Der Schweizer Teamleader startet mit Altlasten aus dem vergangenen Winter in die neue Saison, die am Wochenende mit den Weltcuprennen in Kuusamo (Fi) beginnt.
Alles für eine Olympiamedaille: Nach der schweren Fussverletzung kurz vor dem Saisonstart kannte Dario Cologna im letzten Winter nur noch ein Ziel – an den Olympischen Spielen in Sotschi wieder konkurrenzfähig zu sein. Dieser Plan ging bekanntlich auf: Cologna gewann den Wettlauf gegen die Zeit und zwei Goldmedaillen in Russland.
Die Rechnung für diesen Erfolg bekam Cologna nach den Olympischen Spielen präsentiert. Nachdem er die Saison wegen Problemen mit dem Fuss vorzeitig abbrechen musste, folgte die – von Beginn weg eingeplante – Operation zur Entfernung eines künstlichen Bandes sowie die zweite Phase der Rehabilitation. Dabei ging es darum, das Fussgelenk vollständig ausheilen zu lassen. Das brauchte seine Zeit: Erst Ende August konnte Cologna beim Lauftraining den Fuss wieder beschwerdefrei belasten. «Inzwischen spüre ich die Verletzungen nur noch bei Sprüngen», sagt der 28-jährige Bündner. Zudem ist die Beweglichkeit im rechten Sprunggelenk nicht mehr so gut wie im linken – und wird dies wohl nie mehr werden.
Die endgültige Quittung für den verrückten Olympiawinter dürfte Cologna in den kommenden Wochen in der Loipe erhalten. Dort wird sich zeigen, wie gross der Trainingsrückstand ist, den er sich im Sommer durch die Nachwehen der Verletzung eingehandelt hat. «Meine Form ist noch nicht so gut, wie sie vor einem Jahr zum Zeitpunkt der Verletzung war», sagt Cologna. Nachdem er Ende Oktober im Trainingslager in der Ramsau (Ö) krankheitsbedingt zurückgeworfen wurde, verlief immerhin die unmittelbare Saisonvorbereitung in Saariselkä im finnischen Teil Lapplands wunschgemäss.
Den klaren Höhepunkt der Saison bilden die Weltmeisterschaften im schwedischen Falun (18. Februar bis 1. März). Daneben richtet Cologna seinen Fokus aber auch auf die Tour de Ski und den Gesamtweltcup, die er schon je dreimal gewonnen hat.
Für den neuen Olympiazyklus hat Swiss-Ski auf diese Saison Änderungen im Trainerstab vorgenommen. Anstelle von Guri Hetland ist neu der Slowake Ivan Hudac als Cheftrainer für die Weltcupgruppe verantwortlich, in der Distanzläufer und Sprinter grösstenteils gemeinsam trainieren. «Hudac hat im Training neue Impulse gebracht», sagt Dario Cologna.
Hudac hat in der Saisonvorbereitung festgestellt, dass die zweite Garde hinter Allrounder Cologna leistungsmässig nicht so weit vom Teamleader entfernt ist. Bei den Distanzläufern scheint insbesondere der 32-jährige Toni Livers unter dem neuen Coach aufzublühen. «Mir behagt die Zusammenarbeit mit ihm sehr», sagt Skating-Spezialist Livers, der dieses Wochenende auf die beiden Klassisch-Rennen zum Saisonauftakt in Kuusamo verzichtet, um eine Woche später in Lillehammer ausgeruht antreten zu können. «Obwohl ich diesen Sommer härter trainiert habe, ist mir die Saisonvorbereitung leichter gefallen als in anderen Jahren. Ich spüre eine grosse Wertschätzung.» Einen starken Eindruck hinterliess im Sommer nicht zum ersten Mal der 24-jährige Jonas Baumann, der die Trainingsleistungen bisher allerdings im Winter nie ganz umsetzen konnte. Bei Curdin Perl zeigt die Formkurve nach einer Schulterverletzung im August aktuell wieder aufwärts.
Auch von den Sprintspezialisten ist in diesem Winter einiges zu erwarten. Neben Gianluca Cologna, der letzte Saison als Dritter in Asiago bereits einmal auf dem Weltcup-Podest stand, weisen auch Athleten wie Jovian Hediger, Jöri Kindschi, Ueli Schnider oder Roman Schaad das Potenzial für Topergebnisse auf. Bei den Frauen ist Sprinterin Laurien van der Graaff die einzige Schweizer Athletin mit Podestambitionen.