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Belinda Bencic darf nach den WTA Finals auf die beste Saison ihrer Karriere zurückblicken. Die 22-Jährige spricht nach ihrer Rückkehr über ihre Erfahrungen in Shenzhen, ihre Saisonhighlights – und ihre Ziele für das Jahr 2020.
Zwei Turniersiege (Dubai, Moskau), der erste Grand-Slam- Halbfinal der Karriere an den US Open, die Rückkehr in die Top Ten der Weltrangliste (WTA 8) und die erstmalige Qualifikation für die WTA Finals in der chinesischen Metropole Shenzhen: 2019 war ein erfolgreiches Jahr für Belinda Bencic. Am Montagmorgen, 6.14 Uhr in aller Früh, landete Belinda Bencic mit ihrem Vater und Trainer Ivan Bencic mit Swiss-Flug LX139 aus Hong Kong kommend pünktlich in Zürich. Mutter und Ehefrau Dana holte mit Familienhund Snowy ihre Liebsten ab, bevor sich die 22-Jährige am Flughafen Zürich, – müde, aber gut gelaunt – eine Stunde Zeit nahm, um den Schweizer Medien Red und Antwort zu stehen.
Belinda Bencic: Ich bin natürlich sehr zufrieden und habe mich gefreut, überhaupt an den WTA Finals antreten zu können. Dass ich dann sogar noch die Gruppe überstand und im Halbfinal stand, übertraf meine Erwartungen. Es hatte sich gelohnt, zu kämpfen. Ich hatte alles gegeben. Am Schluss war es dann das eine Spiel zu viel für meinen Körper.
Im ersten Satz beim Stand von 6:5 habe ich im hinteren Oberschenkel plötzlich ein Ziehen gespürt, dann hatte ich Krämpfe im Fuss und wieder im Oberschenkel. Es ist dann schwierig, mit Krämpfen weiterzuspielen, die man während des Spiels fast nicht mehr wegbringt, obwohl man alles versucht. Ich habe versucht, mit Risiko-Tennis mich im Spiel zu halten. Das hat ziemlich gut funktioniert, aber am Schluss ging es einfach nicht mehr. Es ist sehr schade. Auf der anderen Seite bin ich rückblickend sehr froh, habe ich noch alle Turniere gespielt, um die Qualifikation für Shenzhen zu erreichen.
Sie versuchten, in Shenzhen einen schnelleren Belag herzustellen als in den Jahren zuvor in Singapur – aber schlussendlich war er noch langsamer. Dadurch wurde es ein besonders physisches Spiel. Der Belag war wie ein raues Schleifpapier, es ging sofort in die Muskeln. Niemand war so richtig glücklich darüber. Man hat es gesehen: Vier Spielerinnen gaben auf. Ich denke, die Organisatoren müssen für die Zukunft über die Bücher.
Es ist sicher ein Thema. Die Saison dauert sehr lange, aber ich will mich nicht beklagen. Jede Spielerin kann sich die Saison so planen, wie sie will. Für die nächste Saison erlaubt mir das Ranking, mehr Wert auf die grösseren Turniere zu legen und wählerischer zu sein.
Am meisten hat mich das Turnier in Moskau mit der Qualifikation für die Finals gefreut, das war sicher mein grösster Erfolg in diesem Jahr. Aber ich hatte viele tolle Matches. Wenn mir jemand vor der Saison ein solches Jahr angeboten hätte, hätte ich unterschrieben. Wir haben zu Beginn der Saison gesagt: Ende Jahr in den Top 30 klassiert zu sein, wäre super, vielleicht sogar in den Top 20. Nun bin ich in den Top 10!
Ja, ich habe wirklich Freude daran gefunden. Das Training mit Martin macht extrem Spass, weil auch er ein Sportler ist und sehr professionell arbeitet. Ich sehe, dass er extrem gerne tut, was er macht und das motiviert mich sehr, wenn wir zusammen trainieren können. Es hat mir viel Selbstvertrauen gegeben, zu sehen, dass ich auch physisch mit Spielerinnen wie Halep oder Switolina mithalten kann. Und dennoch habe ich noch immer Steigerungspotenzial.
Ja, ich habe mir einen Lamborghini, eine Villa, ein Privatflugzeug und eine Yacht gekauft (lacht). Spass beiseite: Für mich sind Ferien die Belohnung, faulenzen, mal nichts tun. Mit Freunden und Familie Zeit verbringen, Ausflüge machen, vielleicht in die Berge gehen, solche Dinge finde ich am schönsten. Vielleicht gönne ich mir ein Wellness-Wochenende. Das Preisgeld ist eine schöne Genugtuung für meinen Aufwand, ich spiele Tennis seit ich drei bin. Ich finde es gut, dass man sich beim Preisgeld um Gleichberechtigung bemüht, es ist ein grosser Schritt im Frauensport. Aber noch viel wichtiger wäre, dass Spielerinnen in den hinteren Rängen zwischen 100 und 200 ansprechend verdienen würden. Wir kämpfen für eine faire Preisgeldverteilung. Ich bin der Meinung, dass man auch auf Platz 200 der Weltrangliste ein Profi ist und sich zum Beispiel einen Coach oder Physio leisten können muss.
Das hat mich nie unter Druck gesetzt. Ich habe immer daran geglaubt, dass ich es schaffe. Aber ich weiss, dass es Spielerinnen gibt, die um jedes Preisgeld kämpfen müssen. Verlieren sie frühzeitig, bedeutet das, dass sie es sich nicht leisten können, an das nächste Turnier zu reisen.
Ich plane nicht, bis 35 zu spielen. Es wäre schön, irgendwann eine Familie zu haben. Ich will aber nicht Serena Williams toppen. Ich möchte einfach das Beste aus meiner Karriere herausholen. Und wenn ich mal aufhöre, möchte ich sagen können, dass ich alles gegeben habe.
Das Ziel ist sicher, das Ranking zu verteidigen. Spielerisch möchte ich vor allem an meinem zweiten Aufschlag arbeiten, mental stärker werden und auf dem Platz ruhiger werden.
Es ist für mich ein Riesen-Highlight. Es ist das Grösste für einen Sportler, einmal daran teilnehmen zu können. Ich sehe es als fünftes Grand-Slam-Turnier an.
Wird an Olympia Mixed gespielt? (lacht) Wir werden sehen. Die Entscheidung liegt nicht bei mir (schmunzelt).
Ich bin müde vom Reisen, Packen, Fliegen. Ich werde nun nicht noch in die Wärme in die Ferien fliegen, das wäre mir zu stressig. Ich verbringe eine Woche in Bratislava und besuche dann für eine weitere Woche meine Freunde und Familie in der Schweiz. Ich freue mich darauf, nun zwei Wochen zu relaxen und mal nichts zu tun. Danach beginne ich mit dem Konditionstraining. Im Januar bestreite ich dann das Turnier in Brisbane und danach die Australian Open.