Der britisch-schwedische Multimilliardär Johan Eliasch gewinnt die Präsidentenwahl im internationalen Skiverband überraschend überlegen. Sein Schweizer Konkurrent hadert derweil mit etwas anderem.
Künftig wird ein Erfolg in der Nationenwertung des alpinen Skiweltcups definitiv zu einem sportpolitischen Prestigetriumph. Denn Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann zeigt den Österreichern nach der verlorenen Kampfwahl um den Vorsitz im internationalen Skiverband (FIS) verbal die Rote Karte.
«Der Entscheid der FIS-Familie, Johann Eliasch zum Präsidenten zu wählen, ist zu respektieren. Die Willensbekundung war eindeutig, Eliasch hat jetzt eine faire Chance verdient», sagt der 52-jährige Aargauer. Überrascht war Lehmann, dass sich der milliardenschwere Eigentümer und bisherige CEO (er hat gestern seinen Rücktritt von dieser Funktion bekannt gegeben) des Sportartikelkonzerns «Head» bereits im ersten Wahlgang mit 65 von 119 gültigen Stimmen gegen seine drei Mitkonkurrenten Lehmann, Sarah Lewis und Mats Arjes durchsetzte. Auf den Präsidenten von Swiss Ski fielen 26 Stimmen, die ehemalige FIS-Generalsekretärin Lewis erhielt 15 Stimmen und der aktuelle FIS-Vizepräsident Arjes 13.
Dann wird Lehmann deutlich:
«Das trägt die Handschrift der Österreicher. Was sie getan haben, bereitet mir mehr Mühe als meine Wahlniederlage. Das geht gegen alles, was wir in den letzten 10 Jahren gemeinsam gemacht haben.»
Der ehemalige Abfahrtsweltmeister spricht darauf an, dass Österreichs abtretender Verbandspräsident Peter Schröcksnadel offenbar vom bekennenden Unterstützer Lehmanns zum aktiven Wahlhelfer für Eliasch mutiert ist.
Lehmann wird sich am 26. Juni nochmals für drei Jahre als Präsident von Swiss Ski zur Verfügung stellen und zugleich ein energisches neues Mitglied im FIS-Vorstand sein. Auch in das 16-köpfige Gremium wurde er lediglich mit einem durchschnittlichen Resultat gewählt. Mit Jelena Välbe, der 14-fachen Langlauf-Weltmeisterin und aktuellen Präsidentin des russischen Skiverbandes, ist eine einzige Frau in der Führung vertreten.
Dies wird sich bald ändern. Eliasch kündigte an, bereits im Herbst einen ausserordentlichen Kongress durchführen zu wollen, um eine aufgegleiste Reform umzusetzen. Ab dann soll der Vorstand aus mindestens drei Frauen bestehen. Für den einen oder anderen Funktionär könnte die Karriere im höchsten Gremium des Schneesports also ausserordentlich kurz werden. Lehmann will sich im FIS-Vorstand stark einbringen und sagt zur Stossrichtung: «Es darf sich keiner über das System stellen.»
An einer Pressekonferenz gab auch Unternehmer, Firmensanierer und Klimaaktivist Eliasch Auskunft über die Stossrichtung seiner Präsidentschaft. Der 59-jährige britisch-schwedische Doppelbürger, der als Ex-Partner von Schauspielerin Sharon Stone auch im Jet-Set vernetzt ist, sagt selbstbewusst:
«Ich bin die beste Wahl für Veränderungen – und die FIS braucht solche.»
Neben einem Bekenntnis zu Umweltthemen geht es dabei auch ums Geldverdienen. Eliasch sagt, dass er eine Zentralisierung der TV- und Marketingrechte ernsthaft prüfen und an die Hand nehmen will. Bislang liegen diese Rechte bei den Landesverbänden.
FIS-Marketingdirektor Jürg Capol verrät, dass er eine konkrete Offerte von Investoren zur Vergabe dieser Rechte für alle Weltmeisterschaften und Weltcups sämtlicher FIS-Disziplinen auf dem Tisch hat. 550 Millionen Euro beträgt das Angebot für vier Jahre. Capol ist felsenfest überzeugt: «Diese Summe lässt sich noch deutlich steigern.»
Einen traurigen Abschied gab es für Gian-Franco Kasper nach 23 Jahren FIS-Präsidentschaft. Der 77-Jährige fehlte beim Kongress. Der Engadiner lag bis am Donnerstag auf der Intensivstation, nachdem er am Wochenende mit Atemproblemen ins Spital eingeliefert werden musste.