Startseite
Sport
Severin Lüthis gutes Gefühl vor dem Wimbledon-Final täuschte nicht. Beim Matchball wurde der Coach von Roger Federer dennoch nervös. Tommy Haas schlägt derweil vor, Wimbledon in «RF19» umzubenennen.
Severin Lüthi erlebte gestern Nachmittag einen seiner «entspanntesten» Grand-Slam-Finals, wie er danach zugab. Und dennoch wurde er beim Matchball trotz klarer Führung zum ersten Mal nervös. «Ich weiss auch nicht warum», meinte er lachend, «ein Tennismatch ist halt nie fertig bis zum letzten Punkt.»
Ansonsten ging die Taktik, aggressiv zu spielen und sich vom 1,98 m grossen Kroaten Marin Cilic nicht wegdrücken zu lassen, voll auf. «Zu Beginn sind beide gut in die Returngames hineingekommen», stellte Lüthi fest. «Nach dem Break (zum 3:2 im 1. Satz; d. Red.) hat Roger begonnen, etwas mehr zu variieren und befreiter aufzuspielen.»
Ab wann Cilic von der Verletzung am Fuss handicapiert war, könne er nicht sagen. Jonas Björkman, der Coach der Weltnummer 6, erklärte, es habe sich um eine grosse Blase gehandelt, die ihm bereits vor dem Final Mühe bereitet habe. «Wir haben alles unternommen, aber nach fünf, sechs Games wurden die Schmerzen offensichtlich zu gross.»
Marc Rosset fühlte mit Cilic mit. «In einem solchen Final nicht voll fit zu sein, ist sehr schade für ihn», sagte der Olympiasieger von 1992. Er glaube aber nicht, dass das Resultat sonst wesentlich anders herausgekommen wäre.
Roger Federer war jedenfalls wieder einmal auf den Punkt bereit, auch weil er die Sandsaison ausgelassen und sich in diesem Frühling eine lange Pause gegönnt hatte. «Das Risiko war klein», meinte Severin Lüthi zur ausgedehnten Pause. «Rasen ist so natürlich für ihn, da braucht er nur ein, zwei gute Matches, und es macht Klick.»
Seinen Schützling auf dem Boden zu halten, sei nicht schwierig. «Erfolge sorgen bei Roger immer für Hunger auf mehr.» Es seien nicht so sehr die Rekorde, die ihn antrieben. «Es ist für ihn einfach toll, wieder einmal Wimbledon zu gewinnen.» Und mit zunehmendem Alter geniesse Federer die Siege umso mehr. «Den Erfolg am Australian Open hat er jedenfalls relativ lange genossen.»
Das dürfte auch nach dem achten Wimbledon-Titel so sein. Es würde nicht überraschen, wenn Federer das nächste Masters-1000-Turnier in Montreal vom 7. bis 13. August auslassen und erst eine Woche später in Cincinnati wieder ins Wettkampfgeschehen eingreifen würde. «Er ist an einem Punkt in seiner Karriere, an dem er selber sagen kann, ob er spielt oder nicht. Er muss nichts mehr», sagte Coach Lüthi.
Tommy Haas, der 39-jährige Deutsche, der Federer vor einem Monat eine von nur zwei Niederlagen in diesem Jahr zufügte, äusserte derweil einen originellen Vorschlag: «Man sollte SW19 in RF19 umbenennen.» SW19 ist die weltberühmte Postleitzahl von Wimbledon und Roger Federer (RF) hat seit gestern 19 Grand-Slam-Titel auf seinem Konto.