Fussball
Steven Zuber hat sich bei Hoffenheim durchgebissen

Flügel Steven Zuber hat sich bei der TSG 1899 Hoffenheim durchgebissen. Zuletzt zählte der Winterthurer zum Stammpersonal und wartete auch mit Toren auf.

Markus Brütsch, Zuzenhausen
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Seit dem achten Spieltag immer am Ball: Steven Zuber ist bei Hoffenheim zu guter Form aufgelaufen.

Seit dem achten Spieltag immer am Ball: Steven Zuber ist bei Hoffenheim zu guter Form aufgelaufen.

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Schade. Das Training der TSG 1899 Hoffenheim an diesem bitterkalten und dennoch prächtigen Mittwochmorgen findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Es wäre spannend gewesen, Steven Zuber auch mal in einer Übungseinheit etwas genauer auf die Füsse zu schauen. In den letzten fünf Bundesligaspielen nämlich war gut zu beobachten, in welch starker Form sich der Aussenbahnspieler befindet. Zwei Tore hat er erzielt; so viele wie zuvor in sämtlichen 29 Partien, die er in seinen ersten zwei Hoffenheimer Jahren absolviert hatte. «Es ist der Lohn dafür, dass ich nie aufgegeben habe, als ich in den ersten Runden dieser Saison nur wenig zum Spielen kam», sagt Zuber.

Gut anderthalb Stunden nach Trainingsschluss sitzt der 25-Jährige nun im Medienraum des Dietmar-Hopp-Sportparks. Hier, in der beschaulichen Kraichgauer Gemeinde Zuzenhausen, dreieinhalb Kilometer von Hoffenheim entfernt und achteinhalb Kilometer von Sinsheim, wo die TSG im neuen Stadion die Heimspiele austrägt, befindet sich die Trainingsbasis des Tabellensechsten. In Zuzenhausen erarbeitet der 29-jährige Wundertrainer Julian Nagelsmann die Grundlage für die Erfolge in der Bundesliga. Von den zwölf Partien dieser Saison hat seine Mannschaft noch keine einzige verloren. Vorgestern hat sich eine Equipe des amerikanischen Fernsehsenders CNN den ganzen Tag an Nagelsmanns Fersen geheftet. «Er hat sich diese Aufmerksamkeit verdient», sagt Zuber, «aber nicht, weil er jung ist, sondern wegen dem, was er leistet.» Für ihn steht ohnehin fest: «Wie es weder junge noch alte Spieler gibt, so gibt es auch nicht junge und alte Trainer, sondern bloss gute und schlechte. Bei uns verrichtet aber der ganze Staff einen tollen Job.»

Zuber ist neben dem derzeit rekonvaleszenten Pirmin Schwegler, dem unglücklichen Fabian Schär und dem dritten Goalie Gregor Kobel aktuell der erfolgreichste Schweizer bei Hoffenheim. «Ja, es geht mir gut, ich bin glücklich», sagt der Winterthurer. Und ergänzt mit Nachdruck: «Ich bin immer glücklich.» Er will damit sagen, dass sein Lebensglück nicht davon abhängt, ob er im Beruf gerade erfolgreich ist oder nicht. Vielleicht, aber dies ist nur eine Vermutung, hängt diese Einstellung damit zusammen, dass er vor fünf Jahren einen Autounfall wundersam ohne Verletzungen überlebt hat und seither weiss, was wirklich wichtig ist im Leben.

Die schwere Kopfverletzung, ein Schädelbasisbruch, die er sich am Ende der letzten Saison im Training bei einem Zusammenstoss mit Schär zugezogen hatte, sei nicht der Grund, weshalb er nach dem Saisonstart in den ersten sieben Spielen nicht zum Einsatz gekommen sei. Diese habe ihn nicht mehr handicapiert, sagt Zuber, taktische Überlegungen des Trainers hätten ihn zum Zuschauen verurteilt.

Herausforderung angenommen

Aber der Flügel hat die Herausforderung angenommen, sich auf die veränderte Ausrichtung eingestellt, im Training aufgedrängt und gezeigt, dass er im neuen 3-4-2-1-System in der Lage ist, die Räume zu schliessen und Defensivarbeit zu verrichten. «Man kann sich auch in eine neue Position hineinleben», sagt Zuber.

Bei den Grasshoppers hat er sich einst eine solide berufliche Basis gelegt und ist nicht schon früh der Anfrage aus Manchester erlegen gewesen, sich doch bitteschön bei der United vorzustellen. Er hat sich die Sporen in der Super League abverdient, ist mit GC Cupsieger geworden, hat 2012 mit der Schweiz in London die Olympischen Spiele bestritten und den Sprung ins Ausland erst dann gewagt, als er schon ein bestandener Profi war.

Abenteuer Russland abgebrochen

Mit einem Fünfjahresvertrag schloss er sich ZSKA Moskau an, kam 29-mal in der Liga zum Einsatz und durfte am Ende den russischen Meistertitel feiern. Sportliche Gründe hätten dann den Ausschlag gegeben, nach einem Jahr zu Hoffenheim zu wechseln», sagt Zuber. Nein, nein, Heimweh habe er in Moskau nie verspürt. Wie auch? Hätte ihm der Mut für die Fremde gefehlt, wäre er doch nie nach Russland gegangen, sagt Zuber. «Ich bin dankbar, durfte ich eine solch geniale Stadt kennen lernen, in der Champions League spielen und dann auch noch den Titel holen.»

Bei Hoffenheim fühlt er sich wohl, der Verein sei familiär und hier spüre er Vertrauen in seine Person. Mit seiner Frau lebt er in Heidelberg, 25 Autominuten von Zuzenhausen entfernt, und ab und zu fährt er in die Schweiz, um Freunde zu besuchen. Am Samstag nun will er mit den Hoffenheimern im Heimspiel den 1. FC Köln schlagen und an seine bisherigen Leistungen anknüpfen. Die Frage, wie es denn eigentlich um seine Nationalmannschaftsambitionen stehe, weisst er etwas schroff zurück − dumme Frage, quasi. «Jeder Spieler will da hin», sagt Zuber. «Ich möchte aber auf dem Platz reden, nicht hier am Tisch.» Liefern statt lafern.