Uhren
Auch «Schiri» lobt den Rasen

Für Patrick Graf ist jedes Spiel ein intensives Erlebnis – auch der Match am Samstag, am Uhrencup in Grenchen. Was ihm am liebsten ist: Wenn sich nach einem Match niemand mehr an seinen Namen erinnert.

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Solothurner Zeitung

Hans Peter Schläfli

Unter sintflutartigem Regen und Hagel fährt Patrick Graf nach Grenchen. 90 Minuten vor dem Anpfiff muss der Schiedsrichter im Stadion sein, «aber es ist eben immer gut, wenn man sich ein wenig Spatzung für Unvorhergesehenes einrechnet», meint der Oberburger. In der Schiedsrichterkabine finden er und seine beiden Assistenten eine Früchteschale - ein Willkommensgeschenk des Uhrencups.

Eigentlich wollte ja Organisator Sascha Ruefer einen anderen Schiedsrichter für den Match zwischen Panathinaikos Athen und den Berner Young Boys. Der Lengnauer Fernsehmoderator war mit dem Aufgebot nicht zufrieden. «Ich kenne den Namen Patrick Graf nicht», meinte Ruefer, und verlangte vom Verband einen erfahrenen, bekannten Schiedsrichter. Ohne Erfolg. Der Oberburger, der seit elf Jahren Schiedsrichter und neu für die Super League qualifiziert ist, blieb im Aufgebot. «Jeder muss sich die Erfahrung irgendwann holen», meint er dazu. «Dass mich Ruefer ablehnen wollte, belastet mich nicht.»

Freude über das Aufgebot

«Als ich vor einer Woche das Aufgebot bekam, freute ich mich schon sehr», blickt Patrick Graf, der für den SC Ittigen pfeift, zurück. «Ich hatte noch nicht damit gerechnet, ein Spiel mit internationaler Beteiligung leiten zu dürfen.»

Die eigentliche Vorbereitung begann am Vorabend, als er das Kommunikationssystem überprüfte, die Batterien auflud und die Tasche packte. «So ein spezielles Aufgebot beschäftigt einen aber gedanklich über die ganze Woche», erzählt er. «Ich habe hier schon ein paar Mal Spiele in der ersten Liga gepfiffen, aber der Rasen war noch nie so perfekt wie heute», lobt er nach der Platzinspektion.

«Erwarte das Unerwartete»

Es ist Zeit, sich in der Kabine mit den Assistenten zusammen auf den Match einzustimmen. Vor einem Jahr gab es in Grenchen ein paar Randalierer. «Ich weiss davon, damit muss man heute leider rechnen. Ich sage mir immer, erwarte das Unerwartete. Aber für heute bin ich optimistisch, dass nichts passieren wird», meint er zur Affiche des Uhrencups. «Wenn sich zwei Mannschaften kaum kennen, ist es meistens einfacher», sagt Graf.

Im Spiel tritt Patrick Graf resolut auf, was auch nötig ist. Denn obwohl es nur ein Test ist, gehen beide Seiten recht zur Sache, und Graf spricht einige Verwarnungen aus. Er pfeift einen Penalty, mit dem die Young Boys nicht einverstanden sind. Dann gibt es auf beiden Seiten noch weitere Strafraumszenen, bei denen Penaltys gefordert werden. Die Pfeife bleibt aber Stumm, und Graf muss sich gegen reklamierende Spieler behaupten. Am Ende ist es ein ganz normaler Match, ohne krasse Fehlentscheidungen. «Am liebsten ist es mir, wenn sich nach einem Spiel niemand mehr meinen Namen erinnert», sagt Graf. Nach diesem Uhrencup-Abend wird dies der Fall sein.

Aus den Fehlern lernen

Nach Meisterschaftspielen gibt es etwa 30 Minuten nach dem Schlusspfiff ein Gespräch mit dem Inspizienten. «Die Analyse ist besser, wenn das Spiel noch warm ist», meint Graf. «Es geht darum, möglichst wenig Fehler zu machen, aber jeder macht Fehler», weiss der Oberburger Schiri. «Auf der anderen Seite kann man auch nur aus den Fehlern lernen.» Deshalb liest er am Tag darauf die Matchberichte und schaut sich auch die Fernsehaufnahmen an, wenn es denn solche gibt. «Das ist zwar manchmal unangenehm, weil es einen Gedanklich lange beschäftigt. Auf den Bildern sieht man dann oft, weshalb der Fehler passiert ist, ob ich zum Beispiel schlecht positioniert oder abgelenkt war. Das kann sehr lehrreich sein.»

Beim Uhrencup geht es nach dem Duschen für die Schiedsrichter weiter zum gemeinsamen Essen. Doch für Patrick Graf ist noch nicht Feierabend: «Wenn ich zu Hause ankomme, fülle ich meistens gleich noch den Rapport aus. Das hilft mir, die Emotionen herunter zu fahren. Ich kann nicht gleich einschlafen, denn jedes Spiel ist für mich ein intensives Erlebnis.»