Eishockey WM
Yannick Weber: Der hartnäckige Mister Unbekannt

Seit über zehn Jahren spielt Yannick Weber schon in der NHL, erkämpft sich immer wieder seinen Platz im Team des Nashville Predators. Auch wenn er in seiner Schweizer Heimat inzwischen mehr Geld verdienen könnte, ist der Reiz der besten Eishockey-Liga der Welt für ihn viel grösser.

Marcel Kuchta
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Stolz, das Trikot der Schweizer Nati zu tragen: Yannick Weber.

Stolz, das Trikot der Schweizer Nati zu tragen: Yannick Weber.

Andy Mueller/freshfocus

Viele haben es versucht. Viele sind gescheitert. Die Liste der Schweizer Spieler, die als Teenager ihr Glück in den kanadischen Juniorenligen gesucht haben, ist umfangreich. Um nur ein paar Namen zu nennen: Dennis Hollenstein, Lino Martschini, Roman Wick, Juraj Simek – alle sind sie früher oder später in die Schweiz zurückgekehrt. Aber er ist geblieben: Yannick Weber.

Der Mann, der im Alter von 17 Jahren auszog, um in Nordamerika die Eishockey-Welt zu erobern, hat eine «Tellerwäscher»-Karriere gemacht. Bei seinem Stammklub SC Bern fehlten Weber damals die Perspektiven. Und so packte er die Chance, zu den Kitchener Rangers in die Ontario Hockey League zu wechseln. Eine gute Saison in Kitchener kombiniert mit starken Auftritten an der U20-WM führten dazu, dass der Verteidiger 2007 im Draft in der dritten Runde von den Montreal Canadiens ausgewählt wurde.

In Kitchener legte Weber die Basis für seine erfolgreiche NHL-Karriere: «Ich hatte ein gutes Team, ein gutes Umfeld, eine gute Gastfamilie. Da hat alles gepasst. Das waren ideale Bedingungen.» Dieses Fundament half ihm auch, als er später ins Farmteam der Canadiens kam und sich dort beständig in Richtung NHL emporarbeitete.

Das Erstaunliche an Yannick Webers Entwicklung ist, dass er zu einer Zeit den Sprung in die NHL schaffte, als die Schweizer Spieler dort noch eine Rarität waren. «Gut für mich war, hatte mit Mark Streit in Montreal der erste Schweizer Feldspieler den Durchbruch in der NHL geschafft. Das hat mir sicher geholfen. Ich wurde damals aufgrund meines Werdegangs aber sowieso eher als Kanadier wahrgenommen», erinnert sich der 30-Jährige.

Der Unbekannte

Mittlerweile hat Yannick Weber für Montreal, Vancouver und Nashville in elf Jahren 494 NHL-Spiele (31 Tore, 66 Assists) bestritten. Faszinierend ist dabei die Tatsache, dass er sich immer wieder einen Vertrag bei einem NHL-Team erkämpft hat, obwohl er gefühlt ständig zwischen einer Nebenrolle und der Ersatzbank pendelte.

«Es ist nicht ohne Grund die beste Liga der Welt. Es ist nie einfach. Klar will man immer möglichst langfristige Verträge unterschreiben und Sicherheit haben. Aber diesen Luxus geniessen nur ganz wenige Spieler. Die fehlende Sicherheit hat mir aber insofern geholfen, dass ich gewusst habe, dass ich immer dranbleiben muss. Der Konkurrenzkampf ist gross. Deshalb bin ich umso stolzer darauf, dass ich mich immer weiter entwickelt und mir meinen Platz erkämpft habe», erklärt Weber.

Dieser ständige Kampf ist weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit passiert. Wenn man an Schweizer NHL-Spieler denkt, dann kommen einem erst einmal Namen wie Roman Josi, Timo Meier, Nino Niederreiter oder Nico Hischier in den Sinn. Yannick Weber ist eher «Mister Unbekannt».

Ihn stört das überhaupt nicht. «Ich bin stolz, dass ich seit zehn Jahren in der besten Liga der Welt spielen darf. Im Gegenteil finde ich es toll, dass wir inzwischen so viele Schweizer Spieler in der NHL haben, die in ihren Mannschaften eine grosse Rolle spielen.»

Geld war nie sein Antrieb

Momentan verdient Yannick Weber, dessen Vertrag bei den Nashville Predators noch ein weiteres Jahr läuft, das NHL-Minimalsalär von 650 000 US-Dollar. Nach Abzug der Steuern bleiben da netto ungefähr 300 000 Franken übrig. In der Schweiz könnte ein Verteidiger seines Kalibers mehr als das Doppelte kassieren.

Für Weber war Geld aber nie ein Antrieb, an eine Rückkehr in die Heimat zu denken. «Am Ende muss es doch für jeden Spieler das Ziel sein, in der besten Liga zu spielen. Das stand für mich immer im Vordergrund. Nur wegen des Geldes in die Schweiz zurückzukehren, hätte mich nicht happy gemacht.»

Wie es nach Ablauf seines Vertrags weitergeht, interessiert Weber deshalb umso weniger. Für ihn steht jetzt die WM im Mittelpunkt. Er hat mit der Schweiz in Bratislava noch Grosses vor. Die Rückkehr in die Heimat kann auch hier ruhig noch ein wenig auf sich warten lassen.