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Die 13. Saison in Folge in der Nationalliga A erweist sich, milde ausgedrückt, als „verflixt“. Cheftrainer Roland Pavloski spricht von einer „Ohnmacht, denen wir hilf-los ausgesetzt sind“.
Gerade bei Fussballern gilt Basketball als „körperloses Spiel“. Wie oft hört man, vor allem auf regionalen Fussballplätzen, nach einem Foulpfiff des Unparteiischen, den Spruch „Schiri, mir spiele nid Basket“. Das ist aber eine Mär, ja Blödsinn und gehört korrigiert.
Am letzten Sonntagnachmittag lief in der Dreirosenhalle im Kleinbasel im Verbands-Derby zwischen den Starwings und dem BC Boncourt die 15. Minute, als Alexis Herrmann alleine auf den Korb zulief. Der Jurassier und das Eigengewächs des BCB, der seit zwei Jahren für die „Wings“ spielt, wurde auf den Weg zum unaufgeregten Korbleger brutal umgemäht. Niedergeholzt.
Eine rüde, völlig unnötige Attacke, wie man sie im Basketball sehr, sehr selten sieht. Die Folge war fatal. Der 25-jährige, 178 Zentimeter grosse Aufbauer, der voll berufstätig ist (was er in Boncourt nicht sein konnte), konnte nicht mehr weiterspielen. Und musste abends in die Notfallstation des Spitals Delémont (Herrmann ist in der jurassischen Hauptstadt wohnhaft) eingeliefert werden.
Nebst einer schweren Hirnerschütterung befürchtete man auch eine Hirnblutung oder -Gerinsel. Zur Erinnerung: Alexis Herrmann spielt Basket und ist nicht etwa Boxer.
Zum Glück konnten die Ärzte nach Mitternacht, bezüglich der Hirnblutung, Entwarnung geben. Aber sie verordneten dem Aufbauer eine strikte, mehrwöchige Bettruhe und Trainingsverbot. Damit dürfte Herrmann, welcher in dieser Saison konstant von Krankheiten und Verletzungen heimgesucht wurde, bis auf weiteres ausfallen. Eventuell gar bis zum Saisonende.
Ebenfalls negativ fiel Raimundas Danys auf. Der Litauer wusste nichts Besseres zu tun, als mehrmals bewusst, extra und gezielt auf die Gesichtsmaske von Allyn Hess zu schlagen. Der Amerikaner in Diensten der Starwings erlitt bekanntlich vor drei Wochen einen Nasenbeinbruch und spielt mit diesem Schutz.
Der Balte scheint das Wort Anstand, Respekt und Sportgeist nicht zu kennen. „Danys fiel mir schon in der letzten Spielzeit, als er für Union Neuchâtel spielte, negativ auf. Mag er ein guter Flügelspieler und Dreipunkte-Werfer sein, so unterlässt er nichts, um seinen Gegenspieler zu malträtieren“, so Cheftrainer Roland Pavloski.
Nun könnte man sagen, dass die Partie ja von einem Ref-Trio namens Markos Michaelides, David Mazzoni und Grégoire Pillet geleitet wurden. Drei Romands (Mazzoni hat Tessiner Wurzeln). Dass der nationale Basket eine Sache von Romands und Tessinern ist und bleiben soll, ist eine Tatsache. So, wie der französische und italienische Teil im Schweizer Handball keine Rolle spielen, ja inexistent sind.
Dass die Starwings im Sommer 2005 unerwartet in die Nationalliga A aufstiegen und seither im Oberhaus mitspielen, scheint für die „Obrigkeit“ störend zu sein.
Hauptref Michaelides ist ein internationaler Ref und gilt als „lammfromm“. In der nationalen Meisterschaft kaschiert der Romand seine Präferenzen weniger. Nun muss man wissen, dass der Basket-Enthusiast auch Verbandsangestellter ist und zeitweise Nationaltrainer der U20-Mannschaft war. Und in technischen Kommissionen mitwirkte. Und vielen Spielern persönlich sehr nahe steht.
Man stelle sich vor, im Fussball würde der Schweizer Nationalcoach zugleich Matches der obersten Liga (Raiffeisen Super League) arbitrieren... Und es ist in der Basket-Szene ein offenes Geheimnis, dass Monsieur Michaelides mit Exponenten „ennet des Röschtigrabens“ wenig bis nichts anfangen kann.
Egal, ob Trainer, Aktive, Vereine oder Medienschaffende. Dass die Refs, nach einigem Zögern, ein Foul an Alexis Herrmann pfiff, sei auch noch erwähnt... Korrekt wäre ein absichtliches Foul, ja sogar Platzverweis gewesen.
In der Bundesliga würde man ein Verfahren, vor allem gegen Danys, eröffnen. In der beschaulichen Schweiz (die auf Klubebene den Europacup seit Jahren wie der Teufel das Weihwasser meidet) geht man zur Tagesordnung über. Dass „Wings“-Trainer Pavloski nach der Endsirene seine Tafel wutentbrannt auf den Boden schmiss, ist verständlich.
Es war ein Mix aus Frust, Ohnmacht und Wut. Dass der Verein nicht in der Lage ist, den Spielmacher Petar Babic (dessen schwere Verletzung ein Versicherungsfall ist) zu ersetzen, hat aber nichts mit Refs, Rivalen und Verband zu tun. Gestern Abend gab Union Neuchâtel bekannt, dass sein Spielmacher Spencer Parker (ein 15-Punkte-Mann) in die USA zurückkehrt. Sein Ersatz ist bereits im Anflug!
Seit dem 15. Januar, und noch bis Monatsende, ist Transferperiode. „Ich habe Kontakte zu Schweizer Akteuren, die zu uns kommen würden. Die uns helfen könnten; umso mehr, als ich ein Lazarett habe“, so Trainer Pavloski. Aber auch da sind dem Birsfelder die Hände gebunden. Zumidest Wohnung, Kost und ein kleines Salär (im tiefsten vierstelligen Bereich) müsste man diesen Spielern offerieren. Geht in Birsfelden aber nicht.
Die Quintessenz ist, dass ein Jérémy Landenbergue (ex-Boncourt), der die Saison 2017/18 in der Slowakei angefangen hat, nun bei Lausanne Pully unterschrieben hat. Der Nationalspieler hätte nicht ungerne bei den Starwings gespielt, wo er mit Herrmann, Branislav Kostic und Nemanja Calasan auf drei ehemalige Teamkollegen aus seiner Zeit im Jura gestossen wäre. Nun verstärkt er einen direkten Rivalen um einen Playoff-Platz.
An diesem Wochenende müssen sich die „Wings“ nicht aufregen und benachteiligt vorkommen. Das Final-Wochenende im Ligapokal in Montreux steht an. Mit Fribourg, Genf, Lugano und Massagno. Bei den Frauen lautet das Endspiel Fribourg gegen Troistorrents. Romands und Tessiner sind unter sich, die Unparteiischen aus dem Welschland und der „Sonnenstube der Schweiz“ auch. Eine harmonische, heile Basketball-Welt also.