Von BMC-Besitzer Andy Rihs bis Olympiasieger Julien Absalon sind sie am Sonntag zur Verbesserung der Stundenbestzeit ins Velodrome nach Grenchen gekommen.
Organisiert und eingeladen zum Spektakel namens «Angriff auf den Stundenweltrekord» hatte BMC. Der Schweizer Fahrradhersteller, dessen Hauptsitz sich just neben dem Velodrome Suisse in Grenchen befindet, ist seit dem Jahr 2007 Hauptsponsor und Ausrüster des gleichnamigen US-amerikanischen Teams. «Wir haben den Anlass nicht gesucht, wir haben den Event organisiert, weil Rohan zu mir kam und sagte: ‹Ich will es versuchen, ich fühle mich bereit für den Rekord›», sagt BMC-Besitzer Andy Rihs.
Also habe man kurzerhand einen entsprechenden Anlass auf die Beine gestellt. Mit einer Verbesserung von 500 bis 1000 Metern hatte Rihs gerechnet, letztlich wurden es 639 Meter – gut geschätzt. Für «Mister Bicycle» Rihs hat der imageträchtige Stundenweltrekord, den schon Legenden wie Eddy Merckx, Fausto Coppi oder Jacque Ancquetil innehatten, einen äusserst hohen Stellenwert. «Die fahren ständig an der Schwelle zum roten Bereich, insofern muss man seinen Körper extrem gut im Griff haben.» Sich selbst traute sich der 72-Jährige heute eine Leistung von «35 bis 36 Kilometern» zu. Beachtlich.
Sofort nach dem Startschuss seines Landsmannes Caddel Evans, dem Tour-de-France-Sieger 2011, schlug der neue Weltrekordhalter Rohan Dennis das angepeilte Durchschnittstempo von rund 52,5 km/h an. Eine Geschwindigkeit, die es fortan zu halten galt. Just darauf kommt es bei diesem Rekord an – nie zu überbeissen und so dem Hammermann keinen Entfaltungsspielraum zu geben. Wie sagt Bahn-Nationaltrainer Daniel Gisiger: «Was 15 Minuten spielend geht, kann über eine Stunde zur Tortur werden.» Schon viele – jüngst zum Beispiel Dennis' Landsmann Jack Bobridge in Melbourne – scheiterten im wahrsten Sinn des Wortes auf den letzten Metern. Nicht so der Sieger der diesjährigen Australien Tour.
Dennis spulte seine Runden konstant wie ein Uhrwerk «Made in Switzerland» runter. Obwohl: «Während den letzten zehn Minuten kam mir schon der Gedanke, nie mehr ein Bahn-Rennen zu fahren», so der Weltmeister 2011 in der Mannschaftsverfolgung. Die rund 1600 festlaunigen Fans auf den Rängen hätten ihm sehr geholfen, den Rekord über die letztlich 209 Runden zu bringen. Nun, da der Stundenweltrekord wieder in Mode gekommen ist, wird es Dennis nicht an Herausforderern fehlen. «Am ehesten traue ich Bradley Wiggins zu, meinen Rekord zu verbessern», sagt Dennis, selbst wenn die Bestmarke jetzt ein beachtliches Level erreicht hat. Und das ist auch gut so, findet Daniel Gisiger: «Es kann ja nicht sein, dass dieser Rekord nun jeden Mittwochabend irgendwo gebrochen wird.»
BMC hat dem Wunsch von Rohan Dennis folgend eine Art Familientag organisiert. Gekommen waren darum auch andere Stars, die mit Logo das Schweizer Zweirad-Unternehmen professionell durch die Welt pedalen. «Selbst wenn wir uns nicht alle persönlich kennen, gehören wir doch alle zur BMC-Familie», sagt der 34-jährige Franzose Julien Absalon. Letzterer, seines Zeichens fünffacher Mountainbike-Weltmeister und zweifacher Olympiasieger, führte die Gilde der Gäste punkto Renommee an.
Es sei sehr interessant für ihn einmal so etwas mitzuerleben, hielt der Mann aus Remiremont aus dem oberen Moseltal fest. Als Bahnfahrer freilich sieht sich Absalon nicht wirklich. «Ich habe es bislang einmal versucht, aber das ist nicht mein Fall.» Allein schon das Velo mit Starrlauf sei sehr gewöhnungsbedürftig. Am besten, so Absalon, würden ihm die hohen Steilwandkurven gefallen. Ihm sage die Alpe d’Huez allemal mehr als die Autobahn. Ähnlich tönts vom Mountainbike-Weltcup-Gesamtsechsten der letzten Saison, dem Oberaargauer Lukas Flückiger: «Ich werde garantiert nie zur Gefahr für Dennis' Rekord.» Das würde in seinem Fall wohl nur zum Thema, wenn der Stundenweltrekord künftig auf eine Motocross-Bahn ausgefahren würde.