Eishockey NLA
Talent und Arbeit - Die Analyse zur verpassten Playoff-Qualifikation der ZSC Lions

Im letzten Qualifikationsspiel verlieren die ZSC Lions gegen Genf-Servette. Der Meister landet in der Platzierungsrunde. Die Analyse des Absturzes von Marcel Kuchta.

Marcel Kuchta
Marcel Kuchta
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Die ZSC Lions verlieren in Genf 2:3 und verpassen die Playoffs.
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Zuletzt erreichten die ZSC Lions 2006 die Playoffs nicht.
Arno del Curto gelingt damit das Kunststück, zwei Teams in einer Saison in die Platzierungsrunde zu führen.
Lange Gesichter bei Roger Karrer (l.) und Simon Bodenmann.
BG: Genf Servette - ZSC Lions (4.3.19)
Lukas Flüeler und Denis Hollenstein blicken ins Leere.
Die Genfer jubeln über die Last-Minute-Qualifikation.

Die ZSC Lions verlieren in Genf 2:3 und verpassen die Playoffs.

FRESHFOCUS

Was ist Talent?», fragte ZSC-Lions-Sportchef Sven Leuenberger im vergangenen September während eines Gesprächs mit einer Gruppe von Journalisten, die ihm vorgerechnet hatte, dass die von ihm zusammengestellte Mannschaft die mit Abstand talentierteste und somit klarer Titelfavorit sei.

Zum amtierenden Meisterensemble war eine Handvoll hochtalentierter Spieler gestossen. Eine gute Mannschaft wurde also noch besser. Auf dem Papier war das tatsächlich die talentierteste Equipe der höchsten Schweizer Liga.

Was, also, ist schiefgelaufen, dass diese mit teuren, guten Eishockeyspielern gespickte Mannschaft es nicht einmal geschafft hat, die Playoffs zu erreichen und somit keine Chance mehr hat, ihren Meistertitel zu verteidigen?

Vermutlich war es genau jenes «Talent», welches Sven Leuenberger damals im Herbst des vergangenen Jahres hinterfragte, welches den Lions letztlich im Weg gestanden ist. Zu viel Talent kann zwei unangenehme Nebeneffekte haben:

1.) Kann es Defizite über eine lange Zeit kaschieren und somit den Blick für die Realität vernebeln. 2.) Führt es dazu, dass im entscheidenden Augenblick zu viele Häuptlinge auf dem Eis herumkurven und keiner die dringend nötige Drecksarbeit verrichten will und kann, wenn es nicht läuft.

Kommt ein weiterer, fataler Faktor dazu: In der vergangenen Saison waren die Zürcher nach einer Qualifikation voller Irrungen und Wirrungen gerade noch in die Playoffs gestrauchelt – und wurden nach einem unwahrscheinlichen Steigerungslauf am Ende Meister.

Das hatte den fatalen Effekt, dass sich die Mannschaft – aller Warnzeichen zum Trotz – zu lange in falscher Sicherheit wägte. Man würde das Ruder ja sicher rechtzeitig herumreissen können. An dieser latenten Genügsamkeit ist sowohl Arno Del Curto als auch sein Trainer-Vorgänger Serge Aubin gescheitert.

Die Moral von der Geschicht? Mit Talent (und Geld) allein kommt man nicht mehr an die Spitze. In Langnau und Ambri freut man sich derweil auf die Playoffs. Dort, wo Eishockey noch gearbeitet wird.