WM-Qualifikation
Sturmprobleme in der Nati – die erste Knacknuss für Yakin

Für den neuen Nationalcoach ist es die Herausforderung schlechthin, in den wegweisenden Partien der WM-Qualifikation für die Offensive die richtigen Spieler zu finden. Im gehen derzeit die Stürmer aus.

Christian Brägger aus Basel
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Teil der Problemzone: Xherda Shaqiri – wie fit ist er?

Teil der Problemzone: Xherda Shaqiri – wie fit ist er?

Bidl: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE

Kaum im Amt, muss Murat Yakin das ihm nachgesagte, feine Gespür für den Fussball auch schon beweisen. Für den neuen Nationalcoach ist es die erste Prüfung, in den wegweisenden Partien der WM-Qualifikation gegen Italien und Nordirland für den Angriff die richtigen Spieler zu finden – im Moment gibt es dort viele Unwägbarkeiten.

So trainiert Breel Embolo bei Gladbach nach der Oberschenkelverletzung, erlitten im EM-Viertelfinal gegen Spanien, erst seit dieser Woche voll. Haris Seferovic hat mit Benfica nur einen Auftritt in den Beinen, genauer gesagt 37 Minuten am 4. August in der Champions-League-Qualifikation, wo sich der Stürmer eine Muskelverletzung zuzog und jüngst auch wegen Vaterfreuden fehlte. Xherdan Shaqiri ist soeben zu Lyon gewechselt, trainierte zuletzt aber wenig bei Liverpool.

Viele Probleme, die Embolo und Co. summieren

Mario Gavranovic bestritt für seinen neuen Arbeitgeber Kayserispor bislang keine Pflichtpartie. Steven Zuber spielt derzeit keinen Fussball und ist noch immer damit beschäftigt, Frankfurt zu verlassen. Andi Zeqiri, der vor der EM den Cut nicht überstanden hatte, durfte immerhin einmal bei Brighton im Cup mittun und erzielte dort ein Tor. Nur Ruben Vargas und Renato Steffen sind im Rhythmus. Auch deshalb sagte Yakin in Basel:

«Ich habe mich eher um jene Schweizer gekümmert, die bisher nicht gross gespielt haben.»

Yakin zerbrach sich vor der ersten Kaderbekanntgabe täglich den Kopf darüber, welcher Schweizer wie fit sei, ob es einen Klubwechsel gebe, wann der eine oder andere wieder ins Training zurückkehre. Er stuft die Situation in der Offensive als «nicht sehr glücklich» und «Hypothek» ein, prognostiziert hier die meisten Wechsel im Vergleich zur EM. «Ein, zwei Ausfälle kann man kompensieren, wenn es aber so viele sind, die nicht fit sind, geht das nicht.»

Nachnominationen nicht unwahrscheinlich

Es ist nicht ausgeschlossen, dass beispielsweise Embolos Fitnesszustand kein Mitwirken zulässt und stattdessen der auf Pikett stehende Michael Frey oder Pajtim Kasami nachnominiert werden. Während man Yakins Worten zuhörte, spürte man gut: Der Trainer fischt ziemlich im Trüben, und Erfahrungswerte, welcher Schweizer auch ohne Training oder Einsätze im Klub gut funktioniert, hat er nicht. Auch Vladimir Petkovic, sein Vorgänger, kannte diese Ausgangslage nur zu gut: sich damit zu befassen, auf welche Spieler er setzen kann, die im Verein keine Rolle spielen oder aus dem Verletztenstatus zurückkommen.

Täglich machte sich Murat Yakin Gedanken um seine Offensivabteilung.

Täglich machte sich Murat Yakin Gedanken um seine Offensivabteilung.

Bild: Urs Lindt/Freshfocus

Immerhin verspricht sich Yakin für die Angriffe der Schweizer von der Viererkette mehr. Weil sich damit letztlich ein zusätzlicher Akteur in die Offensive einschalte, sagte er. Petkovic setzte seit dem November 2018 und dem Sieg in der Nations League gegen Belgien fast nur auf die Dreierkette. Hoffnung schöpft Yakin ausserdem aus Shaqiri:

«Er ist ein Entscheidungsspieler, es ist vor allem bei ihm erfreulich, dass seine Situation geklärt ist.»

Bei «Shaq» wird die Frage aber sein: Was kann er jetzt schon liefern? Dasselbe gilt irgendwie auch für Yakin.