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Individualsportarten sind beliebter, Teamsportarten weniger. Sechs Erkenntnisse von Sporthändlern aus einem speziellen Sportjahr.
Die Pandemie hat auch das sportliche Verhalten der Bevölkerung verändert. Wie gross die Auswirkungen sind, zeigt sich in den verkauften Sportartikeln. Sechs Erkenntnisse von Sporthändlern.
Laufschuhe schnüren, ab vor die Haustüre und eine Runde im Wald drehen: Für viele gehört dies spätestens seit den Einschränkungen aufgrund des Coronavirus zum Alltag.
Laufschuhe gehen über den Ladentisch wie warme Weggli, wie eine Umfrage unter Sportartikelherstellern zeigt. «Wir können sicher sagen, dass in diesem Jahr alles, was auf Individualsport abzielt – und vorzugsweise draussen stattfinden kann – sehr stark gefragt ist», bilanziert etwa die Migros mit ihrem Geschäft SportXX.
Ähnlich tönt es auch bei Intersport mit ihren über 200 Händlern in der Schweiz. CEO Patrick Bundeli sagt: «Unsere Händler, die sich auf Running spezialisiert haben, sprechen davon, dass sie das ganze Jahr Hochsaison hatten.» Normalerweise würden lediglich zu Beginn der Laufsaison im Frühling viele Laufschuhe verkauft, nun sind die Schuhe durchgehend gefragt. Dafür sorgt auch die Tatsache, dass einige Marken von Laufschuhen als Lifestyle-Brands gelten.
Die Strandferien fielen 2020 für viele aus, dafür wurden die heimischen Berge mehr besucht. Wanderschuhe, Wanderjacken und Wanderhosen wurden dadurch beliebter. «Was in anderen Jahren Badehose und Flip-Flops sind, waren diesmal Wanderschuhe und Wanderhosen», sagt Bundeli.
Radfahren, ob auf dem Rennrad oder dem Mountainbike, wurde ebenfalls beliebter. Velohändler waren im Frühling schnell ausgeschossen mit ihrer Ware. «Dieser Boom ging bis Mitte November weiter», sagt Bundeli. «Das führte auch dazu, dass die Lieferketten ins Stocken gerieten.» Bei Intersport rechnet man damit, dass im März oder April keine Velos mehr verfügbar sind, da die Lieferanten kaum nachkommen.
Weniger gut im abgelaufenen Jahr lief dafür das Geschäft bei den Teamsportarten – allen voran im Fussball. Kurz vor dem Rückrundenstart der Amateure im Frühling kam der Lockdown, die Meisterschaft wurde abgebrochen. Auch die verschobene Europameisterschaft hatte ihren Einfluss, sagt Bundeli. «Dadurch konnten wir nicht vom üblichen Fussball-Boom profitieren.» Ebenfalls zurückgegangen sind die Verkäufe von anderen Teamsportarten wie Unihockey, Volleyball oder Handball.
«Bleibt zu Hause»: An diesen Spruch mussten wir uns in diesem Jahr gewöhnen. Viele Bewegungsfreudige machten aus dieser Aufforderung eine Tugend. Sie schafften sich zu Hause Fitnessgeräte an – und verlegten das Fitnesszentrum in die eigene Stube. Ob Hanteln, Yogamatten, Gymnastikbälle oder grosse Fitnessgeräte: Alles findet ihre Käufer. «Es funktioniert auch gut, Fitnessgeräte zu vermieten anstatt zu verkaufen», sagt Intersport-CEO Bundeli.
Besonders überraschend sind auch Spezialgeräte: Da ist der Hula-Hoop-Reifen mit integriertem Gewicht. Dort ist der Fitnessspiegel, der als virtueller Fitnesscoach fungiert. Bundeli: «Solche Geräte verkaufen sich sehr gut.»
Auch beim Wintersport zeigt sich: Individualsportarten wurden durch die Einschränkungen beliebter. Schneeschuhe verkaufen sich genauso wie Langlauf-Ski besser als in anderen Jahren. «Aber es fällt auch auf, dass weniger Alpin-Ski verkauft werden», sagt Bundeli. Die Verkäufe von Langlauf-Ski können die fehlenden Alpin-Ski-Verkäufe nicht kompensieren.
Insgesamt gilt jedoch zu bilanzieren: Der Verkauf von Sportartikeln hält sich ungefähr die Waage – obwohl sich die Nachfrage nach den einzelnen Produkten deutlich verändert hat.