Am Sonntagmorgen fällt in Luzern der Startschuss zum Swiss City Marathon 2018. Das diesjährige Gastland ist Italien. Aber nicht nur deswegen sollen die Läuferinnen und Läufer viel Teigwaren essen.
«Haben Sie schon die neuen schönen Radwege am Gardasee oder an der Riviera dei Fiori in Ligurien gesehen?» Der dies fragt, ist Marco Del Panta Ridolfi, der italienische Botschafter in der Schweiz. Del Panta Ridolfi sagt in seiner Grussbotschaft vor dem Luzerner Marathon aber auch: «Ich hoffe, dass dank dem Swiss City Marathon viele Italiener in die Schweiz reisen werden.»
Denn passend zum Fussball-Weltmeistertitel 2018 ist Italien am diesjährigen Swiss City Marathon Lucerne zum Gastland erklärt worden. Ach ja, stimmt ... der letzte Fussball-Weltmeistertitel ist schon zwölf Jahre her, dann muss Italien 2022 halt nochmals Gastland sein. Einen Marathon-Weltmeister kann Italien zwar nicht vorweisen, aber: Der italienische Langstrecken-Laufsport hat grosse Marathonläufer hervorgebracht. Beispielsweise die Olympiasieger Stefano Baldini (2004) oder Gelindo Bordin (1988). Orlando Pizzolato gewann 1984 völlig überraschend den Marathon von New York, ein Jahr später konnte er seinen Triumph sogar wiederholen. An der diesjährigen Leichtathletik-EM in Berlin hatte Italien sechs Läuferinnen im Feld der Frauen am Start (vier bei den Männern).
Der Luzerner Sonntag wird deshalb ganz im Zeichen von Italien stehen. An der Lidostrasse steht der offizielle Stand der italienischen Delegation. Ausserdem wird Penne senza fine gekocht. Und wie! Die Läuferinnen und Läufer werden heute Nachmittag und morgen Samstag bei der Startnummernausgabe im Luzerner Hotel Schweizerhof mit Teigwaren verköstigt. Gekocht von der «Schweizerhof»-Küche.
Beat Schorno, Kommunikationschef des Swiss City Marathon, erzählt: «Es liegt auf der Hand, dass wir in erster Linie Nachbarländer zu unseren Marathon-Gastnationen erklären.» Für 2019 sei Österreich geplant. Nun steht aber erstmal Italianità auf dem Programm. Schorno sagt: «Wir haben heuer Läufer aus 46 Ländern mit insgesamt 91 Nationalitäten am Start. Aber das Teilnehmerfeld der italienischen Läufer ist nicht immens grösser, nur weil Italien das Gastland ist.» Die Zahl der Starter aus Italien bewege sich im tieferen dreistelligen Bereich.
A proposito Penne: In der unmittelbaren Vorbereitung zum Marathon wird empfohlen, die Kohlenhydratspeicher zu füllen. Dr. Elmar Anliker, Sport- und Bewegungswissenschafter sowie Co-Leiter der Sportmedizin Zentralschweiz am Luzerner Kantonsspital, sagt: «Für die Energiebereitstellung während einer Ausdauerleistung gibt es aerobe und anaerobe Stoffwechselvorgänge. Unter Beteiligung des eingeatmeten Sauerstoffs wird im aeroben Bereich die Energie hauptsächlich aus den Fetten gewonnen.» Anliker weiter: «Wird die Intensität beziehungsweise die Laufgeschwindigkeit erhöht, wechselt der Körper in den anaeroben Bereich. Hier liefern hauptsächlich die Kohlenhydrate, ohne Beteiligung von Sauerstoff, die unmittelbar benötigte Energie. Das Reservoir der Kohlenhydrate ist im Vergleich zu den Fetten jedoch klein, umso wichtiger ist es also, diese Kohlenhydratspeicher vor dem Wettkampf entsprechend zu füllen.»
