Leichtathletik
Swiss Athletics verstärkt die Dopingprävention bei den Schweizer Athletinnen und Athleten

National ist die Sportart so gut in Form wie lange nicht mehr, international leidet sie unter einem miserablen Ruf. Der Schweizer Verband will sich deshalb künftig noch stärker um Glaubwürdigkeit bemühen.

Simon Steiner, Bern
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Nicole Büchler ist momentan in einer grandiosen Form - dies hoffentlich ohne Doping.

Nicole Büchler ist momentan in einer grandiosen Form - dies hoffentlich ohne Doping.

KEYSTONE

Die Schweizer Leichtathleten sind fulminant ins Jahr gestartet. Bevor die Freiluft-Saison richtig losgegangen ist, kann Swiss Athletics bereits zwei internationale Topresultate verzeichnen: Sowohl Stabhochspringerin Nicole Büchler als Vierte an der Hallen-WM in Portland als auch Langstreckenläufer Tadesse Abraham im Marathon von Seoul haben mit neuen Schweizer Rekorden auf sich aufmerksam gemacht.

Vor der wichtigen Saison mit der EM in Amsterdam und den Olympischen Spielen in Rio sind die Perspektiven für Schweizer Leichtathletik so gut wie lange nicht mehr. Obwohl mit Hürdensprinterin Noemi Zbären (Kreuzbandriss) eines der grössten Talente ausfällt, darf Swiss Athletics angesichts der Leistungsentwicklung in den vergangenen Jahren an den Titelkämpfen auf zahlreiche Topklassierungen hoffen.

Peter Haas: «Wir werden 2016 sicher das stärkste Olympiateam haben, seit ich im Amt bin.»

Peter Haas: «Wir werden 2016 sicher das stärkste Olympiateam haben, seit ich im Amt bin.»

KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

«Wir werden 2016 sicher das stärkste Olympiateam haben, seit ich im Amt bin», sagte Peter Haas, seit 12 Jahren Leistungssportchef des Verbandes, anlässlich einer Medienkonferenz in Bern. An der EM im Amsterdam liegen gar Medaillen drin. Neben Hürdenläufer Kariem Hussein, der zwei Jahre nach seinem Goldlauf von Zürich als Titelverteidiger antreten kann, besitzen mit Büchler, Abraham, der Sprinterin Mujinga Kambundji sowie den Läuferinnen Selina Büchel und Maja Neuenschwander weitere Athleten das Potenzial dazu.

Die rosigen Aussichten der nationalen Leichtathletik stehen in starkem Kontrast zu den Schlagzeilen, welche die olympische Kernsportart in den vergangenen Monaten auf internationaler Ebene begleitet haben – allen voran um den Korruptions- und Dopingskandal, in den neben der (früheren?) Führungsspitze des Welt-Verbandes IAAF insbesondere russische Athleten und Offizielle involviert sind. Ob Russlands Leichtathleten an den Olympischen Spielen im August zugelassen werden, ist noch nicht geklärt. Am 17. Juni will die IAAF entscheiden.

Tatjana Beloborodowa (früher Lisenko) blieb ein weiteres Mal in einer Dopingkontrolle hängen - diesmal bei einem Nachtest einer alten Probe.

Tatjana Beloborodowa (früher Lisenko) blieb ein weiteres Mal in einer Dopingkontrolle hängen - diesmal bei einem Nachtest einer alten Probe.

KEYSTONE/AP/MICHAEL SOHN

Swiss Athletics erwartet von den internationalen Verbänden eine lückenlose Aufklärung der schweren Vorwürfe. Vor allem aber will der Schweizer Verband selber mit gutem Beispiel vorangehen. «Wir wollen nicht mit dem Finger auf andere zeigen, sondern im eigenen Garten zum Rechten schauen», sagt Swiss-Athletics-Präsident Christoph Seiler. Der Verband verstärkt deshalb seine Bemühungen in der Dopingprävention insbesondere bei den jungen Athleten – etwa mit der regelmässigen Thematisierung der Problematik durch Ärzte und Trainer oder durch das E-Learning-Tool «Clean Winner» von Antidoping Schweiz. «Wir können Doping nicht verhindern», sagt Seiler. «Wenn jemand will, dann dopt er. Aber wir können die Athleten sensibilisieren und verhindern, dass jemand unabsichtlich dopt.» Mittelfristig strebt Swiss Athletics zudem die Einführung von Blutpässen an, welche die Entwicklung der Blutwerte von Athleten über lange Zeit aufzeichnen. Die Finanzierung dafür ist allerdings noch nicht gesichert.