Nach einer Rochade auf der Bank und einer Verjüngungskur im Kader will der TV Solothurn unter die besten fünf der NLB vorstossen. Die neue Saison startet für die Solothurner am Samstag mit dem Auswärtsspiel in Gossau.
Anfang Jahr stieg Alain Blaser beim TV Solothurn unverhofft zum Cheftrainer der NLB-Equipe auf. Weil sich der Klub nach nur einer halben Saison mit vier Siegen, zwei Unentschieden und acht Niederlagen auf dem Konto von Trainer Jürg Lüthi trennte. «Wir sind im Dezember in eine schwierige Situation reingerutscht», blickt Blaser zurück.
Als Teammanager habe er sich aus der Diskussion rausgehalten. Der Vorstand habe wegen der ungemütlichen Tabellenlage und nach Gesprächen mit den Spielern entschieden, der Mannschaft mit einem Wechsel an der Seitenlinie einen neuen Impuls für die zweite Hälfte der Meisterschaft zu geben.
Für den Wunschkandidaten Martin Prachar lag im Frühling zeitlich allerdings weiterhin nicht mehr drin als das Amt des Assistenten. Der 40-jährige Tscheche ist nebst seinem Engagement beim TV Solothurn auch Trainer beim Erstligisten TV Dagmersellen. «Deshalb habe ich mich zur Verfügung gestellt, den Lead kurzfristig und für den Rest der Saison zu übernehmen», sagt Blaser. Er tat dies, obschon er bis auf einen kurzen Einsatz bei der U13, keine Erfahrungen als Trainer aufwies. Martin Prachar und Marco Kurth, der mehrmals als (Spieler-)Trainer amtete beim TVS in den letzten Jahren, unterstützten ihn daher im taktischen Bereich.
«Das sind alles meine Kollegen, sogar mein Bruder hat letzte Saison noch gespielt. Es war extrem schwierig, aber ich habe versucht, es so gut wie möglich zu machen», sagt Blaser über seine Zeit als Cheftrainer. Zwei Siege, drei Unentschieden und eine Niederlage gegen den Leader Möhlin schauten in den sechs Meisterschaftsspielen im Februar und März unter ihm heraus. «Es ist ziemlich gut rausgekommen», lautet Blasers Fazit. «Und ich glaube, als Trainer zu arbeiten, liegt mir, vor allem das Zusammensein mit Menschen. Im fachlichen Bereich habe ich sicher noch Defizite. Deshalb ist Assistenztrainer im Moment das Passende für mich.»
Die Rollen auf der Bank wurden auf diese Saison hin also getauscht. Martin Prachar steigt nach zwei Jahren vom Assistenten zum Cheftrainer auf. Blaser wird ihm assistieren. Mehr wäre für den 28-Jährigen, der erst mit gut 17 Jahren vom Schwimmsport zum Handball fand und bei der Feldschlösschen Getränke AG im Marketing arbeitet, gar nicht möglich gewesen. «Martin Prachar hat mir schon in meiner kurzen Zeit als Cheftrainer extrem geholfen. Wenn man es seriös macht, ist ein Traineramt in der NLB ein 50-Prozent-Job. Das liegt für mich im Moment nicht drin.» In Zukunft könnte er es sich aber sehr gut vorstellen: «Ich habe schnell gemerkt, dass ich als Trainer weitermachen will. Vor allem, wenn es als Spieler nicht mehr klappt.»
Denn eigentlich würde Alain Blaser am liebsten noch selber auf der Platte stehen. Doch nach einer schweren Verletzung am Fussgelenk sind die Hoffnungen auf ein Comeback gering. Zwei Operationen waren bereits nötig in den vergangenen zwei Jahren. «Es ist mein Ziel, noch einmal zu spielen», gibt er indes nicht auf. Und durch seine neue Aufgabe bleibt er auf jeden Fall nahe am Team dran. Als Assistenztrainer leitet er momentan eine der drei wöchentlichen Trainingseinheiten. «Ich entlaste den Trainer vor allem, was das Organisatorische angeht und mache die Videoanalysen», erklärt er. Ein wichtiges Puzzleteil ist in seinen Augen auch Goalietrainer Rados Dukanovic, der nach dem Saisonabbruch vom Aktivsport zurücktrat. «Wir hatten vor etwa vier Jahren letztmals einen Torhütertrainer», so Blaser. «Man sieht sehr schnell Verbesserungen, wenn man mehr mit den Goalies arbeitet. Das wird uns extrem helfen in dieser Saison.»
Nach der «verkorksten» vergangenen Saison – Solothurn lag zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs auf Platz zehn – peilt Blaser dieses Jahr die Top-5-Plätze der NLB an. «Mit unserem Budget und unseren Bedingungen im CIS müsste eigentlich ein Platz im Mittelfeld das Ziel sein, doch unser Kader und die gute Vorbereitung stimmen mich zuversichtlich, dass mehr möglich ist.» Das Kader hat sich stark verändert im Vergleich zum Vorjahr. Mit Alains Bruder Mathias Blaser und Tom Althaus, die beide zum 1.-Liga-Team des Partnervereins BSV Bern wechseln, gehen zwei langjährige Abwehrstützen verloren. Kreisläufer Nicolo Moggi und Marco Kurth sind ebenfalls nicht mehr dabei.
Dafür kamen einige Talente vom BSV Bern und HSC Suhr Aarau, die mit einer Doppellizenz ausgestattet sind. «Alles hungrige Spieler, die in die NLA wollen», freut sich Blaser. «Wir verfügen dadurch über ein breites Kader. Einsatz, Motivation und Leistungsbereitschaft der Spieler waren in der Vorbereitung sehr hoch.» Für die nötige Ruhe im Spiel des TV Solothurn sollen weiterhin die drei ausländischen Routiniers Amer Zildzic, Roland Szabo und Nikola Isailovic sorgen. «Die Variabilität ist wohl unsere grösste Stärke im Moment. Wir haben zum Beispiel ein zweites Verteidigungssystem einstudiert», verrät der neue Assistenztrainer und fügt an: «Ich bin sehr gespannt, wie wir uns im Angriff präsentieren werden.»
Die neue Saison beginnt für die Solothurner mit zwei Auswärtsspielen. Morgen Samstag sind sie in Gossau beim letztjährigen Tabellenvierten zu Gast (17.30), eine Woche später dann beim BSV Stans (19.30), welcher 2019/20 den fünften Platz belegt hat. Am Sonntag, 20. September, kommt es zur Heimpremiere in dieser Saison. Der TV Solothurn empfängt Handball Stäfa um 16 Uhr im CIS.
Trainer: Martin Prachar
Assistent: Alain Blaser
Goalietrainer: Rados Dukanovic
Tor: Fabio Brändle (02), Taro Diethelm (95), David Pfister (98).
Kreis: Martin Beer (89), Anes Imamovic (00), Roland Szabo (91), Matthias Widmer (02).
Rückraum: Dylan Brandt (00), Ben Helmy (99), Nikola Isailovic (86), Jonas Kalt (00), Regis Laville (97), Destiny Oyamendan (01), Daniel Parkhomenko (01), Fabrice Wittwer (01), Amer Zildzic (89), Jorden Lindner (00).
Flügel: Lars Hofer (00), Nik Jauer (01), Ruben Jäggi (94), Sandro Sieber (83), Basil Zeltner (00).