CSI Zürich
Martin Fuchs ist vom Talent zum Weltklasse-Reiter gereift

Martin Fuchs fiebert dem Mercedes-CSI im Zürcher Hallenstadion entgegen. Durch die guten Resultate der bisherigen Saison sind die Erwartungen an den 22-jährigen gestiegen. Und setzt sich selbst unter Erfolgsdruck, denn er will an den Weltcupfinal.

Michael Wehrle
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Martin Fuchs (hier auf PSG Future) will auch in Zürich hoch hinaus.

Martin Fuchs (hier auf PSG Future) will auch in Zürich hoch hinaus.

Keystone

Die Zeiten, da Martin Fuchs locker ins Hallenstadion einreiten durfte, sind vorbei. Der Mercedes-CSI in Oerlikon ist sein Heimturnier. Fuchs setzt sich selbst unter Druck. «In Zürich bin ich ziemlich nervös,» gibt er zu. Nervös war er auch in den vergangenen Jahren, doch da lief er noch unter dem Titel «Talent». Das war einmal. Mit seinen 22 Jahren ist Fuchs inzwischen mitten in der Weltklasse angekommen.

Vor drei Jahren wurde er in Zürich noch als «Rookie of the year» der Schweizer Springreiter ausgezeichnet. Auf der Weltrangliste belegt er als aktuelle Nummer fünf der Schweiz Platz 57. Im September startete er zu seinen Erfolgswochen, wurde Schweizer Meister in Sion. Ende Oktober gewann er beim Fünfstern-Turnier von Helsinki den Grand-Prix und wurde Zweiter im Weltcupspringen.

Anfang Dezember glänzte er in Paris, gewann seinen erst dritten Sieg bei einem Fünfstern-Grand-Prix. Sein bisher wertvollster Sieg brachte Fuchs 115'500 Euro Preisgeld, damals noch fast 140'000 Franken. Seit 2014 ist Fuchs endgültig kein Nachwuchsreiter mehr, bewegt sich nur noch auf der Profitour: «Ich habe schon gehofft, dass es mir gut läuft, aber so viel Erfolg nicht unbedingt erwartet.»

Kein Partytiger

Und er betont: «Zwei solche Siege sind schon ein bisschen viel.» Helsinki und Paris verliess er jeweils als erfolgreichster Reiter des Turniers. Zum Feiern aber sei er gar nicht gross gekommen. «Das ist schwierig, die grossen Prüfungen sind immer am Sonntag, da gehts immer gleich nach Hause. Und wenn ich dann aus dem Auto steige bin ich müde und alles hat sich schon gesetzt», erzählt er.

Überhaupt sei er kein Partytiger, auch in Zürich werde er nach den Springen nicht lange bei den Partys im Hallenstadion zu sehen sein. Das Turnier sei auch so schon anstrengend genug. Das Weltcupspringen vom Sonntag stehe ist sein grosses Ziel. Noch hat er den Weltcupfinal Mitte April in Las Vegas nicht abgeschrieben, doch er müsse bei seinen zwei letzten Möglichkeiten punkten: Zürich und Göteborg.

«Die Ansprüche an mich selbst sind gestiegen», gibt er zu. So sei er über seinen sechsten Platz beim Weltcupspringen in Verona ziemlich enttäuscht gewesen. «Dabei wäre das drei Wochen vorher noch mein absolut bestes Resultat gewesen.» Fuchs setzt nicht nur auf die tägliche Arbeit mit dem Pferd und seinem Vater.

Athletik wird immer wichtiger

Thomas Fuchs ist nach wie vor sein Trainer. «Das passt», betont der Junior, der noch einmal in der Woche mit Olympiasieger Steve Guerdat ein Fitnesstraining absolviert. «Mit Aidan 0’Neill haben wir jetzt einen neuen Konditionstrainer», erzählt er. Der sei zwar streng, wisse aber genau was möglich sei und deshalb mache es Spass. «Er will sich auf Reiter spezialisieren», sagt Fuchs.

Noch seien erst wenige Reiter dazu bereit, doch die Zahl steige. «Hauptsächlich Kraft- und Stabilisierungsübungen machen wir», sagt Fuchs. Doch inzwischen gehe er auch ganz gerne mal aufs Laufband, um etwas für die Ausdauer zu machen. Fuchs ist überzeugt, dass die Athletik auch in seinem Sport immer wichtiger wird. Zumal sein Programm durchaus anspruchsvoll ist.

Nach Zürich startet er in Österreich in Villach, dann fliegt er nach Hongkong – in der «Holzklasse» – und in vier Wochen steht Göteborg auf dem Programm. Nur eine Woche später startet er schon in die Freiluftsaison, in Doha. Dort setzt er auf Clooney, sein erst neunjähriges zweites Toppferd. Bis dahin soll ihn der elfjährige PSG Future zum Erfolg tragen.

Zwei Pferde für Fünfsternturniere

«Ich habe mit ihnen zwei Pferde für Fünfsternturniere», sagt Fuchs, der im Sommer natürlich zum Schweizer Team bei den Europameisterschaften in Aachen gehören will. Doch in den nächsten Tagen gilt seine Konzentration Zürich. Vor zwei Wochen kostete ihn ein Flüchtigkeitsfehler im Grand-Prix in Basel den Spitzenplatz.

Das soll ihm beim Heimturnier nicht passieren. Zumal er diesmal den Sieg richtig geniessen könnte. Denn schliesslich dauert die Heimfahrt nach Bietenholz nur 15 Minuten. Und Freundin Anna-Julia Kontio ist dann auch nicht weit. Die Finnin, mit der er schon länger zusammen wohnt, startet auch im Hallenstadion.