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Die French Open verpasste Roger Federer verletzt, jetzt ist er wieder fit. Der Schweizer steigt in dieser Woche in Stuttgart wieder ins Geschäft ein.
In Stuttgart gehen die Uhren anders. Auf 11.30 Uhr ist die Medienkonferenz mit Roger Federer angesetzt. Das heisst normalerweise, er kommt gegen 11.45 Uhr. Das liegt oft auch daran, dass er einfach sehr nett ist und auf dem Weg jeden Autogrammwunsch der Fans erfüllt. Doch in Stuttgart ist alles ganz anders.
Um 11.24 Uhr steigt Federer die Treppe im Medienzentrum herunter. Locker, gut gelaunt. Knapp zwei Stunden später ist er einfach wieder zu finden. Dort wo die Fans sich drängen, wo sie versuchen, mal einen Blick auf den Star zu erhaschen. Federer trainiert erstmals auf Rasen, mit dem Deutschen Philipp Kohlschreiber.
Vier Wochen lang hat er pausiert. In einer bisher verkorksten Saison bestreitet Federer in Stuttgart erst sein fünftes Turnier. Grippegeschwächt scheiterte er im Final von Brisbane an Milos Raonic. Im Halbfinal des Australian Open unterlag er Novak Djokovic. «Das war das einzige Turnier, das ich einigermassen gesund bestreiten konnte», sagt er. Es folgte die Meniskusverletzung mit Operation, dann stoppte ihn eine Erkältung.
In Monte Carlo gab er sein Comeback, verlor im Viertelfinal gegen Jo-Wilfried Tsonga. Dann machte ihm der Rücken zu schaffen. Madrid sagte er ab, in Rom gewann er nur ein Match und verzichtete anschliessend auf das French Open. «Das war die einzig richtige Entscheidung», betont er. Er habe einen Strich darunter gezogen und damit sei die Sache erledigt gewesen.
Der Rekord sei es nicht wert gewesen, ein Risiko einzugehen. Nach 65 Grand-Slam-Turnieren in Folge musste Federer in Paris erstmals passen. «Im Hinblick auf meine Karriere und mein Leben musste ich gar nicht lange überlegen», erklärt er. Eine schwerwiegende Verletzung hätte er zwar nicht in Kauf nehmen müssen, doch manchmal sei es einfach vernünftig, eine Pause einzulegen.
«Danach sind der Körper und der Kopf wieder frisch», betonte er. So sei es möglich, länger auf der Tour zu bleiben. «Nach so einer Pause bist du wieder hungrig, so verlierst du den Spass nicht», sagte er. Er habe die vergangenen Wochen genossen, vor allem auch mit der Familie.
Nun fühlt er sich wieder bereit. Er habe in den vergangenen Wochen keinen Rückschlag erlitten, viel und gut trainiert, viel für seinen Körper getan. Allerdings erwartet er noch keine Höchstleistungen. Ihm fehlt ganz einfach die Matchpraxis. «Es wäre schön, wenn ich hier und nächste Woche in Halle viele Matches bestreiten könnte, um dann in Wimbledon bereit zu sein», erklärte er.
«Normalerweise setzte ich mir bei solch einem Turnier schon den Sieg als Ziel, doch davon wolle er nun nicht reden», betont er. Doch hier sei klar: «Spielen können heisst, es ist eine gute Woche, die Halbfinals zu erreichen, bedeutet eine tolle Woche und der Turniersieg wäre ein Traum», erklärt Federer.
Am Sonntag reiste er an, verpasste deshalb den Final des French Open. «Wenn ich nicht im Turnier bin, schaue ich wenig Tennis, dafür alles, wenn ich dabei bin», erklärt er. Fürs Tennis sei der Erfolg von Novak Djokovic, der eine grosse Leistung erbracht habe, super. «So schreibt unser Sport wieder die richtigen Schlagzeilen, nachdem zu Jahresbeginn Sachen wie Doping und Wettbetrug dominierten», sagt Federer.
Djokovic habe sich in den vergangenen Jahren wunderbar entwickelt, er hoffe, dass der Serbe seine Karriere so fortsetze: «Und ich will natürlich auch zurück an die Weltspitze, aber das braucht jetzt viel Arbeit.»
Federer wird seine erste Partie in Stuttgart (Eurosport überträgt live) am Mittwoch um 16 Uhr bestreiten. Erster Gegner ist der aufstrebende Amerikaner Taylor Fritz oder der französische Qualifikant Fabrice Martin. «Ich bin ganz sicher nicht bei 100 Prozent», sagt Federer. Dafür habe er zu wenig Matches in den Beinen.
Doch das wolle er nun in den zwei Turnieren vor Wimbledon ändern, in Stuttgart und Halle. Dafür zieht er seinen Plan konsequent durch, verschenkt bei seinen Terminen keine Sekunde.