Mit dem FC Solothurn stehts nicht zum Besten. Nicht aus sportlicher Sicht und schon gar nicht, was den Verein als solches betrifft. Vor allem die Rolle von Robert Hasler, Trainer der ersten Mannschaft und Geschäftsleitungsmitglied, wirft Fragen auf.
Regula Bättig
«Die Sache ist sehr delikat», sagt Raphael Galliker, Geschäftsführer des FC Solothurn. Mehr will er zur aktuellen Situation des FC Solothurn nicht sagen. Delikat kann man es nennen, man könnte aber auch sagen: Die Sache stinkt zum Himmel. Denn seit dem sofortigen Rücktritt von Robert Beer (wir berichteten) ist der Verein ohne Präsident, einen Vize-Präsidenten gibts schon seit längerem nicht mehr, die Schulden sind auf über 130 000 Franken angewachsen - und als ob dies alles noch nicht genug wäre, dümpelt der einstige Nati-B-Verein auf dem 13. Platz der 1. Liga herum.
Am Mittwoch hat nun auch Yves Derendinger, juristischer Berater des Vereins und Vorstandsmitglied, den Bettel hingeschmissen: «Die Gründe dafür sind eigentlich die selben wie bei Robert Beer», sagt er. Dass die Geschäftsleitung auf den international erfahreren Urs «Longo» Schönenberger als Trainer verzichtet hat, könne er aus sportlichen Gründen nicht nachvollziehen.
Chance verpasst, Zeichen zu setzen
Ebenfalls nicht nachvollziehen kann Derendinger, dass durch den Verzicht auf einen Trainerwechsel zugleich jene Person abgesprungen ist, die nicht nur das Präsidentenamt übernommen hätte, sondern sich auch bereit erklärt hatte, einen namhaften Betrag in den Verein zu investieren: «Damit hätte man ein Zeichen gesetzt, dass man im Kampf um die Aufstiegsplätze ein Wörtchen mitreden will», sagt Derendinger.
Doch dieses Zeichen wurde nicht gesetzt. Zur Enttäuschung auch von Heinz Derendingen, lange Jahre Sportchef und Geschäftsleitungsmitglied des FC Solothurn. Dieser war es auch, der den Kontakt zu Urs Schönenberger hergestellt hatte. «Er war bereit, bis Ende Saison das Traineramt zu übernehmen - zu den exakt gleichen Konditionen wie Hasler», weiss Derendinger. Trotz des weitaus besserem Leistungsausweis. Doch die Geschäftsleitung hat sich am Montag gegen Schönenberger ausgesprochen und damit auch jenen neuen Präsidenten verhindert, der «100 000 Franken eingeschossen hätte - wenn denn der Trainer ausgewechselt worden wäre». Angesichts der finanziellen Lage, gebe ihm so etwas schwer zu denken. Hier werde ein Verein heruntergewirtschaftet. Bedauerlich findet Derendinger diese Eintwicklung insbesondere, da der Nachwuchsbereich nach wie vor sehr gute Arbeit leiste.
Überaus umstrittene Figur
Mit Unbehagen betrachtet die Entwicklung des Clubs auch Ueli Trüssel, der sich im Vorfeld der Generalversammlung im September bereit erklärt hatte, das Amt des Vizepräsidenten zu übernehmen - unter der Bedingung, dass Roland Hasler nicht mehr in der Geschäftsleitung sitze. Denn es gehe nicht an, dass dort sowohl der Trainer wie auch der Sportchef vertreten seien. «In einem solchen Gremium braucht es andere Köpfe, schliesslich geht es dort vor allem um Finanzfragen.» Dass gestern bekannt wurde, dass Ehrenpräsident André Miserez ad interim den Vorstand der Geschäftsleitung übernimmt und diese durch Benjamin Messer und Meinrad Schönbächler ergänzt wird, findet Trüssel wenig erfreulich: Denn mit Schönbächler - Teambetreuer der 1. Mannschaft - erhalte der Sport nun noch mehr Gewicht.
Sorgen um die Zukunft des Vereins macht sich Trüssel allerdings schon seit längerer Zeit: Bereits jetzt seien Sponsoren wegen dem Trainer abgesprungen und auch bei den Fans geniesse dieser wenig Sympathien. «Die Suche nach einem neuen Präsidenten wird unter diesen Umständen ebenfalls schwierig.» Selber sehe er nur noch eine Chance für den FC Solothurn: Hasler müsse weg. «Und dann wäre für mich auch das Vizepräsidium wieder ein Thema».
«Grosse Namen sind nicht alles»
Für Roland Hasler ist jedoch nichts Ungewöhnliches dabei, dass er als Trainer in der Geschäftsleitung des Vereins sitzt. Das sei beim FC Solothurn nun mal so, «und nur weil es anderswo anders ist, muss dies noch lange nicht falsch sein». Warum die Geschäftsleitung ihn gegenüber Urs Schönenberger als Trainer vorgezogen habe, wisse er nicht. «Bei dieser Abstimmung war ich natürlich nicht mit dabei.» Vielleicht liege es daran, dass ausser dem Präsidenten niemand über den Kontakt zu Schönenberger informiert gewesen sei. «Zudem sind grosse Namen keine Garantie für Erfolg.»
Dass mit dem Festhalten an seiner Person als Trainer aber auch die Lösung der offenen Präsidentenfrage verhindert wurde und dem Verein viel Geld entging, ist für Hasler keine Aufforderung zum Handeln - auch wenn er betont, das ihm das Wohl des Vereins am Herzen liege. «Ich habe einen Vertrag und den erfülle ich.» Finanzielle Versprechungen könne zudem jeder machen: «Aber hat jemand Garantien gesehen?»
Dass es aus sportlicher Sicht wenig Erfreuliches über den FC Solothurn zu berichten gibt, nimmt Hasler gelassen. «Das Verhältnis zur Mannschaft und zur Crew ist intakt», sagt er. «Das Ganze funktioniert.» Fussball sei schliesslich kein Sprint, sondern ein Marathon: Bilanz ziehen lasse sich erst am Ende der Saison. Es gebe keine Mannschaft, die zehn Jahre lang vorne an der Spitze stehe. «Was nicht heissen soll, das wir nichts tun: Wir sind intensiv dran.»