Am Sonntagvormittag soll es ausserdem ganz unitalienisch kalt sein. «Kein Grund zur Sorge», sagt Anliker und verweist auf eine französische Studie mit dem Resultat, dass kältere Temperaturen zwischen 4°C für Spitzenläufer und 7°C für Hobbyläufer optimale Bedingungen für Topleistungen auf die Marathondistanz darstellen. Aufgrund der kälteren Temperaturen empfiehlt Anliker, sich vor dem Wettkampf gut aufzuwärmen und bis zum Start warm angezogen zu bleiben. Für den etwas gemächlichen Läufer empfehlen sich eine Dreiviertelhose und ein altes Langarmshirt, welches später eventuell ausgezogen werden kann. Wichtig ist weiter, so Anliker, trotz des durch die kälteren Temperaturen verminderten Durstgefühls das Trinken nicht zu vergessen und ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Nicht über die Marathonstrecke – weil sie das in ihrem Alter nämlich noch nicht darf –, dafür aber über die 10-km-Distanz wird am Sonntag in Luzern Valentina Rosamilia laufen. Das 15-jährige Aargauer Ausnahmetalent aus Hunzenschwil, deren Vater aus Neapel stammt, hat sowohl einen Schweizer wie auch einen italienischen Pass und ist als Mittelstreckenspezialistin sowie Duathletin und Triathletin eine richtige Attraktion für den Luzerner Laufanlass. Rosamilia ist als Juniorin aktuell Inhaberin von vier Schweizer Meistertiteln (2000 m, Cross Country, Duathlon und Triathlon) sowie drei Meistertiteln in Italien (Triathlon, Duathlon und Team-Duathlon).
Nachdem sie 2017 einen verletzungsbedingen Rückschlag erlitten hatte und wegen einer Operation am Sprunggelenk vier Monate ausgefallen war, lieferte die Schülerin einer Sportklasse an der Kantonsschule Aarau 2018 eine Topsaison ab. Ihren letzten Wettkampf in Italien hatte sie im Juli an den italienischen Meisterschaften in Bracciano. Valentina Rosamilia hat auch schon mehrere Male am Luzerner Stadtlauf teilgenommen. «Ich freue mich auf Luzern. Es wird mein allererster 10-Kilometer-Lauf sein», sagt sie. «Nach dem Abschluss der Leichtathletiksaison und einer Trainingspause habe ich mich mit viel Jogging auf Luzern vorbereitet.»
Morgen Samstag hat Rosamilia noch einen Interview-Auftritt im «Schweizerhof», am Nachmittag besucht sie einen Leichtathletik-Vortrag in Biel. Am Abend wird Mutter Caroline Italien- und Anaerob-gerecht Teigwaren kochen. «Es gibt wahrscheinlich Nüdeli», sagt Valentina Rosamilia. Am Sonntagmorgen wird sie dann von ihrem Vater Gerardo nach Luzern chauffiert, gestartet wird der 10-km-Lauf in Horw. «Ich habe mir vorgenommen, eine Zeit zwischen 43 und 47 Minuten zu erreichen beziehungsweise einen Kilometerschnitt von 4,30 Minuten zu laufen», sagt die Schweiz-Italienerin.
Appunto in margine: Nach dem Luzerner Marathon beziehungsweise nach der sehr anstrengenden und kräftezehrenden Marathonberichterstattung werde ich mir sie dann auch noch gönnen: die Penne. Danach: Pennen? Buon appetito, buona notte e alla prossima Maratona.
Luzernerzeitung.ch hält Sie am Sonntag mit einem Livestream und einem Liveticker auf dem Laufenden. Zudem finden Sie auf unserem Online-Portal laufend aktuelle Bilder vom Marathon. Am Montag finden Sie in der «Luzerner Zeitung» eine grosse Beilage zum Marathon mit Stimmen, Bilder, Ranglisten und News.
Bis am Donnerstagabend haben sich 11573 Läuferinnen und Läufer eingeschrieben. Der Halbmarathon (7000 Anmeldungen) und der 10-Kilometer-Lauf (2000) sind seit Tagen ausverkauft. Nachmeldungen sind nur noch für den Marathon und Duo-Marathon sowie den Maratholino für Kinder in Luzern und Horw möglich. Ab 9.00 Uhr fällt auf der Haldenstrasse in Luzern der Startschuss. Der Marathon und der Halbmarathon wird in neun Blöcken gestartet. Der 10-Kilometer-Lauf startet in drei Blöcken um 13.15, 13.10 und 13.20 Uhr in Horw.
Rund 1000 Helfende stehen im Einsatz. Die Veranstalter bieten keine Parkplätze für Fahrzeuge. Die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wird dringend empfohlen. Für Teilnehmende und Zuschauer steht von 6.30 bis 17.00 Uhr das SGV-Shuttle-Schiff vom Bahnhof zum Verkehrshaus gratis zur Verfügung.
Der Strassenverkehr in der Stadt Luzern ist am Sonntag von 8.00 bis zirka 16.00 Uhr wegen der gesperrten Achse Haldenstrasse–Seebrücke–Tribschenstrasse stark beeinträchtigt. Ebenfalls stark betroffen ist die Horwer Halbinsel. Fahrpläne und Änderungen unter: www.oev-live.ch. Der Durchlauf des Luzerner Saals im KKL wird mit Unterhaltung untermauert. Das KKL ist für Zuschauer ab 9.00 Uhr geöffnet. (le)