Erfolg
Trotz Magenkrämpfen: 18-jähriger Grenchner läuft am Berlin-Marathon aufs Podest

Der Grenchner Nick Gutmann lief am 46. Berlin-Marathon in seiner Altersklasse phänomenal aufs Podest. Mit einer Zeit von 2:58:33 h setzte sich der 18-jährige zudem an die Spitze im Rennen um den Schweizermeistertitel im Marathon.

Rico Candrian
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Nick Gutmann am Berlin-Marathon

Nick Gutmann am Berlin-Marathon

Rico Candrian

Mit regelmässig über 40’000 Teilnehmenden ist der BMW Berlin-Marathon einer der grössten und renommiertesten Marathons der Welt. Er ist bekannt für sein ebenes Höhenprofil und gilt weltweit als schnellster Marathon, weswegen jährlich die Besten Läufer der Welt antreten und versuchen, ihre Bestzeiten zu knacken. So überrascht es nicht, dass die letzten sieben Weltrekordzeiten allesamt in Berlin aufgestellt wurden.

Zuletzt gelang dies letztes Jahr Eliud Kipchoge mit einer fabelhaften Zeit von 2:01:39h. Auch dieses Jahr kam der Weltrekord ins Schwanken, der Äthiopier Kenenisa Bekele verpasste ihn aber um mickrige zwei Sekunden. Beim Laufevent machen aber weitaus nicht nur Profiathleten mit, sondern auch normale aus der ganzen Welt, die einfach Spass am Laufsport haben.

Einer, der sich dieses Jahr in Berlin zum ersten Mal an der Königsdisziplin versucht hat, ist der erst 18-jährige Nick Gutmann aus Grenchen. Mit einer für dieses Alter unfassbaren Zeit von 2:58:33h unterbot er gleich im ersten Versuch die magische 3 Stunden-Marke, an der sich noch so viele geübte Läufer die Zähne ausbeissen. Damit katapultierte er sich sogleich auf Platz drei in seiner Altersklasse U20, in der 55 Läufer klassiert waren. Seine einzigen Bezwinger waren der Brite James Rennie und der Deutsche Johannes Neuber. Und es kommt noch besser, denn Gutmann hat sich mit seiner Zeit die Führung im Kampf um den Schweizermeistertitel gesichert. Kein anderer Schweizer in seinem Alter lief dieses Jahr schneller einen Marathon als er und es gibt nicht mehr viele Möglichkeiten, um ihn zu unterbieten.

Obwohl man es bei so einer Leistung denken könnte, lief bei Weitem nicht alles glatt: ËIch bekam während dem Lauf plötzlich ziemliche Magenkrämpfe und musste deshalb drei Mal auf die Toilette», ärgert sich Gutmann. Anstehen musste er wenigstens nicht. Er lacht: «Wer geht schon freiwillig während einem Marathon aufs WC?»

Trotzdem oder eben deswegen kamen ihm beim Zieleinlauf die Emotionen hoch. «Ich habe nach der Ziellinie geweint, das habe ich noch nie nach einem Lauf», gesteht der Grenchner. «Drei Wochen vor dem Marathon hatte ich noch Hüftprobleme, konnte somit mein Trainingsprogramm nicht durchziehen und wusste nicht, ob ich überhaupt starten kann. Dann kam noch das während dem Lauf und als ich dann tatsächlich unter drei Stunden ins Ziel kam, flossen mir vor Freude und Erleichterung die Tränen.»

Motiviert von diesem Ergebnis möchte Nick Gutmann weiterhin hart trainieren und möglicherweise bald in die Fussstapfen eines Julien Wanders treten. Parallelen sind jedenfalls schon im Kalender eingetragen: «Nach meinem Lehrabschluss will ich ein halbes Jahr nach Kenia, wo auch Wanders lebt, um dort täglich unter besten Verhältnissen zu trainieren.» Mit dem London Marathon im April 2020 hat sich Gutmann auch bereits den nächsten Lauf zum Ziel gesetzt, bei dem er sich beweisen kann.