Die National Hockey League streckt ihre Fühler nach China aus. Sie will sich aber bisher nicht zur Teilnahme ihrer Spieler an den Olympischen Spielen 2018 bekennen. Was sind die Gründe dafür?
Die NHL-Teams Vancouver Canucks und die Los Angeles Kings werden sich am 21. und 22. September in Peking und Shanghai duellieren. Dies gab heute die National Hockey League an einer Pressekonferenz in der chinesischen Hauptstadt bekannt. Der Schritt ist nicht verwunderlich: Finanzschwache NHL-Klubs hoffen auf Investitionen aus den prall gefüllten Portemonnaies chinesischer Unternehmern.
Dies bestätigt auch der Vize-Boss der NHL, Bill Daly: «Es gibt keinen Zweifel, dass einige chinesische Unternehmen daran interessiert sind, in unsere Liga zu investieren.»
Während die NHL den Chinesen zusagt, für zwei Freundschaftsspiele um den halben Globus zu fliegen, diskutiert sie mit der Internationalen Eishockey-Föderation (IIHF) über eine Teilnahme der NHL-Stars am Olympia-Turnier 2018. Die IIHF hat kürzlich angeboten, 20 Millionen der Reise- und Versicherungskosten der NHL-Spieler zu übernehmen. Das ist den Klubbesitzern aber zu wenig. Eishockey ist wie alle grossen Sportarten in Nordamerika mittlerweile mehr Business als Sport.
Die Teams der NHL haben laut dem Magazin Forbes zusammen einen Wert von über 15 Milliarden Franken. Der bestverdienende Spieler, Jonathan Toews von den Chicago Blackhawks, verdient 16 Millionen Franken im Jahr. Die Klubbesitzer haben die Spieler zu den letzten fünf Olympischen Spielen reisen lassen. Nun sind sie nicht mehr davon angetan, die NHL-Saison kurz vor den Playoffs für zwei Wochen ruhen zu lassen. Das Problem ist vor allem der Austragungsort der Spiele. Sie finden in Südkorea statt, welches für die NHL offenbar keinen zukünftigen Markt darstellt.
Ganz anders China, das die Winterspiele im Jahr 2022 austragen wird: Seit einiger Zeit überträgt der chinesische Staatssender CCTV Spiele der NHL, in der Spitze haben sechs Millionen Chinesen die Eishockeyspiele gesehen. Das ist ein beachtlicher Wert: In den USA haben das gleiche Spiel nur 5,5 Millionen Menschen verfolgt. Die chinesische Regierung hat im Rahmen der Wintersportförderung Investitionen von 1,2 Milliarden Franken angekündigt, mit der sie 500 Eishockeyfelder bauen will.
Von dieser neuen Eishockeybegeisterung will auch die NHL finanziell profitieren und die Olympischen Spiele 2022 als Bühne nutzen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat allerdings verlangt, dass die NHL die Entscheidung für oder gegen beide kommenden Olympischen Spiele gleichzeitig trifft. Es will ein Rosinenpicken der Nordamerikaner verhindern, die die Spiele 2018 in Südkorea offenbar als lästig ansehen, während sie sich sehr gerne 2022 in China vermarkten würden.
Der kanadische Reporter und NHL-Kenner Elliotte Friedman schreibt: «Ich denke die NHL würde sehr gerne nicht an die Spiele in Südkorea gehen.» Das Problem ist allerdings, dass das Olympische Eishockeyturnier vor allem in Kanada unheimlich beliebt ist. Auch die Spieler würden sehr gerne nach Südkorea reisen, um ihr Land zu vertreten. Wenn nun die Klubbesitzer ausschliesslich aus finanziellen Gründen eine Teilnahme ihrer Spieler verhinderten, würde sich die öffentliche Meinung sehr schnell gegen sie richten.
Deshalb sprechen sie häufig über nicht gedeckte Reise- und Versicherungskosten, die im Vergleich zu den Summen, mit denen die Teambosse ansonsten jonglieren, mit 20 Millionen fast eine vernachlässigbare Summe darstellen. Das IOC hat der NHL aber kräftig Wind aus den Segeln genommen, indem es für die Kosten der NHL-Spieler aufkommt.
Die NHL hat nun neue Forderungen: Sie will den Status eines «Top Sponsors» der Olympischen Spiele und damit diese damit auf ihren eigenen Plattformen vermarkten können. Dies weil sie dem IOC Spielerverträge im Wert von 3,5 Milliarden Dollar übergeben würde. Das IOC weigert sich aber, diese Zugeständnisse zu machen. «Die Olympische Bewegung kann die Besitzer einer kommerziellen Sportliga nicht besser behandeln als alle anderen Sportligen», liess IOC-Sprecher Mark Adams verlauten.
Ob das IOC schliesslich doch auf diese Forderung eingeht ist offen. Sicher ist nur, dass die Entscheidung längst getroffen wäre, wenn die Spieler selbst die Verhandlungen führen könnten. «Die Spieler wollen gehen», sagte der Captain der Montreal Canadiens, Max Pacioretty. Alexander Owetschkin deutete gegenüber dem Sportsender ESPN an, er werde an die Spiele 2018 fahren, auch wenn die NHL sich gegen Olympia entscheiden würde: «Ich werde gehen, man wird sehen was passiert, aber ich werde gehen.» (lei)