Nati-Rücktritt
«Ich liebe Alex für solche Entscheidungen»

Experten reagieren mit Bedauern auf die Rücktritte von Alex Frei und Marco Streller. Überrascht ist man indes nicht. Über mögliche Motive der Demissionen wird spekuliert.

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Alex Frei

Alex Frei

Keystone

Das Basler Sturmduo Alex Frei und Marco Streller ziehen sich mit sofortiger Wirkung aus der Schweizer Fussballnationalmannschaft zurück. Für den ehemaligen Sportminister Adolf Ogi keine Überraschung. «Nach dem verpatzten Bulgarien-Spiel kommt dieser Rücktritt mit Ansage.»

Spätestens, als der Alt-Bundesrat Freis Torjubel für den FC Basel im letzten Meisterschaftsspiel sah, hätten sich für ihn sämtliche Spekulationen in dieser Frage erübrigt. «Frei ist nach dem Tor direkt zu Trainer Fink gerannt. Dann hat er ihn umarmt und wollte ihn gar nicht mehr loslassen». Für Ogi ist klar, dass der Rekordtorschütze mit dieser Aktion der Öffentlichkeit eine Nachricht überbringen wollte. «Die lautete: Seht her! Mit Fink kann ich Tore schiessen, mit der Nationalmannschaft geht das nicht mehr».

Ogi und Challandes bedauern

Neben Adolf Ogi bedauern auch Präsidenten und Fussballtrainer den Entscheid – wie Bernard Challandes. «Einerseits finde ich es schade, dass die beiden zurücktreten. Andererseits liebe ich Alex Frei für solche Entscheidungen», sagt der ehemalige Trainer des FC Zürich und des FC Sion, der einen der Gründe darin sieht, «dass ihm im Nationalteam kein Tor mehr gelungen ist.» Darüber hinaus hätten die Pfiffe der eigenen Fans Frei und Streller psychisch zugesetzt.

In diesem Zusammenhang reagiert Challandes auf die Kritik, die beiden hätten die Mannschaft und Trainer Hitzfeld im Stich gelassen, unwirsch. «Wenn die beiden vor dem Bulgarien-Spiel abgesprungen waren, hätte ich das nicht verstanden. Sie sind aber trotz Misserfolg geblieben und haben versucht, das Ruder herumzureissen. Dafür gebührt ihnen Dank».

Derweil liefert Sion-Präsident Christian Constantin ein mögliches Motiv für die Demission der beiden Basler Stürmer. «Wenn sich Spieler mit dem Trainer streiten, dann kommen Stürmer zwangsläufig nicht auf Touren». Nichtsdestotrotz bedauert der Walliser die Entscheidung und befürchtet für den Schweizer Fussball einen nachhaltigen Schaden. «Die Euro-Qualifikation für die Ukraine und Polen 2012 ist gelaufen. Zudem wird es unter diesen Umständen sehr schwer, sich für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien zu qualifizieren. Ganz zu schweigen von der Euro 2016 in Frankreich». Probleme ortet auch Tranquillo Barnetta, der im Moment die Rücktritte noch nicht als neue Chance für die Nati sieht. «Auch wenn ich als Leverkusener Teamkollege natürlich die enormen Qualitäten von Eren Derdiyok kenne.»

Luzern-Trainer Rolf Fringer findet die Entwicklung «grundsätzlich gut, denn jetzt hat man endlich klare Verhältnisse. Die Situation vorher war für den Trainer unbefriedigend. Hätte er Frei und Streller für die Partie in England nicht berücksichtigt und das Spiel verloren, hätte man ihm das im Nachhinein vorgeworfen.» Hätten die beiden gespielt und verloren, wäre Hitzfeld ebenfalls Schuld gewesen, weil er nicht den Jungen eine Chance gegeben habe, so Fringer. «Auch ohne die beiden liegt in England etwas drin», fügt Barnetta an. «Wenn wir nicht daran glauben würden, könnten wir uns den Flug nach London ja sparen.» (az)