Schwingen
Comeback mit Ausrufzeichen: Nick Alpiger gewinnt das Basellandschaftliche Kantonale

Was für ein Comeback! Nick Alpiger (Staufen) gewinnt das erste Kranzfest nach seiner Verletzungspause auf eindrückliche Art und Weise. Im Schlussgang besiegt er Joel Strebel - und kämpft danach mit sich und seinen Emotionen.

Marcel Kuchta
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Der glückliche Sieger: Nick Alpiger nach seinem Schlussgang-Triumph.

Der glückliche Sieger: Nick Alpiger nach seinem Schlussgang-Triumph.

Wolfgang Rytz

Was für eine Erleichterung! Nick Alpiger hatte eben im Schlussgang des Basellandschaftlichen Schwingfests seinen Aargauer «Landsmann» Joel Strebel gebodigt. Und er wusste gar nicht mehr, wohin mit den Emotionen.

In diesem Moment kam beim 24-Jährigen eine Menge zusammen. Die unbändige Freude über den Festsieg in Muttenz. Die Erleichterung darüber, nach Wochen des Haderns über seine Verletzungen die Gewissheit zu haben, dass sein Körper die Strapazen eines Schwingfests erfolgreich zu stemmen vermag. Und ganz einfach das befreiende Gefühl, dass endlich mal wieder alles so aufgegangen war, wie er sich das vorgestellt hatte.

Sechs Gänge, sechs Siege, Gesamtnote 59,75

Sechs Siege in sechs Gängen zierten am Ende des Tages das Notenblatt von Nick Alpiger. 59,75 von 60 möglichen Punkten. Eine unglaubliche Bilanz. Lediglich gegen den Fricktaler Defensivkünstler David Schmid schaffte der Staufner den Sieg erst mit Nachdrücken am Boden. Sonst fielen sie alle dem Mann zum Opfer, der, wie er es ausdrückte, «mit Leidenschaft und mit Freude» in das Schwingfest gegangen war. «Ich habe mich unheimlich auf dieses Fest gefreut. Ich fühlte mich gut, habe mich nicht unter Druck gesetzt. Dann bin ich gut in den Wettkampf gestartet.»

Schon nach dem ersten Gang, den er gegen den Erlinsbacher Oliver Hermann gewonnen hatte, spürte er, dass er vorzüglich im Schuss ist. Nach dem überzeugenden Sieg im zweiten Kampf gegen den starken Berner Gastschwinger Adrian Walther zeigte Alpiger sogar kurz Emotionen. Dieser Erfolg war für ihn wie ein Signal:

«Danach nahm ich einfach einen Gegner nach dem anderen, fragte mich gar nicht, was, wie und wo sein könnte. Ich wollte einfach schwingen.»

Und das gelang Nick Alpiger an diesem Sonntag in Muttenz herausragend. Mit Andreas Döbeli musste im dritten Gang ein Aargauer Eidgenosse dran glauben. Dann folgte ein «10er» gegen Michael Mangold und der Sieg gegen Schmid, der den Einzug in den Schlussgang perfekt machte. Dort wehrte er die ersten Attacken des wie immer extrem offensiv agierenden Joel Strebel ab, ehe er, taktisch klug, einen kleinen Fehler des zusehends müder werdenden Kontrahenten nach etwas mehr als neun Minuten eiskalt zum Sieg ausnutzte.

Die Entscheidung: Nick Alpiger (r.) bodigt im Schlussgang Joel Strebel.

Die Entscheidung: Nick Alpiger (r.) bodigt im Schlussgang Joel Strebel.

Wolfgang Rytz

Als die Speakerin Nick Alpiger nach dessen Triumph zum Platzinterview bat, da wurde der 24-Jährige erst einmal von seinen Emotionen überwältigt. «In diesem Moment kam alles zusammen. Die letzten Monate waren für mich und mein näheres Umfeld nicht einfach. Ich bin sehr verbissen. Da mussten bei mir vorher die Altlasten raus.»

