nun müsse er so schnell wie möglich wieder ein gutes Gefühl finden und das Rennen abhaken. Nef war als 24. bereits der zweitbeste Schweizer.
In seinem zehnten Weltcuprennen fuhr der 23-Jährige zum sechsten Mal in die Punkteränge. «Auf diesem Resultat kann ich aufbauen», sagte Nef. Er wolle Schritt für Schritt nehmen.
Der eigentlich eher einfache Slalom von Zagreb wartete im ersten Lauf mit einer tückischen Schlüsselstelle auf: einem Übergang mit zwei Wellen. Mehr als zehn Fahrer schieden an dieser Kuppe aus, weitere verspielten dort ein besseres Ergebnis. Zenhäusern hatte mit der Startnummer eins keine zusätzlichen Infos, meisterte die Stelle aber problemlos. «Das Geheimnis war es, ohne Druck über die Wellen zu fahren.» Mit Noël (1,91 m), Zenhäusern (2 m) und Vinatzer (1,89 m) platzierten sich in Zagreb drei gross gewachsene Athleten auf dem Podium. Eine Entwicklung, die Experten schon vor einiger Zeit vorausgesagt hatten. «Das ist keine Überraschung mehr. Die grossen Athleten wie Clément Noël oder ich können mittlerweile auf jedem Hang gewinnen», sagt Zenhäusern.
Für die Zukunft verspricht das einiges.