Golf
Tiger Woods wird 40 – ein Superstar ausser Dienst

Tiger Woods feiert seinen 40. Geburtstag. Trotz etlichen Rückschlägen und der mehrmonatigen Zwangspause denkt er noch lange nicht ans Aufhören.

Nicolas Reimer
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Die sportliche Durststrecke von Tiger Woods hat ihre Spuren hinterlassen.

Die sportliche Durststrecke von Tiger Woods hat ihre Spuren hinterlassen.

Keystone

Abgesehen von seinem maladen Körper fühlt sich Tiger Woods noch immer wie ein Kind. «Wer mich kennt, weiss, dass ich im Kopf gelegentlich wie ein Fünfjähriger bin», schrieb der Golf-Superstar in einem Jahresrückblick auf seiner Homepage. Körperlich fühle er sich «manchmal alt und manchmal wie ein Teenager». Diese Diskrepanz zwischen Kopf und Körper bereite ihm oft Probleme: «Ich bin auf der Suche nach der Mitte, nach der 40.»

Am Mittwoch feiert Eldrick Tont Woods eben diesen 40. Geburtstag, und der Rücken gibt keine Ruhe. «Bei Nerven gibt es keinen Zeitplan. Ich habe keine Ahnung, wann ich zurück bin», sagte der Kalifornier kürzlich bei einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte. Die Rückschläge, die mehrmonatige Zwangspause, sie haben dem Superstar ausser Dienst zugesetzt, doch Woods bleibt zuversichtlich: «Wo sehe ich mich in den nächsten zehn Jahren? Ich spiele weiter Golf auf dem höchsten Level, gewinne Turniere und Majors.»

Woods muss das Hirn ausschalten

Zu Letzterem hatte vor ziemlich genau fünf Jahren Golf-Ikone Jack Nicklaus einen bemerkenswerten Satz gesagt. «Natürlich», meinte der Major-Rekordsieger damals aus voller Überzeugung, «kann Tiger Woods meine Bestmarke knacken. Er muss dafür aber endlich sein Hirn ausschalten.»

Von den 18 Major-Siegen des Jack Nicklaus ist Woods meilenweit entfernt. 14-mal hat er zwar triumphiert, der letzte grosse Erfolg allerdings liegt bereits mehr als acht Jahre zurück, und eine Besserung der (körperlichen) Situation ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Strapazen werden immer grösser. «Er sollte in den Ruhestand gehen», riet der Australier Greg Norman, eine anderer ganz Grosser des Golfsports.

Norman, wie Woods zweifacher Familienvater, quälte sich ebenfalls mit Blessuren und spricht daher aus Erfahrung, wenn er sagt, dass es eine «gewaltige Aufgabe» ist und Woods «mit seinen Kindern noch viele schöne Erlebnisse vor sich» habe. Aber ein vorzeitiger Abschied von den Grüns, die die Welt bedeuten? Nein, das ist nicht die Option des Tiger Woods. Noch nicht.

Golfen am Computer

Denn er hat Ziele. Mit 79 Siegen auf der US-Tour fehlen ihm noch drei zum Rekord von Sam Snead. Derzeit darf er zwar auf Raten der Ärzte nicht einmal einen Ball schlagen, aber Woods scherzt: «Am Computer bin ich mittlerweile recht gut.» Golf war, ist und wird immer sein Leben bleiben, «und ich vermisse es so sehr, gegen die Jungs anzutreten». Auch «die Jungs» vermissen ihren einstigen Weggefährten. Nordirlands Superstar Rory McIlroy etwa schickte dem Rekonvaleszenten einen aufmunternden Gruss. «Ich wünsche meinem Idol und Freund eine schnelle Genesung. An Golf ohne ihn möchte ich nicht denken», sagte McIlroy.

Ähnlich sieht es übrigens Nicklaus, der Woods sogar eng vertraute Mediziner zur Seite gestellt hat. «Ich sagte: ‹Tiger, niemand will, dass seine Rekorde gebrochen werden. Aber ich will wirklich, dass du gesund bist›», verriet Nicklaus. Dann, und nur dann, wäre Woods in der Lage, Nicklaus zu beerben. Der Rekordhalter ist jedenfalls zuversichtlich. «Ich glaube an ihn. Und es wäre dämlich, das nicht zu tun.»