Der SC Bern besiegt Biel im ersten Viertelfinalspiel mit Mühe erst in der Verlängerung mit 2:1. Bern lag schon nach sieben Minuten in Rückstand, konnte dann aber schon in der 12. Minute ausgleichen. Der Siegtreffer fiel erst in der Verlängerung.
Es ist ein Spiel der verpassten «Jahrhundertchance» für Biel. Mit grosser Wahrscheinlichkeit werden wir im Rückblick auf diese Serie erkennen, dass die Bieler eine riesige Chance zu einer Überraschung, zu einer «Jahrhundert-Serie» gestern vergeben haben. Und Jonas Hiller hat die erste Chance nicht genutzt, ein Playoff-Held zu sein.
Das Drehbuch dieses Spiels bescherte den Torhütern die Hauptrolle, es war eines dieser Spiele, die ein Torhüter entscheiden konnte. Jonas Hiller war ein guter, aber er war kein grosser Goalie. Der erste Treffer (zum 1:1) war haltbar. Gegen den SCB gewinnt Biel nur mit einem grossen Jonas Hiller.
Ein eifriger, ja übereifriger SCB hatte lange Zeit Mühe, seine klare Linie, seine Ordnung, seine Ruhe im Spiel zu finden. «Wir spielten lange Zeit zu wenig diszipliniert und zu wenig kompakt» sagte SCB-Trainer Kari Jalonen. «Wir liefen zu viel und spielten zu wenig smart.» Aber bevor der SCB nach dem 0:1 (7. Minute) so richtig nervös und unsicher werden konnte, fiel bereits in der 12. Minute der Ausgleich – und dieses 1:1 sollte sich letztlich als fataler Gegentreffer für die Bieler erweisen.
Ein zweites Tor gelang dem Aussenseiter nicht mehr. In der Verlängerung setzte sich der Favorit durch. So gross die Spannung, so gross die Aufregung, so gross zeitweise die Dramatik – am Ende nahm das Spiel den erwarteten Ausgang. Wir können sagen: SCB musste in die Verlängerung – na und?
Der grosse SCB-Feldherr Kari Jalonen demonstrierte nach dem Spiel von erstaunlicher Gelassenheit, nicht Arroganz. «Was soll ich den sagen? Wir haben gewonnen....» Er wird gefragt, ob er je befürchtet habe, das Spiel verlieren zu können. «Nein, ich habe im Eishockey keine Angst.» Was ihm durch den Kopf gegangen sei, als Biels flinker Finne Toni Rajala Leonardo Genoni zum 0:1 überraschte?
«Ein guter Schuss eines Finnen...» Was er seinen Jungs nach dem Spiel in der Kabine gesagt habe? «Nächster Treffpunkt Montag 09.30 im Training.»
Die Bieler sind nach diesem Auftakt zuversichtlich. Sportchef Martin Steinegger sagt, das gute Spiel mache Mut und seine Spieler sagen das, was in diesem Augenblick der Playoffs zu sagen ist. Dass die Niederlage sie keineswegs entmutige. Dass noch alles offen sei. Toni Rajala bringt den Klassiker, dass der Dienstag eine neue Chance bringe.
Unten im «Bärengraben» gibt es noch hitzige Emotionen als die Spieler nach vollbrachter Arbeit in die Kabinen zurücktrotteten. SCB-Vorkämpfer Tristan Scherwey liefert sich ein verbales, nicht zitierbares Redegefecht mit Biels Ersatzgoalie Simon Rytz. Martin Steinegger monierte bei Schiedsrichterchef Brent Reiber lautstark (aber nicht unanständig) die einseitige Strafenstatistik mit sechs Zweiminuten-Ausschlüssen gegen Biel und nur einem gegen Bern.
Zwar nützten die Berner tatsächlich ein Powerplay zum 1:1 – aber es waren auch die vielen Ausschlüsse, die vielen Powerplay-Gelegenheiten, die dazu beitrugen, dass der Favorit so lange Zeit Mühe hat, seine Linie zu finden.
Ist alles noch offen? Nein. Biels Zuversicht ist sympathisch. Aber sie könnte sich bald einmal als Trugschluss erweisen. Das Selbstvertrauen des Titanen ist nämlich nach dem mühseligen Auftakt nicht im Geringsten erschüttert. Die Gelassenheit des SCB-Cheftrainers ist nicht gespielt. Sie symbolisiert die unerschütterliche Zuversicht eines Favoriten, der ein grosses Ziel vor Augen hat: den Titel.
Die Erfahrung lehrt, dass die Hockeygötter dem Aussenseiter gerade in den Playoffs durchaus gnädig gestimmt sind und ihm eine Chance offerieren. Biel hat diese Chance gestern erhalten – und eben nicht genützt. Der SCB ist halt nicht YB und ist am Ende seiner Favoritenrolle doch gerecht geworden.
Der einzige Spieler, der den SCB doch nicht ins Wanken bringen kann, ist Biels Torhüter Jonas Hiller. Aber dann darf der ehemalige NHL-Titan keinen haltbaren Gegentreffer kassieren wie gestern Abend.
Bern - Biel 2:1 (1:1, 0:0, 0:0, 1:0) n.V.
17'031 Zuschauer (ausverkauft). - SR Mandioni/Massy. - Tore: 7. Rajala (Earl, Maurer) 0:1. 12. Arcobello (Ebbett/Ausschluss Schmutz) 1:1. 69. (68:55) Moser (Arcobello) 2:1. - Strafen: 1mal 2 Minuten gegen Bern, 6mal 2 Minuten gegen Biel. - PostFinance-Topskorer: Arcobello; Earl.
Bern: Genoni; Untersander, Blum; Andersson, Gerber; Jobin, Krueger; Kamerzin; Rüfenacht, Arcobello, Moser; Ebbett, Gagnon, Hischier; Lasch, Plüss, Scherwey; Berger, Reichert, Müller; Randegger.
Biel: Hiller; Dave Sutter, Fey; Hächler, Maurer; Dufner, Steiner; Jecker; Schmutz, Earl, Rajala; Micflikier, Pouliot, Pedretti; Rossi, Neuenschwander, Fabian Lüthi; Tschantré, Fabian Sutter, Wetzel; Horansky.
Bemerkungen: Bern ohne Bodenmann (verletzt) und Noreau (überzähliger Ausländer), Biel ohne Haas, Wellinger, Joggi, Valentin Lüthi (alle verletzt) und Lundin (überzähliger Ausländer). 4. Pfostenschuss Gagnon. 14. Tor von Moser wegen Kickbewegung nicht anerkannt. Fey nach dem 1. Drittel verletzt ausgeschieden, Reichert nach dem 2. Drittel.