Stan Wawrinka (ATP 15) profitiert bei den Australian Open von der Aufgabe des Amerikaners John Isner (ATP 19) beim Stand von 4:6, 1:4 und steht in den Achtelfinals. Noch wichtiger: der Romand ist wieder gesund.
Auch zwei Tage nach seinem Fünfsatz-Sieg gegen den Italiener Andreas Seppi, bei dem er sich zwei Mal hatte übergeben müssen, möchte der 34-Jährige nicht ins Detail gehen. «Da müssen Sie den Arzt fragen», sagt er zur Frage, woran er gelitten habe. «Jedenfalls hatte ich einen ganzen Sack voller Medikamente und habe mich während fünf Tagen in meinem Zimmer verschanzt.» Nun ist das Pech eines anderen Stan Wawrinkas Glück. Der 34-jährige Amerikaner John Isner (ATP 19) muss in der dritten Runde der Australian Open beim Stand von 4:6, 1:4 aufgeben. Es sei nie schön, eine Partie so zu gewinnen. Auf die Frage, ob er seiner Krankheit wegen mit dem dem Schicksal gehadert habe, sagte Wawrinka, er stelle sich nicht zu viele Fragen. «Ich heule nicht rum, sondern versuche, aus jeder Situation das Beste herauszuholen.» Das Jahr sei noch jung, die Saison noch lang.
Wawrinka strahlt dieser Tage ein Selbstbewusstsein aus, das an seine besten Tage erinnert. «Ich bin nicht überrascht, dass es so gut läuft. Schon vor dem Turnier habe ich gespürt, dass mein Niveau sehr, sehr gut ist.» Zweieinhalb Jahre nach seinen zwei Eingriffen am linken Knie, bei denen ein Knorpelschaden behoben worden war, und der zur Folge hatte, dass Wawrinka bis auf Rang 263 der Weltrangliste zurückfiel, steht der Australian-Open-Sieger von 2014 in Melbourne wieder in den Achtelfinals. Das erste Jahr nach seiner Operation beendete er im 66. Rang. Im zweiten erreichte Wawrinka sowohl in Roland Garros als auch bei den US Open die Viertelfinals. Inzwischen wird der dreifache Grand-Slam-Sieger bereits wieder im 15. Rang der Weltrangliste geführt.
In den Achtelfinals trifft Wawrinka auf den Russen Daniil Medwedew (ATP 4), der den 20-jährigen Australier Alexei Popyrin (ATP 96) in drei Sätzen ausschaltete. Der 23-jährige Medwedew erreichte im letzten Jahr den Final der US Open, in dem er gegen Rafael Nadal einen 0:2-Satzrückstand wettmachte und denkbar knapp verlor. Medwedew ist der Aufsteiger des letzten Jahres, gewann im Herbst in Cincinnati und Shanghai zwei Turniere der Masters-Serie, triumphierte dazwischen in St. Petersburg, stand dazu in Washington und Montreal im Final und qualifizierte sich erstmals für den Final der acht Jahresbesten. Medwedew gewann beide bisherigen Duelle: 2017 in der ersten Runde von Wimbledon, nach der Wawrinka die Saison abbrach, und im Vorjahr in den Viertelfinals der US Open in vier Sätzen.
Wawrinka fand damals gegen das unkonventionelle Spiel des Russen nie ein Rezept. Medwedew verteidige sich gut, spiele unvorhersehbar, sei in der Verteidigung gut und schlage auch ausgezeichnet auf. «Über seine Stärken könnte man lange diskutieren, weil sie so zahlreich sind. Deshalb wird er in naher Zukunft auch ein Grand-Slam-Turnier gewinnen», ist sich Wawrinka sicher. Der Romand gewann 2014 bei den Australian Open sein erstes Grand-Slam-Turnier. Im Jahr darauf und 2017 (Niederlage gegen Federer) erreichte er die die Halbfinals. In den beiden letzten Jahren scheiterte er in der zweiten Runde. Wawrinka ist neben Roger Federer (20 Grand-Slam-Titel), Rafael Nadal (19), Titelverteidiger Novak Djokovic (16) und Marin Cilic (1) der einzige im Feld verbliebene Grand-Slam-Sieger.