Die erste Runde der neuen Super-League-Saison ist Geschichte. Dabei zeigt sich: GC ist mit Selbstvertrauen zurück, Basel ist wieder gefährlich, YB hat aber den breitesten Kader. Derweil kämpft der FC Luzern mit altbekannten Problemen, St. Gallen hat dafür wieder einen Mittelfeldchef.
Der Cupsieger Luzern und der Meister aus Bern machten mit ihrem mutigen, kreativen, schnellen und kämpferischen Angriffsspiel beste Werbung für den Schweizer Fussball. Als Sieger vom Platz ging schliesslich Serienmeister YB der dank der qualitativ besten Ersatzbank der Liga am Schluss mehr Luft hatte. Dabei waren die Berner in der 59. Minute noch 1:3 im Rückstand gelegen, ehe der neue Trainer David Wagner einen Vierfachwechsel tätigte. Er konnte Spielmann, Martins, Garcia und Hefti auf den Platz bringen. Wenig später kam auch noch Lauper. Alle fünf Spieler wären wohl bei jedem anderen Team der Liga Stammspieler. Jordan Siebatcheu nützte den zweiten YB-Atem - und schoss den Meister mit einer Tordoublette zum 3:3 und 4:3. Wagner profitiert wie Vorgänger Gerardo Seoane von einem breiten und starken Kader. Spielt YB so weiter, wird der Serienmeister erneut schwer bezwingbar sein.
Eines der Saisonziele des FC Luzern lautet, weniger Gegentore als im Vorjahr kassieren. Nach dem verlorenen Auftaktspiel gegen den Meister Young Boys sind es schon wieder deren vier. FCL-Trainer Fabio Celestini sagte klar: «Es sind uns die gleichen Fehler unterlaufen wie vergangene Saison. Wir wollen weniger Tore bekommen, aber jetzt haben wir im ersten Match schon wieder vier kassiert.» Die Luzerner führten in der 52. Minute 3:1, die in der Offensive einen hervorragenden Match zeigten. Pascal Schürpf agierte vor der Kulisse wie entfesselt, schoss einen Doppelpack, für den weiteren Luzern-Treffer war Ibrahima Ndiaye zuständig. Doch den Zweitore-Vorsprung büssten die Luzerner nur sieben Minuten später ein. Misslungen ist Ex-Bayern-Star Holger Badstuber das FCL-Debüt: Der eingewechselte Innenverteidiger kam nicht ins Kopfballduell gegen YB-Doppeltorschütze Siebatcheu, der zum 4:3-Endstand einnickte.
Noch im Trainingslager in Bad Ragaz hatte Trainer Peter Zeidler die Erwartungen gedämpft. «Es ist ein bisschen unglücklich, dass Diakité da und dort schon als Quintillà-Nachfolger bezeichnet worden ist», sagte St.Gallens Coach damals. Der 21-jährige Ousmane Diakité, Leihspieler von RB Salzburg, war wegen einer schweren Knieverletzung 20 Monate ausgefallen. Zeidler sagte: «Es braucht Geduld.» Man fragte sich in St.Gallen, weshalb der Klub einen Spieler ausleiht, der so lange verletzt war. Doch schon zum Saisonstart in Lausanne gab Diakité die Antwort: Der Malier war nebst Doppeltorschütze Youan bester Mann auf dem Platz. Er gewann jeden Zweikampf und es unterliefen ihm praktisch keine Fehler. Diakité war im zentralen Mittelfeld der unumstrittene Chef. Zudem bringt er mit seinen 1,87 m Physis ins Spiel der St.Galler. In dieser Verfassung wird er Jordi Quintillà vergessen machen. Die Frage bleibt einzig, wie der Körper nach der langen Pause auf die Belastungen reagieren wird.
Ein Pfostenschuss, zwei Glanzparaden von Heinz Lindner, selber nur drei gefährliche Abschlüsse und gegen den Aufsteiger nur 46 Prozent Ballbesitz. So ein Spiel wie am Sonntag gegen GC hätte der FC Basel in der letzten Saison sicher verloren. Doch nach dem Besitzerwechsel zeigen die Basler beim Liga-Auftakt langvermisste Qualitäten. Eiskalt gewinnt Rotblau im Letzigrund mit 2:0 und grüsst jetzt sogar von der Tabellenspitze. «Wir haben mit Glück gewonnen», sagt Rückkehrer Michael Lang. «Wir sind uns bewusst, dass das heute nicht so gut war», sagt Captain Valentin Stocker. Und Trainer Patrick Rahmen trifft den Nagel mit seiner sympathischen Ehrlichkeit auf den Kopf: «Es spricht für die Mannschaft, dass sie so ein Spiel gewinnt, obwohl an diesem Tag nicht viel zusammengepasst hat.»
Während der FC Basel die Partie glücklich mit 2:0 für sich entschied, überraschten die Hoppers mit einer geschlossenen und guten Mannschaftsleistung. Sie traten voller Spielfreude auf, dominierten die Basler über weite Strecken der Partie beeindruckend. Einzig die Chancenauswertung zeigte sich als Problem für GC. Mehrmals rettete der ehemalige GC-Goalie Heinz Lindner überragend, einmal scheitert Petar Pusic auch am Pfosten. In der Defensive agierte der lange Zeit stark spielende Toti Gomes vor dem 0:2 unglücklich, vertändelt den Ball auf eine Art und Weise, wie sie es in der höchsten Schweizer Spielklasse nicht passieren darf. «Der FCB war abgebrühter», bilanzierte Amir Abrashi. «Aber auf unsere Leistung dürfen wir stolz sein. Darauf können wir aufbauen.»