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Emilie Stampfli ist im Stall von Pius Schwizer nicht happy geworden

Sie zählt zu den Top-Talenten im Schweizer Springsport. Emilie Stampfli aus Solothurn. Doch der Weg an die Spitze ist steinig. Das bekommt die 20-Jährige derzeit zu spüren.

Michael Schenk
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Aufstieg gebremst: Emilie Stampfli ist momentan zum Zuschauen verdammt

Aufstieg gebremst: Emilie Stampfli ist momentan zum Zuschauen verdammt

Marco Muller CH

Anfang März übersiedelte die Solothurnerin Emilie Stampfli zusammen mit ihren beiden Top-Pferden, „Alessa“ und „Nikita du Luot“, in den Stall des Oensinger Spitzenreiters Pius Schwizer. Die Team-Europameisterin der ‚Jungen Reiter‘ und amtierende Schweizermeisterin in dieser Altersklasse freute sich darauf, bei der ehemaligen Nummer 1 der Welt wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Praxis, die sie ihrem Traum von einer Karriere als Profi ein wegweisendes Stück weiterbringen sollte.

Erwartungen nicht erfüllt

Schwizer ist derzeit in der luxuriösen Lage, eine ganze Herde hochqualifizierter „Kracher“ in seinen Stallungen zu beherbergen. Pferde, die ihm von diversen Sponsoren und Besitzern in ‚verdankenswerter‘ Weise zur Verfügung gestellt werden. Nebst dem regelmässigen Umgang mit diesen „Hafer-Ferraris“ erhoffte sich Stampfli, den Chef regelmässig an grosse und grössere Turniere begleiten zu dürfen und sich so sukzessive ans Anforderungsprofil im Big Business zu gewöhnen.

Nun ist alles anders gekommen. „Es hat sich gezeigt, dass Pius Schwizer vor allem jemanden braucht, der sich zuhause um seine Pferde kümmert“, sagt Stampfli. Diese Hochleistungs-Rösser also fit und in Schwung und bester Turnierlaune hält, während der „on tour“ befindliche Big Boss irgendwo auf dem Globus Kohle schaufelt, beziehungsweise Geld verdient. Eine Art Caddy aus der Abteilung Show-Jumping also.

Auch offen fürs Ausland

Weil das nicht dem entspricht, was sich Emilie Stampfli vorstellt, „bin ich jetzt wieder zuhause.“ Auf der Suche in dem Sinn nach einer neuen Chance, respektive Bleibe, in welcher der Turniersport auf höchsten Niveau gross geschrieben wird und in der sie sich als aufstrebende, hoffnungsvolle Kraft präsentieren und entwickeln kann. „Ich bin offen für jede Möglichkeit, die sich bietet – das kann auch eine im Ausland sein“, sagt die Enkelin von Alt-Bundesrat Walther Stampfli – dem Vater der AHV.

Momentan zum Zuschauen verdammt

Die diesjährige Förderpreisgewinnern der Regio Bank Solothurn zeichnet, nebst ihren reiterischen Fähigkeiten, primär ihr Ehrgeiz aus. Nebst einem dritten Rang am CSIO St. Gallen gewann Stampfli im Vorjahr die LGT Challenge am CSI in Zürich. Ein top besetztes Springen, im Rahmen dessen sie deinen ordentlichen Teil der Weltelite hinter sich „deponierte“. Insofern ist es durchaus nachvollziehbar, dass sie jetzt kurzen Prozess macht, wenn das was sich bekommt, nicht dem entspricht, was sie sich vorgestellt hat. „Ich hoffe natürlich, dass sich bald eine Tür für mich öffnet.“

Weil ihre beiden Pferde – Alessa und Nikita du Luot – derzeit verletzt sind, sprich erst wieder in die Gänge kommen, ist Stampfli zur Zeit concoursmässig quasi zum Zuschauen verdammt. Abgesehen davon haben die beiden Stuten punkto Potenzial langsam ihren Zenit erreicht. Insofern wird es für die von Heidi Hauri betreute Springreiterin schwierig, ohne zusätzlichen Support, neue Sphären zu erschliessen. Denn merke: Du kannst der beste Reiter oder die beste Reiterin der Welt sein – ohne Bolide unter dem Hintern läuft gar nichts. Das ist mit einem PS nicht anders als mit 700 oder 900 in der Formel 1. Die PS sind mehr als halbe Miete.