Super League
Wie Roman Buess seine ehemaligen Mitspieler auf dem Weg nach oben überholte

Das Rampenlicht gehörte meist anderen – und zwar schon ganz zu Beginn. Als Roman Buess mit der U17-Nationalmannschaft 2009 in Nigeria die Sensation schaffte und Weltmeister wurde, da sprach man kaum über ihn. Jetzt scheint er die Nase vorn zu haben

Sébastian Lavoyer
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Der Basler Roman Buess hat sich in St. Gallen viel Respekt erarbeitet.

Der Basler Roman Buess hat sich in St. Gallen viel Respekt erarbeitet.

Keystone

Meist sass er auf der Bank. Drei Einsätze hatte er, den letzten im Viertelfinal gegen Italien, wo er in der Halbzeit ausgewechselt wurde. Die Schlagzeilen gehörten anderen. Haris Seferovic zum Beispiel, dem heutigen Nati-Stürmer und Benfica-Söldner. Oder Nassim Ben Khalifa, dem von vielen als bester Spieler des Turniers gesehenen einstigen GC-Junior. Und das will etwas heissen an einer WM, an der Neymar und Mario Götze spielten.

Abstecher in den Aargau

Ben Khalifa prophezeite man eine grosse Karriere. Buess war kein Thema. Und während Ben Khalifa nur ein halbes Jahr nach dem Triumph in Nigeria zu Wolfsburg wechselte, bahnte sich Buess seinen Weg durch die Anonymität des Schweizer Fussballs. 2012 wird er von Basel an Aarau ausgeliehen. In die Challenge League. Er tut sich schwer, kommt nie über die Reservistenrolle hinaus. In der Folgesaison führt sein Weg ins Tessin zu Locarno.

Langsam nimmt Buess Fahrt auf. In 33 Spielen für den damaligen Challenge-Ligisten schiesst er zehn Tore. Im Sommer 2014 dann der definitive Abschied aus Basel, wo er die Nachwuchsabteilung durchlief. Erneut zieht es Buess in den Aargau, dieses Mal zu Wohlen.
Ab da geht es aufwärts für den Spätzünder. Der FC Thun ist angetan von elf Toren und elf Assists, verpflichtet den Basler. Nach nur einer Saison wechselt Buess 2016 zu St. Gallen.

Roman Buess war auch bei Thun tätig

Roman Buess war auch bei Thun tätig

KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Er macht 31 Spiele, verbucht acht Tore und vier Assists. Anständige Werte, solide Leistungen, nichts Herausragendes. Einmal mehr macht ein anderer Schlagzeilen. Albian Ajeti, wie Buess ein FCB-Junior. Doch dessen Weg führte nicht durch die Niederungen des Schweizer Fussballs. Er kam von Augsburg aus der Bundesliga, musste zurückbuchstabieren. Genauso wie Ben Khalifa, der seit Sommer ebenfalls in der Ostschweiz spielt. «Die Konkurrenz ist stärker geworden», sagt Buess. Und fügt an: «Aber ich kämpfe um meinen Platz, renne vor nichts davon. Ich muss mich vor keinem verstecken.»

Der Trainer baut auf ihn

Die Zahlen geben ihm recht. Von den drei Stürmern hat er bisher am meisten Einsatzzeit. Trainer Contini baut auf ihn, seine Qualitäten, seinen Einsatz, seine Laufbereitschaft, seine physische Präsenz. Er, der sich mühselig hocharbeitete, hat auf einmal die Nase vorn. Und das bei zwei Konkurrenten, denen man mehr zugetraut hat, die früh in die Bundesliga wechselten und dann zurückbuchstabieren mussten.

Roman Buess (hinten) trifft heute auf seinen Ex-Verein, den FC Basel

Roman Buess (hinten) trifft heute auf seinen Ex-Verein, den FC Basel

Heute trifft Buess mit St. Gallen auf den FC Basel. Und er macht kein Geheimnis aus seinen Gefühlen für den Serienmeister: «Ich fühle mich ungemein wohl in St. Gallen und bin sehr dankbar für die Chance, die ich hier gekriegt habe. Aber es war und ist noch immer ein Bubentraum, irgendwann für den FCB aufzulaufen.» Eigentlich würde er perfekt in die neue Strategie der Basler passen. Einer aus dem eigenen Nachwuchs. Ein lauffreudiger, physisch starker Spieler. Einer, wie der FCB ihn suchte und dann Cedric Itten aus Luzern zurückholte. Hat sich Buess da nicht auch Hoffnungen gemacht? «Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich am absolut richtigen Ort. Ich weiss, dass ich noch nicht so weit bin, dass ich beim FCB eine grosse Rolle spielen könnte.»

Noch nicht reif für den FCB

Buess war nie ein Blender. Er weiss, wo seine Grenzen sind. Und der FCB war bisher eine solche Grenze. Sieben Mal traf er bisher auf seinen Stammverein. Jedes Mal verlor er. Das soll heute anders werden. Zwar konnten auch die Ostschweizer im Cup nicht überzeugen, mogelten sich mit einem Sieg im Penaltyschiessen (Buess verschoss) gegen die Zweitligisten aus Linth in den Achtelfinal. In der Liga jedoch liegt St. Gallen nur zwei Punkte hinter Basel. Der FCB ist verwundbar, das haben die ersten Runden gezeigt. Buess: «Schon möglich, dass sie verwundbarer sind als in den Vorsaisons. Aber wir wissen, wie gefährlich sie sind. Gerade in Momenten, in denen man denkt, dass sie zu packen sind.» Und für einmal stehen die Chancen gut, dass Buess im Rampenlicht stehen wird.