Fussball 3. Liga
Er trägt Gerlafingen auf dem Rücken

3.-Liga-Topskorer Philipp Breu ist die Lebensversicherung des FC Gerlafingen. Als er mal kurz weg war, stürzte der Klub in die 4. Liga ab. Nach der Vorrunde der aktuellen Saison liegt der FC Gerlafingen in der Gruppe 1 gemeinsam mit Riedholz und Italgrenchen an der Tabellenspitze. Philipp Breu würde zu gerne wieder 2.-Liga-Fussball spielen.

Raphael Wermelinger
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Vor der Saison gewann Philipp Breu (r.) den Wasserämter Cup mit dem FC Gerlafingen,

Vor der Saison gewann Philipp Breu (r.) den Wasserämter Cup mit dem FC Gerlafingen,

zvg

2018/19 war er schon Torschützenkönig der 3. Liga. In der Vorrunde der laufenden Saison hat er nun wieder am meisten Tore geschossen in der zweithöchsten Regionalliga. In der vorletzten Saison waren es 23 Tore in 21 Spielen. Diese Saison sind es bereits deren 19 in elf Spielen. Drei Hattricks feierte er in der ersten Saisonhälfte. «Ich hoffe, dass ich die 23 überbiete. Vor der Saison setze ich mir aber kein Ziel, was die Tore angeht», sagt er.

Philipp Breu stieg schon mit vier Jahren beim FC Gerlafingen ein. Mit Neun wechselte er zum FC Solothurn und blieb bis zur U16. «Ich war damals körperlich noch nicht so weit wie die anderen. Das Bauchgefühl sagte mir, dass ich zu Gerlafingen zurückkehren sollte», blickt er zurück.

Manchmal überlege er sich, wie sein Weg verlaufen wäre, wenn er beim FC Solothurn geblieben wäre. «Bei Gerlafingen konnte ich dafür viel lernen von den älteren Spielern. Wirklich bereut habe ich den Entscheid nicht.»

In seiner zweiten Saison bei den Aktiven wird er zum Stammspieler. Doch Gerlafingen muss 2014 runter in die 3. Liga. In der Saison darauf schafft er es in die Aufstiegsspiele, bleibt dort aber chancenlos. So nahe kam der Klub der höchsten Regionalliga nie mehr. Stattdessen stürzten die Gerlafinger zwischenzeitlich sogar in die 4. Liga ab. Dies allerdings ohne Philipp Breu.

Ein halbjähriger Abstecher, den er heute kritisch sieht

Weil er «mit dem Trainer Probleme hatte», wechselte er nach der Vorrunde 2015/16 zum FC Zuchwil. Dort hiess der Trainer Adis Kesedzic, der jetzt beim FC Gerlafingen ist. Dessen Sohn ist Breus bester Kollege. «Deshalb bin ich zu Zuchwil. Dass Gerlafingen absteigt, hätte ich nicht erwartet. Wir lagen zur Halbzeit im Mittelfeld.» Beim Direktduell am drittletzten Spieltag habe er sich unwohl gefühlt, weil er wusste, dass sein Stammverein Punkte brauchte. «Es ging immer weiter nach unten mit ihnen. Wir aber wollten mit Zuchwil unbedingt rauf.»

Breu und Zuchwil gewannen mit 3:0. Für den FC Gerlafingen gab es keine Rettung mehr. Der FC Zuchwil zog in die Aufstiegsspiele ein. Und es war Breu, der mit seinem Ausgleich in der 85. Minute im dritten Spiel gegen den FC Niederbipp für den Aufstieg sorgte. Doch der fade Beigeschmack blieb bei ihm. «Es war scheisse von mir. Vor allem, dass ich im Winter wegging. So lässt man die Leute im Stich», sagt der 24-Jährige im Nachhinein selbstkritisch. «Klar hätte ich gerne in der 2. Liga gespielt, aber ich wollte das wieder gutmachen», erklärt er seine zweite Rückkehr zu Gerlafingen.

