Leistungssport
Werden unsere Sportler bald besser dank einem eingepflanzten Chip?

Beim Leistungssport geht es um Optimierung. Ein Forum in Magglingen zeigte auf, wo dies in letzter Konsequenz hinführen könnte.

Rainer Sommerhalder
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Dank integrierter Technik soll die Haut bald zum Display werden.

Dank integrierter Technik soll die Haut bald zum Display werden.

Patrick Kramer nennt sich selber Biohacking-Coach, Experte für digitale und biologische Transformation und Performance Manager. Sein Credo lautet: Upgrade your Body! Er selber hat sich mehrere Mikrochips implantiert, mit denen er die Haustüre öffnet, das Auto startet oder sein Handy entsperrt.

Wie man sich die zukünftige Leistungsoptimierung in der eigenwilligen Welt der Biohacker vorstellt, darüber gab Kramer am Eventforum von «SwissTopSport» Einblick. Die Vereinigung der 20 grössten wiederkehrenden Sportveranstaltungen der Schweiz befasste sich zwei Tage lang mit der Frage, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf den Sport haben wird.

Rund 50 000 Menschen weltweit leben mit freiwillig eingepflanzten Mikrochips und experimentieren mit den dadurch gewonnenen Möglichkeiten. Die Szene der Biohacker befasst sich mit der Frage: Wie kann man den Menschen leistungsfähiger machen? Es ist eine Aufgabenstellung, die perfekt zum Leistungssport passt. Auch dort suchen die Athleten im Verlangen nach einem Leistungsvorteil mit letzter Konsequenz das Optimum.

Warten auf den Cyborg-Athleten

Doch ausgerechnet Kramer winkt ab: «Ein Spitzensportler, der dank Technologie im Körper gewinnt, ist derzeit nicht mehr als Science-Fiction.» Zwar können Implantate mehrere Funktionen messen, aber das vollbringt eine Sportuhr ebenfalls. Und vom Implantat in unserem Kopf, welches die Gehirnleistung derart steigert, dass der Körper das Letzte aus sich herauspressen kann, sind wir noch weit entfernt.

Kramer sieht Potenzial für den Leistungssport eher bei den «weichen Faktoren» des Biohackings. Er erwähnt Schlafverhalten, Meditation oder Nahrungsergänzungsmittel. Etwa Nootropika – Stoffe, die aufs Hirn wirken und die kognitiven Fähigkeiten verbessern.

Der deutsche Wissenschafter glaubt, dass Spitzensportler auch ihr Schlafverhalten sowie die Wirkung von Meditation optimieren können. Den unschlagbaren Cyborg hingegen muss man noch nicht befürchten.

Kramers Kollege, Trendforscher Nils Müller, wagte den Blick ins Jahr 2028 und streifte immer wieder den Sport. Er prophezeit, dass in Zukunft Algorithmen massgeblich zum sportlichen Erfolg beitragen.

Adidas testet bereits heute Laufschuhe aus dem 3D-Drucker, die perfekt auf den jeweiligen Fuss abgestimmt sind. Auch die intelligente Einlegesohle ist in den Startlöchern. Verbunden mit der Uhr, informiert sie den Athleten bei jedem Schritt darüber, wie ökonomisch sein Laufstil ist und wie viel Kraft in den Boden verpufft.

Cologna und die Daten

Von einer solchen Messung träumt auch Hippolyt Kempf, Langlaufchef bei Swiss Ski. «Obwohl wir immer mehr Daten erheben können, sind die Leistungsmessungen im Langlauf ziemlich unpräzis», sagt der Olympiasieger von 1988. So bleibt der optimale Krafteinsatz beim Diagonalschritt selbst für einen Dario Cologna trotz Datenflut zu einem beträchtlichen Teil Gefühlssache.

Ein grosses Thema am Forum war der Datenschutz. Der Wandel erfasst die Athleten auch an diesem Punkt. Waren früher Daten von Leistungstests streng geheim, so postet Cologna heute auf der Tracking-Plattform «Strava» offen, wie unglaublich schnell er mit Rollskis und Rennrad die Passstrasse zum Stilfserjoch hinauf fuhr. Und wie beeindruckend tief dabei sein Puls blieb. In der vernetzten Welt darf der Gegner ruhig erfahren, dass Cologna gut drauf ist.