Aarau gewinnt, Bellinzona kassiert zu Hause eine 1:4-Klatsche. Bei Aarau-Präsident Alfred Schmid wächst nach der letzten Spielrunde die Hoffnung. «Wir sind Sportler, Schadenfreude kennen wir nicht. Aber dieser Trend gibt uns viel Zuversicht», sagt er.
Felix Bingesser
Alfred Schmid, Sie pflegen nach jedem Sieg ein Glas Champagner zu trinken und eine Zigarre zu rauchen. Haben Sie diese fast vergessene Gewohnheit nach dem dritten Saisonsieg wieder aufleben lassen?Alfred Schmid: Ich habe ein Bier getrunken. Denn zu Feiern haben wir derzeit ja noch gar nichts. Und die Zigarre lag jetzt so lange in meiner Manteltasche, dass sie total ausgefranst war. Die konnte ich nicht mehr rauchen und habe sie weggeworfen.
Trotzdem: Die 1:4-Niederlage von Bellinzona muss Ihre Zuversicht nochmals gestärkt haben.Schmid: Natürlich war das nochmals ein Aufsteller. Wir haben Moral getankt und sind im Aufwärtstrend. Das scheint bei Bellinzona nicht der Fall zu sein.
Leverkusen hat den Begriff «Vizekusen» schützen lassen. Sollte der FC Aarau den Kopf erneut aus der Schlinge ziehen, müssten Sie für den Begriff «Die Unabsteigbaren» nicht auch Markenschutz beantragen?Schmid: Das müssten wir uns dann überlegen, ja. Aber wir wissen, dass die Siutation nach wie vor extrem prekär ist. Der FC Aarau ist jetzt 29 Jahre in der obersten Spielklasse. Jede Serie hat, wie alles im Leben, einmal ein Ende. Aber wir werden bis zur letzten Minute kämpfen. Und diese Erwartung an die Spieler habe ich in einer klaren Botschaft vor dem Xamax-Spiel nochmals deponiert. So deutliche Worte habe ich noch nie gebraucht.
Hat sich in der Trainerfrage schon etwas Konkretes ergeben?Schmid: Es haben sich schon mehr als ein Dutzend Trainer gemeldet. Es gibt ja immer mehr Trainer und immer weniger Vereine. Da ist auch der FC Aarau trotz der schwierigen Lage offenbar noch ein sehr attraktiver Arbeitgeber.
Bei der zweiten Tranche der Kapitalerhöhung harzt es, die sportliche Situation ist prekär und die Stadionfrage noch ungelöst. Überspitzt könnte man sagen: Aarau hat kein Geld, keine Punkte und kein Stadion?Schmid: Die Stadionfrage steht im Zentrum. Aber es geht da ja nicht nur um ein Stadion. Sondern um ein neues Quartier, um Wohnungen, ein Einkaufszentrum und Einrichtungen für den Breitensport. 68 Prozent haben dazu einmal Ja gesagt. Ich hoffe nicht, dass alle plötzlich ihre Meinung ändern. Das wäre das Ende für den FC Aarau auf diesem Niveau. Bei der Kapitalerhöhung würde ich mir schon von einigen Kreisen ein klareres Bekenntnis zum Spitzenfussball im Aargau wünschen. Im sportlichen Bereich können wir uns nur selber helfen.
Ansonsten müsste ja dann der FC Aargau wieder einmal ein Thema werden?Schmid: Das ist eine Utopie. Der Aarauer ist kein Badener und auch kein Wohler.