Mit 60 Toren schoss er den Klub zurück in die 3. Liga

Wie schafft man es am schnellsten, dass Spieler und Fans einem verzeihen? Mit vielen Toren. Mehr als 100 hat er in den drei ganzen und zwei halben Saisons seit seiner Rückkehr im Sommer 2016 geschossen. Genau 60 waren es alleine beim Wiederaufstieg in die 3. Liga im ersten Anlauf. 11, 23 und wieder 11 Tore kamen es in den vergangenen drei Jahren dazu. Doch mitreden konnten Philipp Breu und der FC Gerlafingen in der 3. Liga bis jetzt noch nicht wirklich – mehr als ein 5., ein 7. und ein 8. Platz lag nicht drin.

In dieser Saison ist man nun vorne mit dabei. Zur Halbzeit ist Gerlafingen auf Platz drei klassiert, punktgleich mit dem Leader Riedholz und Italgrenchen auf Platz zwei. «Die zwei Spiele gegen Biberist und Selzach, die wir verloren haben, waren zum Vergessen. Ansonsten können wir aber zufrieden sein», lautet Breus Fazit zur Vorrunde. «Ich denke nicht, dass es in der Rückrunde beim Dreikampf bleibt. Rüttenen oder Zuchwil könnten ebenfalls noch ein Wort mitreden um den Aufstieg.»

Der gelernte Automechaniker will mit dem FC Gerlafingen unbedingt in die 2. Liga aufsteigen. «Das ganze Team will rauf, aber vom Verein aus haben wir keinen Druck. Wenn es passiert, dann passiert es. Ob wir diese Saison schon so weit sind, wird sich zeigen.» Denn das Team sei noch sehr jung. «Wir sind nirgendwo überragend, aber unser Gesamtpaket stimmt», sagt er. «Unter Adis Kesedzic haben wir uns zuletzt vor allem im Läuferischen gesteigert. Deshalb sehe ich gute Chancen für uns, die Aufstiegsspiele zu erreichen.»

Philipp Breu ist nicht nur der Goalgetter des FC Gerlafingen, sondern mittlerweile auch der Captain des Teams. Auffällig ist seine Rückennummer: die 63. «Es handelt sich dabei nicht um geschossene Tore oder so, wie viele meinen, sondern um die Postleitzahl von Gerlafingen», klärt er auf.

Bleibt die Frage, ob er den Klub noch einmal verlassen wird. «Ich bin 24 und habe sicher das Ziel, noch weiter oben zu spielen als in der 3. Liga», wägt er ab. «Wenn ein gutes Angebot kommt, müsste ich es mir überlegen. Aber ich wechsle definitiv nicht mehr zu einem Klub in der näheren Region.»

3. Liga (Gruppe 1)

Rangliste (je 12 Spiele): 1. Riedholz 23. 2. Italgrenchen 23. 3. Gerlafingen 23. 4. Rüttenen 20. 5. Zuchwil 20. 6. Bettlach 18. 7. Blustavia 16. 8. Selzach 15. 9. Leuzigen 10. 10. Biberist II 9. 11. Türkischer SC Solothurn 6. 12. Croatia 2.

Offensive: 1. Gerlafingen 39 Tore. 2. Rüttenen 33. 3. Riedholz 32. 4. Bettlach 31. 5. Italgrenchen, Zuchwil je 23. 7. Blustavia, Selzach je 22. 9. Biberist II 19. 10. Leuzigen 18. 11. Türkischer SC Solothurn 16. 12. Croatia 8.

Defensive: 1. Italgrenchen 12 Gegentore. 2. Riedholz, Gerlafingen je 14. 4. Zuchwil 15. 5. Rüttenen 21. 6. Blustavia 22. 7. Selzach, Biberist II je 26. 9. Bettlach 27. 10. Leuzigen 29. 11. Türkischer SC Solothurn 33. 12. Croatia 47.

Skorerliste. 19 Tore: Philipp Breu (Gerlafingen). 10: Pascal Brunner (Blustavia), Giovanni Carnibella (Gerlafingen), Moritz Frey (Rüttenen). 9: Mücahit Arslan (Zuchwil), Klevis Haziri (Italgrenchen), Godfried Osei (Selzach).