FC Basel
Warum der Cup für FCB-Trainer Urs Fischer wegweisend ist

Urs Fischer kann trotz dominanter Liga-Performance auf nicht allzu viele Erfolge mit dem FC Basel zurückblicken. Holt der FCB-Trainer das Double, steigen seine Chancen auf Weiterbeschäftigung.

Markus Brütsch
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Urs Fischer kann mit dem Gewinn des Doubles seinen Trainerposten festigen.

Urs Fischer kann mit dem Gewinn des Doubles seinen Trainerposten festigen.

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Natürlich hört es Urs Fischer höchst ungern, wenn jemand behauptet, die Super-League-Saison sei entschieden. Als Trainer des FC Basel ist er trotz des Riesenvorsprungs von 17 Punkten auf YB verpflichtet zu sagen, mathematisch sei noch vieles möglich. Und deshalb will er auch nicht zugeben, dass ein Cupmatch in diesen Zeiten der Meisterschaftsmonotonie auch für ihn als Trainer viel aufregender ist als der Super-League-Alltag. «Als FCB-Trainer musst du immer gewinnen, egal, in welchem Wettbewerb», sagt Fischer.

Vermutlich ist der 51-Jährige heute Abend im Viertelfinal gegen den FCZ aber schon nervöser als sonst. Nicht deshalb, weil es gegen «seinen» Verein FC Zürich geht, von dem er einst im Unfrieden schied. Inzwischen hat er mit Thun und dem FCB schon zu oft gegen seinen «Ex» gespielt, als dass eine weitere Neuauflage noch etwas Besonderes wäre.

Nein, Fischer wird vor allem deshalb angespannter sein als üblich, weil ihm die Chance winkt, in die Fussstapfen von Helmut Benthaus, Christian Gross, Thorsten Fink und Heiko Vogel zu treten.

Anhänger des FC Basel wissen: Nur diese vier von rund fünfzig FCB-Trainern haben das Double gewonnen. Weil Gross dieses Kunststück gar zwei Mal gelang, sind die Basler insgesamt fünf Mal (1967, 2002, 2008, 2010 und 2012) in derselben Saison Meister und Cupsieger geworden.

Rekordinhaber sind sie allerdings nicht. Mit acht Doubles führen die Grasshoppers die Rangliste an. Da aber sechs davon mehr als sechzig Jahre zurückliegen, sind die Zürcher im Schweizer Fussball längst nicht mehr das Mass aller Dinge. Abgelöst hat sie der FC Basel, als dieser zu Beginn des dritten Jahrtausends − im März 2001 − in den St. Jakob-Park einzog.

Prominente Liste

Benthaus, Gross, Fink, Vogel, Fischer − diese Liste würde dem aktuellen FCB-Trainer gewiss gefallen. Mit dem Gewinn des Doubles hätte er ein Argument mehr, um über den Sommer hinaus im Amt zu bleiben.

«Glücklich ist sie nicht gerade.» Urs Fischer über seine Beziehung zum Cup.

«Glücklich ist sie nicht gerade.» Urs Fischer über seine Beziehung zum Cup.

Keystone

Zwar wird sich sein auslaufender Vertrag verlängern (sobald die Titelverteidigung mathematisch in trockenen Tüchern ist ...), doch eine Garantie dafür, eine dritte Saison am Rheinknie in Angriff nehmen zu dürfen, ist dies nicht. Zumal die neue Klubleitung, die im Juni installiert wird, eine andere Vorstellung bei der Besetzung des Trainerjobs haben könnte.

«Wir haben schon zu Beginn der Saison gesagt, dass wir das Ziel haben, Meister und Cupsieger zu werden», sagt Fischer. Ziel 1 hat er mit dem FCB im letzten Jahr souverän erreicht. Aber wie ist eigentlich die Beziehung des Zürchers zum K.-o.-Wettbewerb? «Glücklich ist sie nicht gerade», räumt Fischer ein. Nach weit über zwanzig Profijahren als Spieler und Trainer hat er gerade einmal einen einzigen Cupsieg im Palmarès.

Das Ereignis geht auf den 28. Mai 2000 zurück, als Fischer als Captain den FC Zürich zum Sieg über Lausanne-Sports führte. Nach einem 2:2 nach Verlängerung traf Fischer im Penaltyschiessen zum 1:0, der FCZ gewann 3:0. In Erinnerung geblieben ist davon vor allem auch eine tolle Geste Fischers, der darauf verzichtete, den Pott als Erster in die Höhe zu stemmen und diesen Glücksmoment dem rührigen Präsidenten Sven Hotz überliess.

Doch an Elfmeterschiessen hat Fischer nicht nur gute Erinnerungen. Wenn er und der Cup bisher noch nicht in inniger Liebe verbunden sind, hat dies vor allem mit zwei unglücklichen Niederlagen in Penaltyschiessen zu tun. Als Trainer des FCZ schied er im Halbfinal gegen Xamax aus, als Verantwortlicher des FC Thun gegen den FCZ; wieder im Letzigrund, erneut im Halbfinal. Verständlich, dass Fischer nun im FCB-Training Elfmeter üben liess. «Jeder musste einen treten», sagt Fischer, der das Penaltyschiessen nicht als reine Lotterie versteht.

«Der Spielverlauf kann es beeinflussen», sagt der FCB-Trainer, «und je cooler der Schütze ist, desto grösser ist die Chance, dass der Ball reingeht. Daneben braucht es einen guten Goalie.»
Doch so weit soll es gegen den FCZ nicht kommen. Bei allem Respekt für die gute Leistung der Zürcher nach dem Abstieg in die Challenge League und vor allem für die starke Kampagne in der Europa League, erwartet Fischer, dass sein Team der Favoritenrolle gerecht wird. «Aber wir brauchen einen guten Tag», hebt er den Warnfinger.

Gewinnt sein FCB, würden nur noch zwei Siege zum ersehnten Double fehlen. Dass in Basel ein solcher Exploit aber einen Trainer noch lange nicht unantastbar macht, erfuhr Heiko Vogel 2012, als er sechs Monate nach dem Triumph Platz für Murat Yakin machen musste.