Transfer
Der eine kommt, der andere flüchtet: Die unterschiedlichen Geschichten von Brian Ihnacak und Tim Stapleton

Rochaden auf den Ausländerpositionen des EHC Olten: Brian Ihnacak erzählt, wie es zum Transfer nach Olten kam, während Tim Stapleton den Klub darum bittet, seinen Vertrag aufzulösen. Die Suche nach einem Ausländer läuft wieder an.

Silvan Hartmann
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Brian Ihnacak (im grünen Dress) zeigt sich in seinem ersten Training auf Oltner Eis lauffreudig, begutachtet von seinen neuen Teamkollegen.

Brian Ihnacak (im grünen Dress) zeigt sich in seinem ersten Training auf Oltner Eis lauffreudig, begutachtet von seinen neuen Teamkollegen.

Bruno Kissling

Während Brian Ihnacak eines seiner ersten Eistrainings bei seinem neuen Arbeitgeber absolviert, steht ein anderer Ausländer schon gar nicht mehr auf dem Eis, ist sein Platz in der Garderobe alsbald geräumt: Tim Stapleton, der im Sommer von Spartak Moskau ins Kleinholz wechselte, verlässt auf eigenen Wunsch per sofort den EHC Olten. Er bat die Klubführung darum, seinen bis Ende Saison laufenden Vertrag vorzeitig aufzulösen.

Die beiden Seiten seien in offenen Gesprächen zum Schluss gekommen, dass eine Trennung im gegenseitigen Einvernehmen in der aktuellen Situation die beste Lösung sei. Der 35-Jährige fühlte sich nicht mehr im Stande, die restliche Vertragszeit mit vollem Engagement zu erfüllen.

Das war als Zuschauer kaum zu übersehen: Tim Stapleton war nie wirklich in Olten angekommen und fand nie in jene Leaderrolle, die er hätte einnehmen müssen. Er geriet immer mehr mental in eine Negativspirale, aus der er nicht mehr herausfand.

Stapleton, der in den letzten sieben Jahren für zehn verschiedene Klubs spielte (!), bleibt mit Aussicht auf eine neue Chance, irgendwo einen Vertrag zu erhalten, vorerst in Europa.

Damit muss sich der EHC Olten wieder auf die Suche nach Verstärkung begeben. Auf Anfrage bestätigt der Klub, dass man zwingend mit drei gesunden Ausländern in die Playoffs starten möchte. Dabei soll ein Transfer eher zeitnah als erst kurz vor den Playoffs Ende Februar getätigt werden.

Dass Stapleton um die Auflösung des Vertrages bat, dürfte wohl nicht zuletzt auch mit der Verpflichtung von Brian Ihnacak zu tun haben, wäre der US-Amerikaner doch nur noch das «dritte» Rad am Wagen gewesen.

Des einen Leid ist demnach des andern Freud: Der Italokanadier Brian Ihnacak sieht seinen neuen Aufgaben positiv entgegen. «Die ersten Eindrücke sind grossartig. Es scheint, als würden sich im Team alle blendend verstehen, die Stimmung ist gut», sagt der 32-Jährige.

Es ist bezeichnend, dass Ihnacak die Stimmung herausstreicht, war diese in den vergangenen Monaten doch in seiner Situation oft im Keller.

«Es war erschreckend, wie gleichgültig Niederlagen bei Litvinov (13. Platz von 14 Teams) zur Kenntnis genommen wurden. Die Situation war neu für mich, weil ich bislang das Glück hatte, in meiner Profikarriere sonst immer für Topteams spielen zu dürfen. Es wurde ausweglos, ich wollte nur noch weg.»

Verhandlungen mit NLA-Klubs

Bei Litvinov sei er vor drei Monaten lediglich gelandet, weil es der einzige Klub war, der Ihnacak während der laufenden Saison im Oktober noch einen Vertrag mit Ausstiegsklausel angeboten hatte.

Diesen Goodwill-Vertrag hatte er wohl seinen ansprechenden Statistiken aus den Jahren zuvor zu verdanken: In seiner ersten Saison in Tschechien (2015/16), beim letztjährigen Spengler-Cup-Teilnehmer Mountfield HK, schlug Ihnacak in 58 Spielen mit 41 Punkten noch ein.

Er unterschrieb daraufhin beim punkto Management krisengeschüttelten HC Sparta Prag, weshalb er seine gewohnten Leistungen nicht mehr habe abrufen können (30 Spiele, 21 Punkte). «Jetzt habe ich definitiv die Nase voll vom tschechischen Eishockey und sehne mich nach einer Veränderung.»

Das beweist auch die Tatsache, dass Ihnacak, der sowohl als Center wie auch als Flügel eingesetzt werden kann, bereits vor Saisonbeginn ein Angebot des derzeitigen tschechischen Leaders HC Pilsen ausgeschlagen hatte.

In den vergangenen Wochen stand Ihnacak auch mit Schweizer National-League-Klubs aus dem unteren Tabellendrittel in Kontakt, scheiterte aber in den Verhandlungen, ehe die Offerte aus Olten «wie ein Geschenk» ankam und er «nicht lange überlegen musste», so Ihnacak, der mit seiner Verlobten und seinem Hund derzeit in einem Oltner Hotel lebt.

Als netten Nebeneffekt des Olten-Transfers nennt er die Nähe zu seiner Familie. Ihnacak verbringt den Sommer jeweils bei seinen Verwandten im Piemont im Dörfchen Luserna San Giovanni südwestlich von Turin.

«Der Wechsel ist mental erfrischend – wie ein Befreiungsschlag. Ich hoffe, ich kann mich dafür mit guten Leistungen bedanken.»

Heute Abend, im Heimspiel gegen Ajoie (17.30 Uhr, Kleinholz), wird er die erste Möglichkeit dazu erhalten.