Tour de France
Der Dominator fährt in einer eigenen Liga: Tadej Pogacar dominiert nach Belieben und bleibt im Maillot Jaune

Der slowenische Titelverteidiger hat die Konkurrenz an der diesjährigen Tour de France fest im Griff. Er kann dabei sogar in den Verwaltungsmodus schalten und von einem langen Weg zum Gesamtsieg sprechen. Der Tour droht die grosse Langeweile.

Tom Bachmann
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Hat aktuel wenig Sorgen: Tour-Leader Tadej Pogacar.

Hat aktuel wenig Sorgen: Tour-Leader Tadej Pogacar.

Christophe Petit-Tesson / EPA

Tadej Pogacar spielt bei der Tour de France nach Belieben mit der Konkurrenz, Primoz Roglic ist schon auf dem Weg nach Hause und auch Mathieu van der Poel hakt die Tour ab. Das völlig verregnete Alpen-Wochenende hat fast das gesamte Peloton ans Limit geführt. Nur Titelverteidiger Tadej Pogacar raste erst mit einer atemberaubenden Solo-Show ins gelbe Trikot, leistete sich dann am Sonntag sogar eine Bummelfahrt und wirkte vor dem ersten Ruhetag schlicht unantastbar. «Ich habe die Tour nicht gekillt, es ist noch ein langer Weg», gab Pogacar brav zu Protokoll. Vermutlich musste er sich dabei ein Grinsen verkneifen.

Denn der Slowene überliess den Tagessieg in Le Grand-Bornand dem Belgier Dylan Teuns, bei der Bergankunft in Tignes siegte Ben O’Connor, aber in der Gesamtwertung ist Pogacar längst enteilt. Auf dem Papier mögen die 2:01 Minuten Vorsprung vor dem Zweitplatzierten O’Connor gering aussehen, doch der Australier machte mit Pogacars Gnaden bei seinem Solo-Sieg knapp sechs Minuten gut und liegt eher zufällig auf einem Podiumsplatz.

Roglic musste aufgeben: «Es macht keinen Sinn»

Zwar schaltete Pogacar am Sonntag auf dem Weg ins 2107 Meter hoch gelegene Skiresort Tignes in den Verwaltungsmodus und konterte lediglich Angriffe. Doch tags zuvor hatte der Vorjahressieger die chancenlose Konkurrenz im strömenden Regen komplett demoralisiert. Gut 30 Kilometer vor dem Ziel war Pogacar am vorletzten Berg angetreten, der Ecuadorianer Richard Carapaz konnte noch folgen, doch dann forcierte der Jungstar noch einmal das Tempo, als wäre es das Leichteste auf der Welt. «Er ist auf einem anderen Level als alle anderen», gab Sir Dave Brailsford, Chef des erfolgsverwöhnten britischen Ineos-Teams, unumwunden zu. Die geschockte Konkurrenz wird sich neue Ziele stecken müssen. Das Team Bora-Hansgrohe etwa hofft weiter aufs Podium, während andere bloss noch Etappensiege anpeilen.

Der Vorjahreszweite Roglic beschloss unterdessen am Sonntag kurz vor dem Start der neunten Etappe, sich den Rest der Tour nicht mehr anzutun. Unter grossen Schmerzen aufgrund seines Sturzes auf der dritten Etappe gab der Slowene das Rennen auf. «Es hat einfach keinen Sinn mehr gehabt. Ich habe es versucht, aber die Schmerzen waren einfach zu gross», sagte 31-Jährige. Bereits am Samstag war Roglic als Drittletzter mit über 35 Minuten Rückstand ins Ziel gerollt. Allerdings in bester Gesellschaft, denn nur einen Platz vor dem Vuelta-Champion lag der frühere Tour-Sieger Geraint Thomas. Der ebenfalls von Sturzverletzungen gezeichnete Waliser kämpft sich aber weiter durch die Tour.

Gibt auf: Der Slowene Primoz Roglic.

Gibt auf: Der Slowene Primoz Roglic.

Daniel Cole / AP

Van der Poel konzentriert sich auf Olympia

Das wollte Mathieu van der Poel mit Blick auf die Olympischen Spiele nicht tun. Der Niederländer, der bis zum Samstag sechs Tage lang das gelbe Trikot getragen hatte, trat nicht zur Etappe nach Tignes an. «Ich bin sehr stolz auf meine Leistungen in meiner ersten grossen Rundfahrt und will mich nun auf meine anderen Ziele konzentrieren», sagte der Cross-Weltmeister, der in Tokio im Mountainbike-Rennen starten will. Die Tour-Fahrer können am Montag durchschnaufen. In Tignes steht der erste Ruhetag auf dem Programm. Am Dienstag setzt das Peloton mit der Etappe von Albertville nach Valence seine Fahrt in Richtung Mittelmeer fort.

Tour de France

9. Etappe (Cluses-Tignes/145 km). 1. O’Connor 4:26,43 Stunden. 2. Cattaneo (ITA) 5:07 Min. zurück. 3. Colbrelli 5:34. 4. Martin 5:36. 5. Bonnamour 6:02, 6. Pogacar gleiche Zeit. 7. Carapaz 6:34. 8. Vingegaard. 9. Mas. 10. Uran alle gleiche Zeit. – Die Schweizer: 42. Küng 23:10. 47. Dillier 25:55. 78. Schär 31:37. 88. Bissegger 31:37. 117. Hirschi 31:37. 130. Hollenstein 32:21. – Gesamtklassement: 1. Pogacar 34:11,10 Stunden. 2. O’Connor 2:01 Minuten zurück. 3. Uran 5:18. – Die Schweizer: 56. Küng 1:01:00. 97. Dillier 1:23:50. 99. Schär 1:25:00. 115. Bissegger 1:31:09. 159. Hollenstein 1:51:39. 161. Hirschi 01:55:36.