Alpiger und der «allerschönste Sieg»

Kein Wunder, sprach Alpiger vom «allerschönsten Sieg» seiner Karriere. «Er ist das Beste, was mir passieren konnte.» Eine Aussage, die tief blicken lässt. Schliesslich hat das Kraftpaket während seiner Schwinger-Laufbahn schon einige Höhepunkte erlebt. «Nick Alpiger ist zurück – in einer neuen Form. Und in einer guten Form», befand der Kämpfer des SK Lenzburg – und es tönte ein wenig wie eine Kampfansage an die Konkurrenz.

In der Tat lässt seine Performance in Muttenz durchaus Hoffnungen keimen im Hinblick auf die weiteren Schwing-Höhepunkte der laufenden Saison. Einerseits das NWS- Verbandsfest in Zunzgen am 4. September. Und dann vor allem das Kilchberg-Schwinget am 25. September. In dieser Verfassung gehört Nick Alpiger zumindest zum erweiterten Favoritenkreis. Insgesamt holten die Aargauer Schwinger in Muttenz elf von 16 Kränzen. Der Fricktaler Marco Reimann durfte seinen ersten in Empfang nehmen. Ebenso bemerkenswert: David Schmid holte sich bei seinem zweitletzten Schwingfest vor dem Rücktritt souverän Eichenlaub. Wirklich schade, hört dieser zähe Kämpfer nach dem NWSV-Schwingfest auf.

Solothurner mit drei Kränzen und einem Neuling

Aus Sicht der Solothurner verlief das Fest in Muttenz durchaus zufriedenstellend. Mit den beiden Mümliswilern Simon Stoll und Fabian Bader sowie Dario Christ (Gempen) holte man drei Kränze, wobei vor allem die Freude bei Neukranzer Christ aus dem Schwarzbubenland natürlich riesig war. Er sicherte sich Eichenlaub in einem kleinen «Neukranzer-Final» gegen den Muttenzer Sascha Streich.

Die drei Solothurner Kranzgewinner (v.l.): Simon Stoll, Dario Christ und Fabian Bader.

Die drei Solothurner Kranzgewinner (v.l.): Simon Stoll, Dario Christ und Fabian Bader.

ku

Mit etwas Glück, aber hochverdient kam Fabian Bader zu seinem zweiten Kranz (nach dem Solothurner Katonalen im Juni). Er musste gleich gegen zwei Eidgenossen antreten und schlug sich sowohl gegen David Schmid als auch gegen Andreas Döbeli mehr als achtbar aus der Affäre. Dass Bader am Ende 56,25 Punkte zum Kranz reichten, war ungewöhnlich, aber irgendwie auch ein Wink des Schicksals. Nicht in die Kränze reichte es ausnahmsweise mal Marcel Kropf. Der Mümliswiler ist sonst ein sicherer Wert. Er unterlag aber im sechsten Gang dem Aargauer «Koloss» Tiago Vieira und ging somit leer aus.

Baselbieter: Adrian Odermatts sensationeller Steigerungslauf

Aus Sicht der Baselbieter gab es - neben einem gelungenen Schwingfest mit 1000 gut gelaunten Besuchern - auch einen speziellen Grund zur Freude. Der Liesberger Adrian Odermatt sorgte mit einem unwahrscheinlichen Steigerungslauf für einen überraschenden Kranzgewinn. Das Schwingfest hatte der 20-Jährige mit zwei Niederlagen begonnen, gewann dann drei Kämpfe mit einer glatten 10 und brachte sich somit wieder in die Ausgangslage für einen Kranzgewinn. Doch als letzten Gegner setzte ihm das Einteilungsgericht ausgerechnet den Aargauer Eidgenossen Patrick Räbmatter als Aufgabe vor die Nase. Eigentlich eine unlösbare Challenge für Odermatt. Doch dem Jüngling gelang es sensationellerweise, den 150-Kilo-Brocken zu bodigen. Der Kranzgewinn war damit perfekt. Das zweite Eichenlaub für den Gastgeber-Kanton holte Samuel Brun auf souveräne Art und Weise – mit fünf Siegen in sechs Gängen.

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