Keine Chance für die Schweizer im Kampf um den America’s Cup
Muriel Muino-Fiechter
Der amerikanische Herausforderer erreichte das Ziel 5:26 Minuten vor dem Titelverteidiger und bringt damit den «Auld Mug» nach 15 Jahren wieder in die USA. 1995 verlor «Young America» die Serie gegen das neuseeländische Boot «Black Magic» 0:5. Es ist erst das fünfte Mal in der 159-jährigen Geschichte des America’s Cup, dass der Challenger sich durchsetzt. Letztmals gelang dies «Alinghi» 2003 gegen das Team New Zealand.
Nach dem Debakel vom Freitag, als «Alinghi» mit über 15 Minuten Rückstand auf «BMW Oracle» die Ziellinie überquerte, war mit einer weiteren deutlichen Schlappe des Titelverteidigers gerechnet worden. «Wir können zwar in einer Nacht kein neues Segel konstruieren, doch wir haben einige Mittel, um ‹Alinghi 5› besser zu konfigurieren», sagte «Alinghi»-Boss Ernesto Bertarelli noch am Samstag. In der Tat war das Schweizer Syndikat am Sonntag zu mehr Gegenwehr fähig, aber letztlich war das gigantische Flügelsegel von «BMW Oracle» die entscheidende Waffe in diesem America’s-Cup-Duell.
Fehler beim Start
Stundenlang hatte Rennleiter Harold Bennett wegen zu flauer Windverhältnisse abgewartet. Um 16.25 Uhr -- nur fünf Minuten vor dem Ablauf des möglichen Zeitfensters -- gab er den Start frei. Mit Bertarelli am Steuer startete «Alinghi» ins zweite Rennen, das über einen 74 km langen Kurs in Form eines gleichschenkligen Dreiecks führte. Der «Alinghi»-Besitzer handelte sich wie in der ersten Regatta eine Strafe ein. Dieses Mal hatte nicht der Gegner protestiert, sondern «Alinghi» einen Fehler begangen. Der Schweizer Katamaran befand sich beim Signalton, fünf Minuten vor dem Start, verbotenerweise in der Prestart-Zone, was mit einem Kreismanöver bestraft wird.
Trotz dem Handicap und einem Start-Rückstand von 24 Sekunden kämpfte «Alinghi» beherzt gegen die Niederlage. Nach einer Viertelstunde überliess Bertarelli das Steuer dem Mehrrumpf-Profi Loïck Peyron aus Frankreich. Just zu diesem Zeitpunkt übernahm «Alinghi» die Führung und baute den Vorsprung auf rund 400 Meter aus, was noch zu wenig war, um das Strafmanöver zu segeln und in Führung bleiben zu können.
Starker «Oracle»-Steuermann
Die Entscheidung fiel kurz vor der ersten Wendemarke. «Oracle»-Steuermann James Spithill taktierte hervorragend und brachte seinen Trimaran in eine ausgezeichnete Ausgangsposition. Ohne Zusatzmanöver konnte er die Boje passieren und die gesamte Geschwindigkeit mitnehmen. Beim zweiten Wendepunkt war der Vorsprung der Amerikaner bereits auf über zwei Minuten angewachsen.
Besitzer Larry Ellison und CEO Russell Coutts waren während der ganzen Wettfahrt an Bord und konnten hautnah miterleben, wie ihr High-Tech-Boot mit seinem gigantischen Flügelsegel dem Gegner davonzog.