Tennisspielerin Belinda Bencic hat die erste Gelegenheit nach dem Saisonende genutzt, um sich impfen zu lassen. Damit steht der Teilnahme bei den Australian Open nichts mehr im Weg.
Angesichts des dichten Wettkampfprogramms mit den Olympischen Spielen in Tokio als Höhepunkt stellte sich für Sportlerinnen wie Belinda Bencic nicht nur die Frage ob und mit welchem Vakzin, sondern auch wann sie sich eine Impfung gegen das Coronavirus verabreichen lassen. Der Körper ist Kapital und Arbeitsinstrument. Jedes einzelne Training dient einem grösseren, fein verzahnten Plan, ein mehrtägiger Stillstand wegen Impfnebenwirkungen kann die Arbeit von Monaten zerstören.
Weil sie an den Olympischen Spielen in Tokio im Vollbesitz ihrer Kräfte sein wollte und danach auch noch die US Open in New York anstanden, wartete Belinda Bencic zu. Mit Erfolg: In Tokio holte die 24-Jährige Gold im Einzel und an der Seite von Viktorija Golubic Silber im Doppel. An den US Open erreichte sie die Viertelfinals. Ihr bestes Resultat in dieser Saison.
Gleich nach dem letzten Turnier Anfang November, dem Billie Jean King Cup in Prag, hat sich Belinda Bencic nun den Impfstoff von Johnson & Johnson verabreichen lassen, wie sie gegenüber dieser Zeitung bestätigt. Der Zeitpunkt war klug gewählt. «Danach lag ich drei Tage flach», sagt sie. Auf eine Ferienreise ins Ausland verzichtete sie in diesem Jahr bewusst.
Das bedeutet, dass Belinda Bencic im Januar am ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres, den Australian Open, teilnehmen kann. Australien verlangt für die Einreise einen Impfnachweis, Ausnahmen gibt es keine. Noch ist offen, ob auch für Geimpfte eine Quarantänepflicht besteht.
Wie sich eine unerwünschte Trainingspause, wenn auch nur für wenige Tage, bei Berufssportlerinnen auswirken kann, hat Bencic Anfang Jahr am eigenen Leib erfahren müssen, als sie bei den Australian Open für 14 Tage in Hotelquarantäne versetzt worden war, weil sie in einem Charterflug nach Melbourne gelangt war, in dem das Virus eingeschleppt worden war. Der Vorfall legte sich wie ein Schatten über ihre Saison. Erst im Sommer fand Bencic allmählich zu ihrer Bestform, erreichte in Berlin den Final und krönte sich danach in Tokio etwas überraschend zur Olympiasiegerin.
Derzeit bereitet sich Bencic mit ihrem deutschen Trainer Sebastian Sachs in Stuttgart am Olympiastützpunkt auf die bevorstehende Saison vor. Den körperlichen Feinschliff gab sie sich in Bratislava, wo sie teilweise mit ihrem Fitnesstrainer und Freund Martin Hromkovic lebt, unter anderem mit Eishockeyübungen. Ende Jahr nimmt sie an einem Einladungsturnier in Abu Dhabi teil, wo sie auch die Weihnachtstage verbringt.