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Der Brite leidet bei seinem Erstrundensieg an den US Open unter mysteriösen Krämpfen im ganzen Körper. Sein Kumpel aus Juniorenzeiten, Matthias Bachinger, könnte davon profitieren.
Andy Murray verstand die Welt nicht mehr. Wie ein Häufchen Elend hing der Schotte kraftlos auf seinem Stuhl. Er wirkte dabei noch blasser als gewöhnlich, als er mit leerem Ausdruck in die zahlreichen Gesichter blickte, die ihn ebenso ratlos anschauten.
Was war da gerade nur passiert? Murray wusste es selbst nicht. «So schlimm habe ich mich noch nie auf dem Platz gefühlt», sagte er mit leiser Stimme, «nicht nach einer Stunde und vierzig Minuten. Das es nach so kurzer Zeit passiert ist, beunruhigt mich wirklich.»
Murray hatte seine Erstrundenpartie gegen den Niederländer Robin Haase gespielt, als plötzlich Krämpfe seinen Körper durchzuckten. Seinen gesamten Körper. «Meine Oberschenkel, mein Unterarm, mein Oberkörper – es tat alles weh», klagte Murray, «ich kann mir nicht erklären, warum mein linker Arm gekrampft hat – den habe ich kaum benutzt.»
Der Weltranglistenneunte zählt eigentlich zu den fittesten Spielern auf der Tour. Umso seltsamer war nun sein Auftritt in Flushing Meadows. Wie er das Match am Ende noch mit 6:3, 7:6, 1:6 und 7:5 gewann, blieb ihm selbst ein Rätsel. Murray war über den Platz getaumelt mit kuriosen Verrenkungen und letzter Kraft und muss sich nun Sorgen um die «Mission Titelgewinn» machen.
«Ich werde mich durchchecken lassen und mit einem Ernährungsberater sprechen», kündigte Murray an, «ich habe genug getrunken, vielleicht lag es am Essen.» Oder an Nervosität. So manchen Spieler überkommen Krämpfe, wenn die Nerven nicht mitspielen. Die Erwartungen an Murray nach seinem US-Open-Sieg 2012 sind hoch, vor allem jene an sich selbst.
Nächster Gegner ein alter Kumpel
Die Gunst der Stunde könnte in der nächsten Runde ein alter Kumpel aus Teenagertagen nutzen. Matthias Bachinger gehört wie Murray zum 87er-Jahrgang, als 14-Jährige spielten sie gegeneinander Juniorenturniere. «Einmal habe ich gegen Andy gewonnen», erinnert sich der Münchner, «aber es war damals schon zu sehen, dass Andy richtig gut werden würde.»
Bachingers Karriere nahm keinen so steilen Verlauf. Bis auf Rang 85 brachte er es, dann bremste ihn zu hoher Blutdruck aus, den sich die Ärzte nicht erklären konnten. Er rutschte 2014 bis auf Rang 250 ab. «Ich war sehr frustriert, wollte schon aufhören», erinnert er sich. An die US Open dachte er gar nicht. Bis ihn am letzten Montag die ATP anrief und mitteilte, er sei noch in die Quali gerutscht.
Tags darauf flog er nach New York, spielte sein erstes Match. «Es lief super, ich hatte Spass und nichts erwartet.» So gelang ihm gegen Radek Stepanek auch sein erster Hauptfeldsieg bei einem Grand Slam. «Es ist schon verrückt und unglaublich», meinte Bachinger, «aber ich werde es geniessen gegen Andy.»
Ob Murray das auch tun kann, ist zu bezweifeln.